Dürre und Ernterückgänge Soja- und Maispreise ziehen stark an

Soja ist so teuer wie seit Jahren nicht, auch Mais kostet immer mehr - Experten befürchten schon ernste Probleme für die weltweite Lebensmittelversorgung. Und die Preissprünge dürften wohl weitergehen.

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Eine Preisexplosion bei Soja könnte verheerende Folgen für die Nahrungsmittelversorgung haben. Quelle: dpa

Frankfurt/London Steigende Preise für Agrarrohstoffe lassen neue Ängste vor einer Nahrungsmittelkrise aufkommen: Vor allem Soja und Mais haben sich zuletzt deutlich verteuert. Experten machen die steigende Nachfrage in China und eine fallende globale Produktion wegen Dürre und Ernterückgängen in Lateinamerika verantwortlich. Doch auch Finanzspekulanten dürften ihre Finger im Spiel haben. Händler erwarten, dass der Preisauftrieb anhält.

Sojabohnen kosteten in der vergangenen Woche soviel wie seit vier Jahren nicht mehr. Am Freitag durchbrach der Preis sogar die Marke von 15 US-Dollar pro Scheffel (gut 27 Kilogramm). Einem Bericht der „Financial Times“ zufolge rechnen Rohstoffhändler mit weiteren Anstiegen. Die Experten erwarten sogar, dass die Höchststände aus dem Sommer 2008 eingestellt werden. Damals war der Preis bis auf 16,63 Dollar gestiegen.

Eine Preisexplosion bei Soja könnte jedoch verheerende Folgen für die weltweite Nahrungsmittelversorgung haben: Die Nutzpflanze findet breite Verwendung als Tierfutter in der Agrarwirtschaft und wird unter anderem als Salat- und Kochöl sowie Brat- und Backfett benutzt.

„Hohe Nahrungsmittelpreise sind besonders für arme Länder problematisch, die einen Großteil ihrer Nahrungsmittel importieren, wie die große Mehrheit der afrikanischen Staaten“, erklärt Ralf Südhoff, Deutschland-Chef des UN World Food Programme (WFP). Wenn sich die Kosten für Importe erhöhten, werde es für diese Länder schwieriger, ihre Bevölkerung zu ernähren. „Viele Haushalte in Entwicklungsländern geben ohnehin 60 bis 80 Prozent ihres Einkommens für Nahrungsmittel aus - steigende Preise haben deshalb dramatische Konsequenzen.“


Spekulanten mitverantwortlich

Thilo Bode, Chef der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch, macht Spekulanten an den Finanzmärkten mitverantwortlich für die Entwicklung: „In den vergangenen Jahren ist massiv Geld in Agrarrohstoffe geflossen“, sagte Bode im „Handelsblatt“. Seit dem Jahr 2000, als die Politik die Rohstoffterminbörsen für Investoren geöffnet hat, habe sich das Kapital am Terminmarkt von 15 Milliarden auf 600 Milliarden Dollar erhöht. „Das hat zu Preisblasen und phasenweise höheren Lebensmittelpreisen geführt.“

Nach Einschätzung von Eugen Weinberg, Rohstoffexperte der Commerzbank, ist auch der Preisanstieg der vergangenen Wochen maßgeblich auf „spekulative Finanzanleger“ zurückzuführen. Die Kontrakte auf anziehende Preise hätten den zwölften Wochenanstieg in Folge markiert und ein Rekordhoch erreicht. Damit habe sich jedoch „ein beträchtliches Korrekturpotenzial aufgebaut“.

Auch der Maispreis hat zuletzt rasant zugelegt: Am Freitag stiegen die Notierungen an der weltgrößten Terminbörse CBOT in Chicago um fast fünf Prozent, nachdem das US-Landwirtschaftsministerium mit 1,56 Millionen Tonnen den größten Verkauf von US-Mais an einem einzigen Tag seit 1991 bestätigt hatte.

Der Großteil davon bezieht sich laut Commerzbank-Experte Weinberg auf die neue Ernte, für die zwar ein Rekordwert erwartet wird. Trotzdem zeigt der große Abverkauf bereits im Vorfeld, wie stark zurzeit die Nachfrage nach Agrarrohstoffen ist.

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