Dividenden statt Minizins Wie sicher die Rekordausschüttungen sind

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Starkes Preis-Leistungs-Verhältnis

Ein starkes Preis-Leistungs-Verhältnis bietet gerade die Allianz mit einer Dividendenrendite über fünf Prozent und einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von neun. Auch die Münchener Rück bietet zu einem KGV von zehn eine Rendite von deutlich über vier Prozent. Seit April 2015 kauft der Konzern zudem eigene Aktien zurück, um den Kurs zu stützen – im Wert von rund einer Milliarde bis zur Hauptversammlung Ende April.

Dax-Neuling ProSiebenSat.1 garantiert seinen Aktionären die höchste Ausschüttungsquote im Dax: 80 bis 90 Prozent des bereinigten Nettoergebnisses sollen es jährlich sein. Der freie Cashflow lässt das zu. Seit 2009 stieg die Dividende stetig an. Sonderfall 2012: Für den Verkauf der Nordeuropa-Sparte gab es gar das Fünffache der Vorjahresdividende.

Das sind die besten Dividendenzahler 2016

Mit Vorsicht zu genießen sind die Kennziffern von Volkswagen. Auf dem Papier überzeugt ein KGV von sechs bei einer Dividendenrendite von 2,4 Prozent. Nachdem aber wegen des Abgasskandals die Hauptversammlung in den Juni verlegt wurde und voraussichtlich sogar auf zwei Sitzungstage ausgedehnt wird, dürfen sich Dividendenanleger auf Ärger einstellen. Analysten rechnen mit einer Kürzung der 4,86 Euro, die 2015 ausgezahlt wurden, um zwei Euro. Überraschungen nicht ausgeschlossen.

Dass die RWE-Dividende komplett ausfällt, dürfte die Gesamtausschüttung im Dax von rund 29,4 Milliarden Euro kaum treffen, bei RWE fallen knapp 576 Millionen Euro Dividende weg. Die Topzahler Allianz, Daimler und Siemens schütten dagegen jeweils über drei Milliarden Euro aus. „Die Gewichte im Dax haben sich die letzten Jahre verschoben“, sagt Bissinger. „Früher waren Versorger und die Telekom wichtige Dividendenzahler. Heute schütten vor allem Autobauer, Versicherungen und Industriekonzerne deutlich höhere Beträge an Aktionäre aus.“

Weltweit sind vor allem Technologiekonzerne in den vergangenen fünf Jahren an den traditionellen Dividendenzahlern vorbeigezogen, zeigt der Henderson Global Dividend Index (siehe Grafik). Gerade sicherte Apple-Chef Tim Cook seinen Aktionären zu, künftig die Dividenden weiter zu erhöhen. „Viele US-Technologiekonzerne haben inzwischen reifere Geschäftsmodelle und daher begrenztere Wachstumsmöglichkeiten. Sie erwirtschaften sehr hohe Cashflows, die verstärkt als Dividende ausgeschüttet werden“, sagt Bissinger.

Öl- und Gaskonzerne verteidigen noch ihren Ruf als dividendenstarke Aktien, obwohl ihnen die Gewinne und Kurse einbrachen. Die BP-Aktie verlor seit einem Jahr gut zwölf Prozent an Wert, Konkurrent Shell liegt 17 Prozent im Minus. Beide Konzerne bieten eine Dividendenrendite von acht Prozent.

Statt zu jubeln, müssten Aktionäre aufschreien, etwa ob der Vehemenz, mit der BP-Chef Bob Dudley die Dividende in diesem Jahr möglich machen will. Er erklärte, man wolle notfalls den Verschuldungsgrad erhöhen, um den bisherigen Betrag von 0,40 US-Dollar je Aktie zu halten. Denn der Cashflow lässt diese Zahlungen derzeit nicht zu. BP machte 2015 einen Rekordverlust von fast 6,5 Milliarden Dollar. Die Ratingagentur Standard & Poor’s will nun ihre Bewertung der Kreditwürdigkeit von BP prüfen. Anleger sollten das auch tun. Wenn Dividenden keine Beteiligung am Gewinn mehr sind, sondern Investitionen und damit den langfristigen Erfolg gefährden, ist keiner Seite gedient.

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