
Frankfurt Beim weltweiten Handel mit Gold halten sich Relikte aus alten Zeiten unumstößlich, während in anderen Bereichen Neuerungen zu ganz neuen Strukturen führen. Eines der Relikte, das zeigt, wie undurchsichtig der Markt ist, ist das Goldfixing. Es gilt als Richtwert für den weltweiten Goldpreis. Zweimal täglich, um halb Zwölf und um 16 Uhr deutscher Zeit schalten sich in London fünf Goldhändler von der Bank of Nova Scotia, Barclays Capital, Deutscher Bank, Société Générale und HSBC zusammen. Der leitende Goldhändler ruft einen Preis auf, die anderen geben ihn an ihre Kunden weiter. Die rufen weitere Kunden an. Und innerhalb von oftmals nur wenigen Minuten ist ein Preis zwischen Goldproduzenten und -verarbeitern, Banken, Notenbanken sowie Fonds gefunden.
Damit ist weltweit ein Orientierungspunkt gesetzt für den Handel mit dem Edelmetall. Für den Handel mit physischem Gold laufen ebenfalls in London die Fäden zusammen. Die Großbanken sorgen für die reibungslose Abwicklung des weltweiten Goldhandels. Institute wie HSBC oder JP Morgan betreiben zudem große Goldspeicher, wo sie das Edelmetall gegen Gebühren für ihre Kunden lagern und verwalten. 2010 wurden allein über die sechs Clearinghäuser der London Bullion Market Association Barren im Wert von 250 Milliarden Dollar gehandelt, 13 Milliarden Dollar mehr als im Vorjahr. In den ersten vier Monaten dieses Jahres waren es 111 Milliarden Dollar. Aber auch in Zürich, Hongkong und anderen Plätzen wird physisches Gold gehandelt. Große Absatzmärkte für physisches Gold sind unter anderem Indien, die Türkei oder China, wo Goldschmuck traditionell eine wichtige Rolle spielt.
Neben dem Handel mit physischem Gold sind Warentermingeschäfte ein wichtiges Segment. Am bedeutendsten ist die Warenterminbörse CME in Chicago. Die CME hat großen Einfluss auf den Goldpreis. Sie legt fest, welche Sicherheit in echtem Geld Anleger hinterlegen müssen, die in Chicago Termingeschäft auf Gold abschließen wollen, also im Prinzip auf den künftigen Goldpreis wetten. Wenn sie diese Sicherheiten anhebt, um übertriebene Schwankungen aus dem Markt zu nehmen, dann belastet das den Preis. Am Mittwoch hat die CME das zum zweiten Mal innerhalb eines Monats getan, nachdem die Rohstoffbörsen in Schanghai und Hongkong den gleichen Schritt unternommen hatten.
Raymond Key, Chef des weltweiten Metallhandels bei der Deutschen Bank, spricht von einer Umwälzung des Goldmarktes. Vor zehn Jahren hätten die Förderer, die sich gegen Preisverfall absichern wollten, den Investmentmarkt für Gold dominiert. Heute seien es Finanzinvestoren wie Pensionsfonds, Hedge-Fonds und börsengehandelte Fonds (Exchange Traded Funds, ETFs). Vor allem der Siegeszug der ETFs hat nach Keys Meinung die Spielregeln im Goldgeschäft verändert. Diese Fonds hätten den Privatanlegern erstmals die Möglichkeit gegeben, unkompliziert und günstig in Gold zu investieren. Sie können dort von den Entwicklungen am Goldmarkt profitieren, ohne umständlich in physisches Gold investieren zu müssen.
2003 hatte der Anbieter ETF Securities den weltweit ersten Exchange Traded Fund für Gold an die australische Börse gebracht. Heute kommt dieser Fonds auf eine Marktkapitalisierung von 6,7 Milliarden Dollar. Der Branchenführer SPDR Gold Trust verwaltet mittlerweile über 71 Milliarden Dollar. Am Höhepunkt der Börsenturbulenzen hatte der Goldfonds sogar kurzfristig den weltgrößten Exchange Traded Fund, den SPDR S&P 500 Trust, überholt, der in US-Aktien investiert. Dem World Gold Council zufolge halten ETFs mittlerweile mehr als 2100 Tonnen Gold. Häufig sind Großbanken wiederum Emittenten der ETFs und verdienen somit auch in diesem Bereich des Goldhandels.
Zu den Investoren in Gold zählen auch Hedge-Fonds. Sie schätzen am Gold, dass seine Preisentwicklung alles andere als gleichförmig zu den Aktienmärkten verläuft. "Der Enthusiasmus der Hedge-Fonds für Gold und Platin bleibt stark", sagt Alain Bokobza von der Großbank Société Générale. Er begründet das mit der zuletzt anziehende Zahl der Kontrakte, die auf steigende Kurse setzen und damit oftmals die Richtung für den Goldpreis vorgeben. Das geht zum Großteil über Futures, also einem verbindlichen Vertrag zweier Parteien, zum anderen über Optionen, bei denen der Vertrag nur eine Seite bindet.