
Frankfurt Die Deutsche Bank prüft den Verkauf von Teilen ihres Asset-Managements. Das sagt sie ganz offiziell. An ihrer Fondstochter, der DWS, hält sie allerdings fest. Noch zumindest. Aber auch hier gibt es Probleme. „Die Fonds schwächeln“, sagt André Härtel, Fondsanalyst bei Feri Eurorating. Im Schnitt sind die Leistungen sogar auf einem Tiefpunkt.
In der Feri-Auswertung für das Handelsblatt zeigt der Trend kontinuierlich nach unten. Noch vor einigen Jahren waren rund zwei Drittel der Produkte mit „gut“ benotet, das heißt, sie lieferten im Vergleich zu Konkurrenzprodukten und dem Vergleichsindex eine gute Rendite. Zum Ende Oktober hat sich diese Erfolgsquote fast halbiert . „Die Leistung hat sowohl bei Aktienfonds als auch bei Anleihefonds nachgelassen“, urteilt Härtel. Im Leistungsranking der Anbieter steht die DWS jetzt auf Platz 15. In früheren Jahren hatte sie meist einen Platz unter den Top 3 abonniert.
Star-Manager Klaus Kaldemorgen kämpft um Rendite
Feri steht nicht allein. Auch die Ratingagentur Morningstar weist auf die Defizite bei der weltweit 157 Milliarden Euro verwaltenden DWS hin. „Bei den Aktien laufen die Europaprodukte und die globalen Fonds nicht besonders“, sagt Morningstar-Analyst Simon Nöth. Auf der Anleiheseite ist die DWS seiner Meinung nach wenig konstant. „Einbruch 2008, erholt 2009, danach und bis heute kaum überzeugend“, urteilt er.
Auch der einstige Star-Manager und zeitweilige DWS-Deutschland-Chef Klaus Kaldemorgen liegt mit der Wertentwicklung seiner Produkte zurück. Die Flaggschiffe DWS Vermögensbildungsfonds I und Akkumula hinken ihren Vergleichsindizes hinterher. „Auch Klaus Kaldemorgen hat Probleme“, sagt Härtel.
Die DWS hat in den vergangenen Jahren mehrere Strategiewechsel und Wechsel ihrer Führungskräfte hinter sich. Seit Jahresanfang führt Wolfgang Matis aus der Deutschen Bank die DWS. Er löste Klaus Kaldemorgen ab. Was die künftige Strategie angeht, hat Matis sich bisher eher bedeckt gehalten. „Im nächsten Jahr wird er offensiver nach draußen gehen“, sagt ein Deutsch-Banker.
In der jüngsten Zeit hat der Chefstratege der DWS, Asoka Wöhrmann, die Zügel bei den Fondsmanagern angezogen. Die Fondsmanager agieren jetzt eher defensiver als in früheren Zeiten. Skeptiker sprechen sogar von einer „Entmachtung der aktiven Manager“, von einem „massiven Eingriff in das Erbgut der DWS“.
Insider warten auf den großen Wurf unter neuer Führung
Im Hause des Fondsanbieters sieht man das dagegen etwas anders. „Wir haben jetzt ein straffes Risikomanagement“, heißt es. „Wenn ein Fondsmanager freier agieren will, muss er sich das mit guter Leistung erst erarbeiten. Die Fondsmanager werden allerdings schneller ausgetauscht als früher, wenn sie nicht erfolgreich sind.“
Laut der offiziellen Pressemitteilung der Deutschen Bank steht die DWS als Ganzes nicht zur Disposition. Trotz der Probleme gilt sie innerhalb des Konzerns nach wie vor als stabiler Ertragsbringer. Alle anderen Bereiche des Asset-Managements dagegen sind verzichtbar. Insgesamt erwirtschaftet das Asset-Management mindestens 300 Millionen Euro Gewinn. Praktisch den gesamten Betrag steuert die DWS bei.
Aus der Pressemitteilung der Bank geht allerdings hervor, dass das nordamerikanische Geschäft durchaus zur Disposition steht. Vor Jahren war dort die Gesellschaft Scudder erworben worden. Doch die daran geknüpften hohen Erwartungen haben sich bisher nicht erfüllt. Auch in den vergangenen Jahren zogen die Anleger dort umgerechnet jeweils mehr als zwei Milliarden Euro ab. „In den USA sind wir eine kleine Nummer, die Performance ist auch eher grottig“, sagt ein Insider.
Inzwischen richten sich die Blicke in der Bank und bei ihrer Tochter nach vorne, auf die Ära nach Josef Ackermann. „Der Jo hat sich nie so recht um das Asset-Management gekümmert“, sagt ein Deutsch-Banker.
Insider warten auf großen Wurf unter neuer Führung
Das werde jetzt anderes. „Unter Anju Jain werden wir weniger Dopplungen haben“, sagt der Kenner. Er meint damit: Die Deutsche Bank macht heute in verschiedenen Teilbereichen für Vermögensverwaltung das Gleiche oder etwas Ähnliches. Es wird Geld verwaltet bei Oppenheim, Frankfurt-Trust, im Wealth-Management, bei der Derivate-Einheit X-Markets, dazu kommen die Indexfonds und natürlich die DWS.
Der Insider: „Wir werden überlegen, wie wir das zusammenbauen.“