Düngemittel Dax-Konzern K+S steht am Abgrund

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Preisverfall?

Kali-Anbieter

Die Preisbildung auf Rohstoffmärkten mit Überkapazitäten und vielen Anbietern lässt sich auf Basis der Kostenstrukturen einzelner Kali-Minen recht stabil schätzen: Je nach Region sind bis 2020 gegenüber dem heutigen Niveau Preisrückgänge zwischen 50 Prozent (China) und 66 Prozent (Europa) plausibel.

Uralkalis Ankündigung, die Exportallianz BPC zu verlassen, lässt sich deshalb als wohlüberlegte Konsequenz dieser revolutionären Entwicklung deuten. Sie verschafft dem russischen Produzenten einen größeren Handlungsspielraum bei Preisen sowie Produktions- und Absatzmengen. Uralkali ist nicht mehr länger bereit, mit einer Unterauslastung der eigenen Kapazitäten für höhere Gesamtmarkt-Preise zu zahlen – weil es den drohenden Preisverfall als unvermeidbar ansieht. Dieser wird eintreten, selbst dann, wenn sich die jüngsten Spekulationen bewahrheiten sollten und Uralkali nach einem Ausstieg von Großaktionär Suleiman Kerimov zur Kooperation innerhalb des Konsortiums zurückkehren würde. Der russische Milliardär hält 22 Prozent am Aktienkapital von Uralkali.

Aus der Industrie ist ohnehin zu vernehmen, dass die Preise bereits ins Rutschen geraten sind. So soll Belaruskali indischen Abnehmern einen Liefervertrag über 360 Dollar je Tonne inklusive Fracht angeboten haben. Canpotex handelt gerade mit China neue Lieferverträge aus, bei denen gar schon Preise von 320 Dollar je Tonne im Gespräch sein sollen. Im Sommer lag der Preis noch komfortabel für alle Anbieter bei über 400 Dollar.

Die absehbaren Konsequenzen für K+S, die zuletzt auch schon Ladungen für 370 Dollar je Tonne verkauft haben soll, sind dramatisch: Setzt sich der Preisverfall fort, wären viele Minen von K+S nicht mehr profitabel. Der in der Vergangenheit größte Werttreiber des Unternehmens würde sich in nichts auflösen.

Zukünftig wird der weltweite Kali-Markt ähnlichen Regeln folgen wie andere globale Rohstoffindustrien mit vielen Anbietern und großen Überkapazitäten. Ein Beispiel ist der Zinn-Markt, auf dem sich nach dem Zerfall eines Kartells 1985 die Preise mehr als halbierten. Erst nach fast 20 Jahren konnten sie sich nachhaltig erholen. Bei falscher Strategie können in solchen Situationen auch große Anbieter in finanzielle Schieflage geraten und im Extremfall ganz vom Markt verschwinden.

K+S und die anderen großen Anbieter haben nicht viel strategischen Spielraum. Die zentralen Handlungsparameter sind das Herunterfahren der Investitionen, die Konzentration auf Kosteneffizienz und ein intelligentes Management von Preisen und Kapazitätsauslastung. Der Versuch, den Übergang zu verhindern und sich mit der alten Strategie für knappe Mengen und hohe Preise gegen die Lawine zu stemmen, wäre keine gute Idee: Dies würde Wert vernichten, die Lawine aber nicht aufhalten.

Anleger sind vorerst gut beraten, einen Bogen um K+S zu machen. Die jüngste Kurserholung bietet eine Gelegenheit zum Verkauf des Dax-Wertes.

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