Digitalwährung Warum der Bitcoin abgestürzt ist

Der Bitcoin ist berüchtigt für Kursturbulenzen. In den vergangenen zwei Tagen fiel er besonders stark, um Hunderte Dollar binnen Stunden. Das hat Gründe: Die Warnung der deutschen Aufsicht ist noch das geringste Problem.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Bitcoin: Warum die Kryptowährung abgestürzt ist Quelle: Reuters

Düsseldorf Der Bitcoin-Höhenflug ist vorerst beendet. Am Freitag stürzte der Kurs auf verschiedenen Börsen zwischenzeitlich von über 7.300 auf gut 6.700 Dollar ab – ein Rückgang von 600 Dollar binnen weniger Stunden. Am Freitagabend lag er bei rund 6.900 Dollar. Die wichtigste Digitalwährung ist bekannt für Kursturbulenzen: Erst am Mittwochabend war ihr Wert binnen einer Stunde von rund 7.400 auf über 7.800 Dollar gestiegen, kurz darauf aber wieder zurückgefallen.

Zwar lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, worauf sich jede einzelne Kursbewegung des Bitcoins zurückführen lässt. Noch vor einem Jahr waren Kursschwankungen von bis zu 50 Prozent eher die Regel als die Ausnahme. Aktuell lassen sich aber drei Hauptgründe für den jüngsten Abwärtstrend ausmachen.

Belastend wirkte wohl die Warnung der deutschen Finanzaufsicht Bafin vor virtuellen Börsengängen, auch ICOs genannt. Die Bafin hatte am Donnerstag Verbraucher erstmals vor ICOs gewarnt. In der Verbraucherwarnung, über die das Handelsblatt vorab berichtet hatte, findet die Aufsicht deutliche Worte. Die sogenannten Initial Coin Offerings (ICOs) stellten „höchst spekulative Investments“ dar, die „erhebliche Risiken“ bergen. Anleger sollten sich auf einen Totalverlust ihres Investments einstellen, viele Betrüger seien auf dem Markt unterwegs.

Zwar hat die seit 2009 etablierte Währung Bitcoin mit dem aktuellen Hype um virtuelle Börsengänge nur begrenzt etwas zu tun. Die Bafin erwähnt den Bitcoin in ihrer Warnung mit keinem Wort. Aber da beide Phänomene in der digitalen Krypto-Welt angesiedelt sind und zahlreiche ICO-Anbieter Bitcoin als Zahlungsmittel akzeptieren, ist ein negativer Effekt auf den Kurs nicht auszuschließen.

Grundsätzlich ist der Einfluss der deutschen Finanzaufsicht auf den globalen Bitcoin-Kurs aber begrenzt. Beobachter verweisen daher vor allem auf die am Mittwoch abgesagte Bitcoin-Reform namens „Segwit2x“ als Grund für die Kursturbulenzen. Dabei handelte es sich um eine Änderung des Bitcoin-Algorithmus, die unter anderem die Größe eines jeden Infoblocks innerhalb der Blockchain-Datenbank erhöhen sollte, um Überweisungen zu beschleunigen. Die Reform war in der Szene extrem umstritten, ihre erzwungene Einführung hätte zu einer erneuten Spaltung des Bitcoin (einer sogenannten hard fork) führen können.

Die Macher hinter „Segwit2x“ haben die Reform am Mittwoch abgesagt, auch, weil es mit Bitcoin Cash inzwischen eine Abspaltung der Währung gibt, die viele ihrer Kritikpunkte aufgegriffen hat. Da mit der Absage die Gefahr einer erneuten Spaltung der Währung gebannt war, kam es am Mittwoch zwar zum kurzlebigen Kurshöhenflug. Langfristig dürfte die Entscheidung aber eher belastend auf den Kurs wirken.

Der jüngste Kursverfall scheint das zu bestätigen: Während der Bitcoin am Freitag zwischenzeitlich um knapp zehn Prozent im Wert gefallen ist, verzeichnete die Konkurrenzwährung Bitcoin Cash ein sattes Plus von rund 30 Prozent. Insider vermuten, dass viele Anhänger von „Segwit2x“ nach dem Scheitern der Code-Reform ihre Bitcoin in Bitcoin Cash umgetauscht haben. Der Prozess kommt nun zu einem Abschluss, was den Kurs stabilisieren dürfte.

Weiterer Grund für den jüngsten Kursverfall dürften darüber hinaus Gewinnmitnahmen gewesen sein: Zahlreiche Anleger haben angesichts des Höhenflugs der letzten Wochen schlicht Kasse gemacht. Seit Ende September war es für den Bitcoin langsam, aber stetig bergauf gegangen. Ende September notierte die wichtigste Kryptowährung noch bei gut 3.500 Dollar, Anfang November hatte sie die 7.000-Dollar-Marke geknackt. Ein Grund für den langen Höhenflug waren Spekulationen über eine bevorstehende Zulassung eines Bitcoin-Terminkontrakts (Futures) durch die größte Börse der Welt, die Chicagoer CME.

Dieser würde der Kryptowährung in den Augen von Experten die Tür zum Massenmarkt öffnen. „Der Bitcoin-Future könnte sich als Scheideweg für den digitalen Taler herausstellen“, sagte Analyst Timo Emden vom Brokerhaus IG der Nachrichtenagentur Reuters. „Bei einer Zulassung wäre Bitcoin mit einem Fuß im Mainstream angekommen.“ Vermutlich würde dann schnell ein Bitcoin-Indexfonds folgen; Anträge hierfür liegen bereits bei der Finanzaufsicht in den USA und der Schweiz vor.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%