Devisenmarkt Britisches Pfund geht auf Talfahrt

Anleger fliehen nach Bekanntgabe schwacher Konjunkturdaten aus dem britischen Pfund. Der Einkaufsmanagerindex signalisiert eine Rezession, Spekulationen auf Geldspritzen der Notenbanken stützen jedoch den Aktienmarkt.

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Nach Bekanntgabe schwacher Konjunkturdaten verbilligte sich das Pfund auf 1,3175 Dollar. Quelle: dpa

Frankfurt Aus Furcht vor einer Rezession in Großbritannien sind am Freitag weitere Anleger aus dem Pfund Sterling geflohen. Nach Bekanntgabe schwacher Konjunkturdaten verbilligte sich das Pfund binnen Minuten um gut einen US-Cent auf 1,3175 Dollar. Der Euro hielt sich dagegen mit 1,1031 Dollar auf dem Niveau vom Vorabend. Die europäischen Aktienmärkte reagierten dagegen gelassen auf die Zahlen.

Das Stimmungsbarometer der britischen Einkaufsmanager rutschte vorläufigen Berechnungen zufolge unter die Marke von 50 Punkten, teilte der Datenanbieter Markit mit. Damit signalisiert es eine schrumpfende Wirtschaftsleistung. „Das ist die erste greifbare Zahl nach dem Brexit-Referendum, die auf einen Abschwung in Großbritannien hindeutet.“

Der Londoner Auswahlindex FTSE überwand dennoch seine anfängliche Schwäche und drehte leicht ins Plus. „Es sieht danach aus, dass die Bank von England (BoE) nun die notwendigen Fakten hat, die sie braucht, um bei ihrer nächsten Sitzung im August die Geldpolitik zu lockern“, sagte Analyst Neil Wilson vom Brokerhaus ETX Capital. Er rechne mit massiven Geldspritzen der Notenbank.

Auch an den übrigen Aktienbörsen perlten die enttäuschenden Konjunkturdaten ab. Dax und EuroStoxx50 notierten jeweils kaum verändert bei 10.154 und 2973 Punkten. „Bullen und Bären halten sich die Waage“, sagte Konstantin Oldenburger, Analyst des Online-Brokers CMC Markets. Im Börsenjargon stehen diese Tiere für Optimisten und Pessimisten. Auf die erhofften frischen Impulse von der Wall Street müssen Investoren nach Einschätzung von Börsianern allerdings noch warten, da die Rekordjagd der US-Indizes vorerst zum Erliegen gekommen ist.

Zu den größten Verlierern am deutschen Aktienmarkt zählte ElringKlinger. Die Aktien fielen um bis zu 17,6 Prozent auf ein Fünf-Jahres-Tief von 15,16 Euro. Damit steuerte der Autozulieferer auf den größten Tagesverlust seit der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers im Herbst 2008 zu.

Wegen Kapazitätsproblemen kappte ElringKlinger seine Gewinnprognose für das Gesamtjahr 2016. „Wir fühlen uns ins Jahr 2015 zurückversetzt“, sagte ein Börsianer. „Damals hatte das Unternehmen aus ähnlichen Gründen eine Gewinnwarnung ausgesprochen.“

In London stiegen Vodafone um bis zu fünf Prozent auf ein Elf-Monats-Hoch von 236,25 Pence und waren damit FTSE-Spitzenreiter. Unter anderem dank eines starken Deutschland-Geschäfts steigerte der Mobilfunkanbieter die wichtigen Service-Erlöse um 2,2 Prozent. Analysten hatten lediglich mit einem Plus von 1,9 Prozent gerechnet.

Vodafone wachse vor allem in ertragsstarken Feldern, betonte Analyst Andrew Lee von der US-Bank Goldman Sachs. Das aktuelle Quartalsergebnis sei eine gute Basis für das Geschäftsjahr 2016/2017. Im Windschatten von Vodafone gewannen Deutsche Telekom, Telefonica Deutschland, Orange, KPN und Telecom Italia bis zu drei Prozent.

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