Dividendenstrategie Rosinenpicken für Fortgeschrittene

Immer mehr Investoren achten bei der Aktienwahl darauf, ob die Titel eine attraktive Dividende bieten. Doch das allein reicht nicht, betonen Anlageexperten. Worauf ein namhafter Fondsmanager aktuell setzt.

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Diese Weltbörsen erklimmen Höchststände
Bild: Tankstelle in Kuala Lumpur, das Petronas-Hochhaus im Hintergrund. Quelle: dpa
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Dividenden sichern Anleger die regelmäßigen Erträge, die ihnen Anleihen in der Nullzinswelt nicht mehr liefern. So weit, so bekannt. Nicht ohne Grund kaufen Anleger gern Fonds mit ausschüttungsstarken Aktien oder direkt dividendenstarke Papiere. Doch einfach auf Aktien mit guten Dividenden zu setzen, greift zu kurz, mahnen Fondsexperten. Denn wer vor allem auf hohe Ausschüttungen achtet, investiert nicht zwingend in längerfristig attraktive Firmen.

„Entscheidend ist, wie ein Unternehmen sein Kapital investiert“, betont Nick Clay, leitender Fondsmanager beim britischen Fondshaus Newton Investment Management, das zur US-Bank BNY Mellon gehört. Aktuell nehmen seiner Ansicht nach wieder Risiken zu, dass Aktiengesellschaften ihre Dividendenversprechen nicht einhalten können: Auch im Jahr 2016 sei der Anteil internationaler Firmen, die ihre Dividendenankündigungen zurück nähmen, bereits wieder auf fast 40 Prozent gestiegen, beobachtet er.

Im aktuell späten Konjunkturzyklus der westlichen Welt seien Cash Flows vielfach unter Druck geraten, meint Clay. Und dieser Anteil nicht gehaltener Versprechen ist überdurchschnittlich im Vergleich der letzten 20 Jahre: Nur Anfang des Jahrtausends nach dem Platzen der Internetblase und in der Finanzkrise war der Wert demnach höher. Ein weiteres Alarmsignal ist für den Aktienexperten die Netto-Verschuldung von US-Firmen fernab der Finanzbranche, die schon fast wieder so hoch sei wie vor der Finanzkrise 2007, währen die Profitabilität dieser Unternehmen deutlich gesunken sei.

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Bei der Auswahl von Unternehmen mit attraktiven Dividenden geht es dem Verständnis aktiver Fondsmanager nach um mehr als nur um die Höhe der Gewinnausschüttungen. So betonen diese Geldmanager, die nach grundlegender Analyse von Unternehmen ihre Favoriten auswählen, ihren Mehrwert für Anleger - im Vergleich zu Börsenindizes, die auf Dividendenaktien setzen. Solche passiven Strategien, die sich auf hohe Dividenden fokussieren, geraten dagegen häufig in Schwächephasen des Marktes besonders stark unter Druck, wie Fondsmanager immer wieder kritisieren.

Auch für Clay ist etwa der „MSCI World High Dividend Yield“-Index ein falscher Gradmesser: In den vergangenen elf Jahren war die Wertentwicklung dieses Indexes mit knapp acht Prozent im Jahr kaum höher als die des klassischen Welt-Aktienindex „MSCI World“. Aber die Aktien des Dividendenindexes schwankten mit über 14 Prozent jährlich deutlich stärker.


Auf die systematische Analyse kommt es an

Aktive Manager wie Clay suchen mittels systematischer Analyse Unternehmen, die ihr Kapital effizient einsetzen. Es gelte, noch attraktiv bewertete Firmen mit stabilen Geschäftsmodellen und nachhaltigen Dividendenrenditen zu finden, erklärt er.

Die gibt es seiner Ansicht nach derzeit nicht unter den Banken, deren Margen unter der Niedrigzinsphase und zunehmender Regulierung leiden. Auch gegenüber Aktien aus Schwellenländern hält Clay sich zurück: Denn Risiken für Emerging-Market-Börsen erkennt er in einer Abschwächung des globalen Wachstums und einer vermutlich nahenden Leitzinserhöhung der USA, die Anlegerkapital aus Schwellenländern in die USA lenkte. Zudem findet der Manager Schwellenländeraktien nicht mehr preiswert. Auch im wachstumsschwachen Japan investiert er derzeit wenig.

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Zu den gewichtigsten Aktien in seinen rund neun Milliarden US-Dollar schweren Dividendenfonds gehört beispielsweise Microsoft. Ihm gefallen die starken Systeme des US-Softwareriesen, die es sich kaum ein Kunde leisten könne zu verlassen, die hohe Kapitalrendite von 40 Prozent und eine hohe freie Liquidität von sechs bis sieben Prozent. Neue Produkte wie Cloud-Lösungen lassen den Fondsmanager auf neues Wachstum hoffen, den Aktienkurs hält er für nicht zu hoch. Ebenfalls gewichtig investiert der Newton-Mann in den US-Konsumgüterkonzern Procter & Gamble, dessen besondere Wachstumsfantasie aus dem gewichtigen Anteil des Geschäfts in Schwellenländern herstammt.

Auch der Finanzriese Western Union ist für ihn spannend. „Western Union ist keine Bank, sondern ein Unternehmen, das Geld transferiert“, betont Clay. Und damit verfügt der weltweit operierende US-Anbieter von Bargeldtransfer seiner Ansicht nach über ein sehr stabiles Geschäftsmodell. Denn 80 Prozent der Kunden von Western Union hätten kein Bankkonto, sagt Clay. Im Durchschnitt würden Summen von 20 Euro verschickt und irgendwo in der Welt in Western-Union-Filialen abgeholt. Seine bevorzugten Sektoren sind derzeit Technologie, Konsumgüter und die klassisch dividendenstarken Versorger.

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