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Edelmetalle Notenbanken kaufen massiv Gold

Das Vertrauen in Papiergeld sinkt. Das haben die Zentralbanken in den Schwellenländern längst erkannt. Sie horten Gold, um ihre Reserven abzusichern.

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Das Edelmetall ist gefragt - besonders in den Schwellenländern. Quelle: dpa

Frankfurt Während das Vertrauen in die großen Währungen sinkt, ist Gold so gefragt wie lange nicht mehr. Die weltweite Goldnachfrage stieg im dritten Quartal knapp 1054 Tonnen. Das entspricht laut der Gold-Lobby World Gold Council im Transaktionswert einem Rekordbetrag von 57,7 Milliarden Dollar. „Im Gesamtjahr könnten wir über 4000 Tonnen erreichen, auch das wäre ein Rekord“, sagt Daniel Briesemann, Rohstoffexperte bei der Commerzbank. „Investoren rund um den Globus suchen Vermögensschutz, Streuung ihres Kapitals und starke Anlageerträge“, heißt es vom World Gold Council.

Von der Gesamtnachfrage von 1702 Tonnen im dritten Quartal entfiel mit 468,1 Tonnen mehr als ein Viertel auf Anleger. Diese haben demnach genau ein Drittel mehr nachgefragt als im gleichen Quartal des Vorjahrs.
Der interessanteste Block sind jedoch die Käufe der Notenbanken. Diese waren bis 2009 regelmäßig als Nettoverkäufer aufgetreten, weil das zinslose Halten von Reserven in Gold aus der Mode gekommen war. Sie hatten sogar ein Goldabkommen geschlossen, um die Verkäufe zu begrenzen und einen Goldpreisverfall zu vermeiden.

Im dritten Quartal kauften die Notenbanken per saldo 148,4 Tonnen dazu, so viel wie nie in einem Quartal seit vier Jahrzehnten. „Im laufenden Jahr insgesamt halte ich ein neues Top bei 465 Tonnen für möglich, wenn der Goldpreis nicht stark fällt“, meint Briesemann.

Ronald Stöferle, Goldexperte bei der Ersten Bank in Wien, sieht den Hauptgrund für das wachsende Interesse der Notenbanken darin, dass einige von diesen noch Nachholbedarf bei der Goldanlage haben. „Die Nachfrage kommt vor allem aus den Schwellenländern“, stellt er fest. Im laufenden Jahr haben beispielsweise Mexiko, Russland, Thailand und Sri Lanka gekauft. Allein Mexiko kaufte 100 Tonnen.

Stöferle argumentiert mit den rasant gewachsenen Devisenreserven der Länder, die vor allem in Dollar, Euro und Yen gehalten werden. "Der Goldanteil daran ist gering, aber der riesige und gewachsene Diversifizierungsbedarf muss gedeckt werden", sagt Stöferle. Allein China und Indien haben mehr als 4,5 Billionen Dollar Währungsreserven angesammelt, bisher nur zu einem geringen Anteil in Gold. Im Fall Chinas erreicht die Quote laut dem World Gold Council nur 1,7 Prozent, in Indien neun Prozent.

In den westlichen Ländern sind diese Quoten meist zweistellig. Der weltweit mit Abstand größte Goldhalter, die Notenbank der USA, hat bei den Reserven eine Goldquote von über 75 Prozent, bedingt dadurch, dass die USA selbst das Leitwährungsland sind. Auch der nächstgrößte Halter, Deutschland, hält 73 Prozent in Gold. Sogar die Anteile der EU-Problemländer Griechenland und Italien erreichen 80 beziehungsweise 72 Prozent.
Stöferle hat auch einen historischen Vergleich parat: „In den 1940er-Jahren lag die Goldquote bei 70 Prozent, heute sind es im Durchschnitt aller Zentralbanken nur noch zehn Prozent.“ Der Experte hält es daher für wahrscheinlich, dass die Notenbanken Netto-Käufer bleiben. „Die Anteile an den Reserven und die Bestände werden weiter steigen“, pflichtet ihm Commerzbank-Analyst Eugen Weinberg bei.

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