Dollar und Yen Währungsplausch auf dem Grün

Der japanische Premierminister Shinzo Abe ist zum Staatsbesuch in Washington eingetroffen. Deviseninvestoren blicken gespannt auf das Treffen. Sie erhoffen sich Impulse für den Währungsmarkt.

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Auf dem Devisenmarkt ging es zuletzt hin und her. Strategen erhoffen sich durch das Treffen von Abe und Trump neue Hinweise. Quelle: AP

Frankfurt Wenn Shinzo Abe und Donald Trump am Freitag ihr Treffen mit einer Partie Golf auf dem grünen Fairway des Mar-a-Lago Golfplatzes in Florida abschließen, dürfte äußerlich alles friedlich aussehen. Doch schon jetzt ist klar: Das Bild allein wird nicht reichen, um über das zuletzt wieder angespanntere Verhältnis zwischen den USA und Japan hinwegzutäuschen.

Die USA dürften zwar interessiert sein, mit Japan einen wichtigen Verbündeten in Asien zu haben. Doch in den vergangenen Tagen haben sich die Beziehungen eher verschlechtert als verbessert. Dafür gesorgt hat einmal mehr Donald Trump. Vor wenigen Tagen bezichtigte er China und Japan als Währungsmanipulatoren. „Schaut euch an, was China macht und was Japan seit Jahren getan hat. Sie spielen mit dem Geldmarkt, sie spielen mit Abwertungen, und wir sitzen hier rum wie ein Haufen Dummerchen“, sagte er. Vor diesem Hintergrund schauen Devisenhändler gebannt auf das Treffen. Sie erhoffen sich eindeutige Impulse für die wechselhaften Wechselkurse.

Denn eine klare Richtung hat das Währungspaar Dollar-Yen in den vergangenen Wochen vergebens gesucht – auch wenn es zunächst danach aussah, als sei alles klar. Nach der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten im vergangenen November glaubte der Markt an Trumps Wirtschaftsprogramm. Gegenüber dem Yen wertete die US-Währung zeitweise über 15 Prozent auf. Doch seit Beginn des Jahres – und Trumps verbalem Unmut über den starken Dollar – hat sich der Trend gewendet. Die japanische Währung wurde um 3,4 Prozent stärker. Aktuell kostet ein Dollar 113 Yen.

Aufgrund dieser Schwankungen werden die Investoren am Devisenmarkt vorsichtiger. Stapelten sich bis Mitte Dezember noch die Wetten auf einen fallenden Yen, zeigen Daten der Commodity Futures Trading Commission, dass sie seitdem um ein Drittel zurückgegangen sind. Dass diese Entwicklung so erheblich durchschlägt, hängt nicht zuletzt mit Trumps mehrfachen Klagen über den starken Dollar zusammen. Er fühlt sich, als agiere seine Wirtschaft mit einem Handicap am Weltmarkt.

Man kann dies als verbale Intervention am Devisenmarkt verstehen. Zwar werden diesen Maßnahmen von Währungsstrategen eher begrenzte und kurzfristige Auswirkungen zugeschrieben. Handlungen haben schließlich mehr Gewicht als Worte. „Es ist dann aber ausschlaggebend, was Politiker sagen, wenn es ein Hinweis darauf ist, was die Politiker tun werden“, erklärt Kit Juckes, leitender Devisenstratege der Société Générale. „Und es ist dann wichtig, wenn dies bedeutet, dass die Politiker eine schwächere Währung bevorzugen.“

Der Chefvolkswirt von Pimco, Joachim Fels, ist jedenfalls überzeugt, dass die neue US-Regierung kein Interesse an einer schwächeren Währung hat. Und das dürfte Abe und die Japaner zumindest enttäuschen. Denn je stärker der Dollar wird, desto schwächer würde automatisch – und ohne eigenes Zutun – der Yen. In der Theorie verbessert das die Exportchancen der Japaner und somit ihre Wettbewerbsfähigkeit.


Abes milliardenschweres Gepäck

Doch die Sache ist kompliziert. Je billiger ausländische Waren sind, desto schwieriger wird es für Trump, die amerikanische Wirtschaft, geschweige denn die amerikanische Industrie, aufzubauen. Es droht ein Kalter Währungskrieg, wie Pimco-Mann Fels bereits Ende 2016 erklärte. Dabei würden die großen Industrieländer über verdeckte Maßnahmen ihrer Zentralbanken ihre eigene Währung schwächen, um sich Vorteile auf dem Weltmarkt zu verschaffen. Etwaige Aktionen hätten bereits die Bank of Japan oder die Europäische Zentralbank vollzogen.

Japan betreibt seit Jahren eine ultralockere Geldpolitik. Erklärtes Ziel der japanischen Regierung ist es, so die Inflation auf etwa zwei Prozent zu erhöhen. Zuletzt lag sie nahe null. Die Leitzinsen in Japan liegen bei null Prozent, neben Staatsanleihen kauft die Bank of Japan auch börsengehandelte Indexfonds. Zudem hat das Land im vergangenen Jahr angekündigt, die Zinskurve seiner zehnjährigen Staatsanleihe nahe null Prozent zu halten. Heißt: Sollte der Zins steigen, kauft die Notenbank verstärkt diese Papiere, um ihn wieder zu drücken.

Diese Maßnahmen sorgen aber auch dafür, dass die Landeswährung Yen geschwächt wird. Und genau das passt Trump nicht. Um den US-Präsidenten zu beschwichtigen, ist Abe allem Anschein nach mit schwerem Gepäck in die USA gereist. Es geht um Versprechen über milliardenschwere Investitionen japanischer Fonds und Konzerne in die USA. Laut Financial Times habe zudem Sadayuki Sakakibara, der Vorsitzende des Wirtschafsverbandes Keidanren, Abe aufgefordert, den neuen US-Präsidenten auf die 400 Milliarden Dollar schweren Investments und die 1,7 Millionen Jobs, die dies stützen, aufmerksam zu machen.

Trump wird nicht müde zu betonen, dass Amerika vor allen anderen komme. Ihm dürfte das Besucher-Kalkül Abes gefallen – und auch wieder nicht. Denn je mehr Kapital in die USA fließt, desto stärker wird der Dollar aufwerten. Manche Analysten vermuten daher, dass Trump, der immer wieder schlechte „Deals“ seiner Vorgänger beklagt, eine Nicht-Manipulations-Klausel an die japanischen Investments knüpft. Soll heißen: Die Japaner sollten wenigstens aufhören, ihre Währung über geldpolitische Lockerungen weiter abzuwerten. Ein solches Vorhaben tatsächlich umzusetzen, dürfte allerdings noch schwieriger werden als ein langer Putt auf unebenem Grün.

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