Dow Jones, Nasdaq, S&P 500 Kleinanleger schlagen an der Wall Street wieder zu – „Mad-Money-Börsenguru“ erwartet weiter steigende Kurse

Vor allem die Technologiewerte haben unter den jüngsten Zinserhöhungsängsten gelitten. Nun deckten sich Anleger wieder mit diesen Papieren ein.

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Blick in den Handelssaal der New York Stock Exchange. Quelle: dpa

An der Wall Street lassen Spekulationen auf vorzeitige Zinserhöhungen der US-Notenbank (Fed) nach. Das lockt Anleger an den Markt. Die Leitindizes Dow Jones, Nasdaq, und S&P 500 stiegen zur Eröffnung am Mittwoch um bis zu 0,4 Prozent.

„Die Leute realisieren, dass ein Großteil der Inflation vorübergehen und nur eine moderate Teuerung dauerhaft sein wird“, sagte Thomas Hayes, Manager beim Vermögensverwalter Great Hill. Vor allem die Technologiewerte hätten unter den jüngsten Zinserhöhungsängsten gelitten. Nun deckten sich Anleger wieder mit diesen Papieren ein.

Eine steigende Inflation und höhere Zinsen entwerten Experten zufolge zukünftige Gewinne dieser wachstumsstarken Firmen. Der Index für die großen US-Technologiekonzerne stieg um ein knappes halbes Prozent.

Börsianer stützten ihre Einschätzung auf die jüngsten Äußerungen der Fed-Führung. Die Notenbanker wiederholten ihr Mantra, dass der aktuelle Preisdruck rasch nachlassen werde. Daneben signalisierten sie zwar eine nahende Debatte über eine Drosselung der Wertpapierkäufe, betonten gleichzeitig aber, dass die Zeit für eine Straffung der geldpolitischen Zügel noch nicht gekommen sei.

Einer der interessantesten Börsengurus gibt sich bullish. CNBC-Fernsehmoderator Jim Cramer glaubt, dass Aktien in „absehbarer Zeit“ weiter zu steigen, und verwies auf eine Reihe von bullischen Faktoren.

Zum einen kühlt sich seiner Meinung nach der Markt für Börsengange ab, was auch der für die sogenannte Spac-Börsenmäntel. Dadurch dürfte wieder mehr Geld in die notierten Aktien fließen.

Der zweite Grund: „Dank mehrerer Konjunkturpakete mussten die Menschen ihre Bestände nicht verkaufen, um ihre Rechnungen zu bezahlen. In einer normalen Rezession sind viele Investoren gezwungen, ihre Aktien zu liquidieren. Diesmal haben wir das komplett vermieden“, so der Moderator der Sendung „Mad Money“.

Auch das bevorstehende Ende der Berichtssaison sei ein gutes Signal. Das ist eine gute Nachricht, so Cramer, denn die Aktienrückkäufe werden wahrscheinlich an Fahrt aufnehmen, was zu höheren Aktienkursen führen kann.

Getragen von zahlreichen Einträgen in einschlägigen Internet-Foren legen die Aktien von Gamestop und AMC erneut kräftig zu. Die Papiere des Videospiele-Händlers und der Kinokette steigen im vorbörslichen US-Geschäft um neun sowie 7,5 Prozent. Ein Gamestop-Aktie kostet derzeit rund 230 Dollar. Ende Januar hatten konzertierte Käufe von Kleinanlegern, die sich im Internet verabredet hatten, diesen Aktien teilweise vierstellige prozentuale Kursgewinne beschert.

Der Höhenflug von Pieris geht weiter. Die Aktien der Pharmafirma stiegen am Mittwoch an der Wall Street um gut 35 Prozent auf ein Eineinhalb-Jahres-Hoch von 5,09 Dollar, nachdem sie ihren Kurs am Dienstag bereits mehr als verdoppelt hatten. Befeuert wurde die erneute Rally von positiven Kommentaren in einschlägigen Internet-Foren für Kleinanleger.

Der 8,45 Milliarden Dollar schwere Kauf des Filmstudios Metro Goldwyn Mayer (MGM) ermuntert Anleger zum Einstieg bei Amazon. Die Aktien des Online-Händlers und Betreiber der Streaming-Plattform Prime steigen um 0,4 Prozent. MGM verfügt über ein großes Film- und TV-Archiv. Zum Katalog gehören die „James Bond"-Filme und die Serie „Vikings“.

Bei den Aktienwerten gehörte Ford mit einem Plus von drei Prozent zu den Favoriten. Der Autobauer will Investitionen in Elektro-Mobilität um ein Drittel auf mehr als 30 Milliarden Dollar aufstocken. Bis 2030 sollen 40 Prozent seiner weltweit verkauften Modelle strombetrieben sein.

Weitere Einzelwerte im Fokus

Urban Outfitters: Die Aktien des Bekleidungshändlers stiegen um mehr als zwölf Prozent. Das Unternehmen übertraf die Konsensschätzung von 17 Cents pro Aktie deutlich und erzielte einen Quartalsgewinn von 54 Cents pro Aktie. Der Umsatz übertraf ebenfalls die Prognosen, da mehr Kunden als erwartet nach einer Impfung in die Geschäfte zurückkehrten.

Abercrombie & Fitch: Der Bekleidungseinzelhändler verdiente im ersten Quartal 67 Cents pro Aktie, verglichen mit den Prognosen der Analysten, die einen Verlust von 38 Cents pro Aktie erwartet hatten. Auch der Umsatz übertraf die Schätzungen, unterstützt durch einen Anstieg der digitalen Verkäufe und höhere Gewinnmargen. Abercrombie-Aktien stiegen um mehr als elf Prozent.

Zscaler: Die Aktien des Cybersecurity-Unternehmens stiegen um mehr als 13 Prozent. Das Unternehmen übertraf die Konsensschätzung von sieben Cents pro Aktie mehr als verdoppelte und meldete einen Quartalsgewinn von 15 Cents pro Aktie. Zscaler gab auch einen positiven Ausblick für das Gesamtjahr angesichts der gestiegenen Nachfrage nach Cybersecurity-Produkten und -Services.

Was sich auf den Aktienkurs ebenfalls positiv auswirkte, war die Ankündigung von Zscaler, Smokescreen Technologies zu übernehmen. Damit möchte man das Angebot von Cybersicherheitslösungen gegen ausgeklügelte, zielgerichtete Angriffe und Ransomware erweitern.

Royal Caribbean: Das Unternehmen hat als erste Kreuzfahrtgesellschaft, die Genehmigung erhalten, Testfahrten ab dem Hafen von Miami zu starten. Laut CDC (Centers for Disease Control and Prevention) dürfen Kreuzfahrtgesellschaften wieder komplette Passagierfahrten veranstalten, wenn 98 Prozent der Besatzungsmitglieder und 95 Prozent der Passagiere vollständig geimpft sind. Royal Caribbean legte 2,1 Prozent zu.

Was die Charttechnik sagt

Die Bodenbildung beim Technologie-Auswahlindex Nasdaq 100 ist abgeschlossen, der Bereich um 13.000 Punkten dient nun als solide Unterstützung. Auf der Oberseite ist der nächste Anlaufpunkt nun das Rekordhoch, welches am 29. April mit 14.073 Zählern erreicht wurde. Bis dahin sind es nur noch noch drei Prozent.

Einen noch geringeren Abstand zum Rekordhoch hat der S&P 500: Bis zu dieser Bestmarke mit 4240 Punkten von Anfang Mai sind es nur noch von rund 40 Zähler, also rund ein Prozent. Der Index ist bei rund 4050/4000 Stellen gut abgesichert.
Mit Agenturmaterial

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