Edelmetalle Es ist kein Ende der Gold-Rally in Sicht

Gold in kleinen Barren und Münzen ist bei Anlegern beliebt. Quelle: imago images

Der Goldpreis klettert auf den höchsten Stand seit knapp anderthalb Jahren. Und diese Entwicklung dürfte sich fortsetzen. Experten nennen für den anhaltenden Goldrausch der Anleger vor allem einen Grund.

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Jubellaune bei Goldanlagern: Der Preis des Edelmetalls ist am Donnerstag auf den höchsten Stand seit August 2016 gestiegen. Ausschlaggebender Grund ist Analysten zufolge der schwächelnde US-Dollar. Daher sehen die Experten gute Chancen für eine Fortsetzung des aktuellen Höhenflugs.

Die unter Druck stehende US-Währung macht Gold für viele Investoren rechnerisch günstiger. Der Preis für eine Feinunze Gold - das sind etwa 31,1 Gramm - kletterte auf zeitweise über 1.365 US-Dollar. „Dass der Preisanstieg von Gold fast ausschließlich auf den schwachen US-Dollar zurückzuführen ist, zeigt auch die Reaktion von Gold in Euro gerechnet“, urteilen die Rohstoff-Experten der Commerzbank. In Euro gerechnet kostet die Feinunze knapp 1100 Euro. Da auch der Euro momentan (ebenfalls getrieben vom starken Dollar) aufwertet, bleiben im Gold/Euro-Verhältnis neue Höchststände aus.

Bereits seit Ende vergangenen Jahres geht es mit dem Goldpreis tendenziell nach oben. Im Januar stieg er im Vergleich zum Dollar bisher etwa vier Prozent. Die spiegelbildliche Abwärtsbewegung beim Dollar führen Fachleute vor allem darauf zurück, dass die Europäische Zentralbank (EZB) und auch die Bank of Japan ihre Geldpolitik in absehbarer Zeit straffen dürften. Zudem scheint sich die US-Regierung offensichtlich nicht an der Dollar-Talfahrt zu stören: Finanzminister Steven Mnuchin zeigte sich auf dem Weltwirtschaftsforum im Schweizer Davos zur Wochenmitte unbesorgt über die anhaltende Abwertung des Greenback. Er hob sogar den Vorteil einer schwachen Währung hervor. „Der schwächere Dollar ist gut für uns“, sagte Mnuchin.

So werden aus altem Schmuck Gold- und Silberbarren
Alter Schmuck wird in der Gold- und Silberscheideanstalt angeliefert. Quelle: Christof Mattes für WirtschaftsWoche
Ein Arbeiter der Scheideanstalt schmilzt den alten Schmuck ein. Quelle: Christof Mattes für WirtschaftsWoche
So sieht der Metallbarren aus, den der Arbeiter aus der Lieferung eines Altgoldhändlers geschmolzen hat Quelle: Christof Mattes für WirtschaftsWoche
Was der Arbeiter im Kleinen mit dem Schmuck macht, passiert im Trommelofen im Großen: Dort werden metallische Abfälle aus der Industrie eingeschmolzen – weniger als ein Prozent davon ist Gold. Quelle: Christof Mattes für WirtschaftsWoche
Die flüssigen Metalle gießt ein Arbeiter in große Formen. Quelle: Christof Mattes für WirtschaftsWoche
Volkmar Häuser, Leiter der Edelmetall-Rückgewinnung bei Agosi (Allgemeine Gold- und Silberscheideanstalt) zeigt eine Flasche mit Goldsand. Quelle: Christof Mattes für WirtschaftsWoche
Hier ist Gold in seinen verschiedenen Stufen des Recycling-Prozesses zu sehen: In der kleinen Flasche links sind braune Flocken. Die entstehen, nachdem Agosi die von Lieferanten angelieferten Metalle einschmilzt und die flüssige Masse in Wasser kippt. Die Metalle flocken zu Cornflakes-ähnlichen braunen Teilchen aus. Aus den Flocken wird Goldsand (zweite Flasche von links). Der entsteht in Reaktoren, in denen die Flocken zu Goldsand verarbeitet werden. Eine Mischung aus Salz- und Salpetersäure – auch Königswasser genannt – ist die einzige Flüssigkeit, die Gold auflösen kann. Der Sand sieht aus wie Currypulver, enthält aber bereits Feingold. Erneut eingeschmolzen und wieder in Wasser gekippt entstehen die goldenen Granalien (dritte Falsche von links), aus denen dann endlich Barren werden (vorne). Quelle: Christof Mattes für WirtschaftsWoche

Gleichzeitig betonte US-Handelsminister Wilbur Ross, dass die USA künftig härter dafür kämpfen würden, ihre Exporte zu schützen. Der vielbeachtete Bloomberg Dollar Spot-Index, der das Wechselkursverhältnis zu anderen bedeutenden Währungen abbildet, rutschte im Anschluss auf seinen niedrigsten Stand seit dem Jahr 2014.

Neben der Dollar-Schwäche nennen Fachleute weitere Gründe für die Rally bei Gold. Nach Einschätzung der Australia & New Zealand Banking Group gehört dazu in erster Linie das zunehmende Risiko einer Korrektur am Aktienmarkt, das den Goldpreis stützt. Denn Gold gilt in turbulenten Börsenzeiten als sicherer Hafen. Gleichzeitig werfen Alternativen zu Aktieninvestitionen wie Sparbuch oder Tagesgeld wegen der extrem niedrigen Zinsen kaum noch Rendite ab.

Die Strategen der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) weisen außerdem auf eine Korrelation zum Markt für Kryptowährungen hin: Der aktuelle Anstieg beim Goldpreis habe sich praktisch zeitgleich mit dem Absturz des Bitcoin vollzogen, der bedeutendsten Cyberwährung, die seit ihrem Allzeithoch Mitte Dezember mehr als 40 Prozent an Wert verlor. Goldhandelshäuser berichteten laut der Landesbanker von einem mehrfachen Absatz an Goldmünzen als in der Zeit davor. Dies lege die Vermutung nahe, dass die Profiteure des Spekulationsbooms versuchten, ihren neuen Reichtum mit Gold abzusichern.

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