Devisen Was hinter der aktuellen Schwäche des Dollars wirklich steckt

Der Anteil des US-Dollars an den weltweiten Währungsreserven fällt. Was dahinter steckt und welche Währungen profitieren.

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Von der Dollar-Schwäche konnten Euro, Yen und Pfund profitieren. Quelle: Reuters

Frankfurt Eine neue Statistik des Internationalen Währungsfonds gibt Dollar-Kritikern einen Schub: Den Daten zufolge ist der Dollar auf den tiefsten Stand seit vier Jahren gefallen. Von den zehn Billionen Dollar, die Zentralbanken an allokierten Währungsreserven halten (also Währungen jener Länder, die für den Bericht Statistiken liefern), macht die US-Währung im Schlussquartal 2017 noch 62,7 Prozent, im Vorjahr waren es noch 65,3 Prozent.

Eigentlich ist der Dollar weltweit als Reserve und Konstante beliebt. Nicht nur lässt sich mit dem US-Dollar fast überall auf der Welt bezahlen – auch viele Währungen haben ihren Kurs gegen den Dollar fixiert. Etwa Saudi-Arabien, der Libanon oder auch Venezuela.

Weltweit wird der Dollar seit Jahrzehnten von Zentralbanken als die wichtigste Reservewährung geschätzt. Die US-Währung dominiert das Reservewährungsgeschehen seit Jahren nach Belieben.

Nun scheint der Dollar aber zu schwächeln. Davon konnten Euro, Yen und Pfund profitieren. Der Anteil des Euros stieg von 19,13 auf 20,15 Prozent, der des Pfundes von 4,34 auf 4,54 Prozent und am stärksten jener des Yen von 3,95 auf 4,89 Prozent.

„Der Emanzipationsprozess von der Übermacht des US-Dollars sowie seinem Thronfolger Euro und die Suche nach alternativen Reservewährungen schreitet unaufhörlich voran“, kommentiert Dorothea Huttanus von der DZ-Bank.

Allerdings weist sie auch darauf hin, dass die Wertschwankungen und die Dollar-Schwäche wohl den Großteil zu den Verschiebungen beitragen. So hat etwa der Wechselkurs des Euros im Vergleich zum Dollar 2017 um fast 14 Prozent zugelegt. Dies hätte den in Dollar ausgewiesenen Wert der Euro-Reserven entsprechend erhöht, auch ohne dass nur ein einziger Euro gekauft werden musste.

„Durch die Euro-Aufwertung lässt sich allerdings gerade einmal die Hälfte des Anstiegs bei den Euro-Reserven erklären“, erklärt Huttanus. Denn die Euro-Bestände stieg im Jahresvergleich von 1,6 auf 2,0 Billionen Dollar.

Die Analysten der Citigroup mögen in den Verschiebungen keinen Bedeutungsverlust des Dollars erkennen. Schließlich würden in absoluten Zahlen immer noch mehr Dollar ge- als verkauft. Das Volumen der Dollar-Reserven stieg schließlich – trotz der Anteilsverluste – von 6,1 auf 6,3 Billionen Dollar.

„Möglicherweise schrecken die niedrigen beziehungsweise negativen Renditen in Europa noch immer einige von Euro-Käufen ab“, schreiben Analysten der Citigroup. Während die EZB allerdings zunehmend ihre ultralockere Geldpolitik zurückfährt, Renditen allmählich steigen, könnten Käufer von Reservewährungen ein wichtiger Treiber für künftige Euro-Aufwertung sein, vermutet die Citigroup.

Eine weitere wichtige Veränderung zeigt die IWF-Statistik: Erstmals taucht in den Daten der Währungsfonds der chinesische Yuan in der Liste der „allokierten Reserven“ neben Dollar, Euro, Yen & Co. auf. Unter den „allokierten Reserven“ werden die Währungen jener Länder aufgelistet, die für den Bericht Statistiken liefern. Im Vergleich zu den Schwergewichten macht der Yuan mit 122,8 Milliarden Dollar nur einen nahezu verschwindend kleinen Anteil von 1,23 Prozent aus.

Bereits 2016 hat der Internationale Währungsfonds den Yuan in den Währungskorb der „Sonderziehungsrechte“ aufgenommen. Dabei handelt es sich um eine Kunstwährung, die als Währungsreserve anerkannt ist. Mit der Aufnahme in den Währungskorb gelang China ein wichtiger Schritt.

Mittlerweile kaufen unter anderem die EZB oder die Bundesbank Yuan als Reservewährung. Jüngst hat China einen eigenen Terminkontrakt für Öl, den bedeutendsten Rohstoff der Welt, an den Markt gebracht, der in Yuan gepreist wird. Das soll nicht zuletzt dem Yuan – oder Renminbi, wie die Landeswährung auch genannt wird – Auftrieb geben. Der Yuan dürfte in den kommenden Jahren daher an Bedeutung gewinnen.

Seit 2016 veröffentlichen die Chinesen nach und nach ihre Währungsreserven – was die Daten des IWF verzerren dürfte. Huttanus von der DZ-Bank spricht den Chinesen etwa beim Bedeutungssprung des Yen eine gewichtige Rolle zu.

Alles in allem sei der Anteil der Währungsreserven jenseits des Dollars und des Euros mit 17,2 Prozent so hoch wie nie zuvor, erläutert Huttanus. Ein Abgesang auf den Dollar als weltweite Leitwährung käme wohl aber zu früh. Mit einem plötzlichen Ausverkauf ist nicht zu rechnen.

Als der Euro 1999 als offizielles Zahlungsmittel eingeführt wurde, kam der Dollar noch auf einen Anteil von 70,9 Prozent. 19 Jahre später hat er davon erst acht Prozent abgegeben. Selbst die DZ-Bank-Analystin sieht noch keinen Rückzug von Investoren aus dem US-Dollar – „noch nicht“.

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