Ehemalige Berenberg-Banker Konkurrenz für den alten Arbeitgeber

Ehemalige Mitarbeiter der Privatbank Berenberg machen sich mit einem Vermögensverwalter selbstständig. Damit treten die Gründer in direkten Wettbewerb zu ihrem alten Arbeitgeber: Mit einem speziellen Angebot.

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Hier, unweit ihres alten Arbeitsgebers, haben acht ehemalige Berenberg-Banker einen Vermögensverwalter gegründet. Ihr neues Office befindet sich direkt gegenüber der Elbphilharmonie. Quelle: dpa

Frankfurt Die Hamburger Privatbank Berenberg hat ihre Vermögensverwaltung umgebaut – und das gefällt längst nicht allen Mitarbeitern. Eine Reihe von Investmententscheidern ist in den vergangenen zwanzig Monaten gegangen. Dazu gehört der frühere Chef der Vermögensverwaltung für Großinvestoren Tindaro Siragusano. Er geht, wie das Handelsblatt erfuhr, mit sieben Ex-Berenberg-Bankern am Donnerstag in Hamburg unweit ihres alten Arbeitgebers mit einem neuen Vermögensverwalter an den Start und macht somit der Privatbank Konkurrenz.

„Nach schlechter Performance in den vergangenen Jahren haben wir 2017 unsere Vermögensverwaltung umgebaut“, erklärt ein Sprecher der Berenberg Bank. Zwar sind im vergangenen und in diesem Jahr insgesamt 14 Geldmanager gegangen, aber dafür 22 neue Investmententscheider hinzugekommen. Insgesamt arbeiten nun 45 Fonds- und Geldmanager in der Vermögensverwaltung. Der prominenteste Zugang ist der Chef des Wealth- und Vermögensmanagements Henning Gebhardt, der Anfang des Jahres von der Deutsche-Bank-Tochter Deutsche Asset Management kam. Vor einigen Tagen kündigte Berenberg an, dass zum 1. Januar die Family-Office-Spezialistin Angela Müller-Valkyser von der Deutschen Bank wechselt. Gebhardt steht für den Umbau der Vermögensverwaltung hin zu mehr einer aktienorientierten, aktiven, also von Fondsmanagerhand gesteuerten Anlagestrategie, über die Kunden höhere Erträge erzielen sollen.

Doch zahlreiche Mitarbeiter sehen diese neue Ausrichtung offenbar skeptisch. Allein in diesem Jahr verließen neun Investmentexperten das Haus, im Spätherbst vergangenen Jahres hatte Siragusano gekündigt. Dass er ein ganzes Team mit Kenntnissen in quantitativen und Währungsstrategien aus der Bank mitnimmt, wird in Finanzkreisen als Kritik am neuen Fokus interpretiert.

Siragusano begründet seinen Schritt in die Selbstständigkeit unter anderem mit dem internationalen Trend, dass Vermögensverwaltung unabhängig von Banken und damit interessenfrei sei. „Dieser Trend wird in Deutschland Einzug halten“, sagt Siragusano. Während in Deutschland Vermögensverwalter heute zu 90 Prozent zu Banken gehörten, seien vor allem im angelsächsischen Ausland die größten und besten Asset Manager unabhängig, erklärt er. Die sich verschärfende Regulierung fördere dies. Außerdem belegten Studien, dass unabhängige Geldmanager langfristig besser performen.

Spezielle Strategien für Großinvestoren

Siragusano startet am Donnerstag in Hamburg zusammen mit sieben Ex-Kollegen von Berernberg den Vermögensverwalter 7Orca Asset Management (7Orca). Dafür ziehen Chef Siragusano, Jasper Düx als Chef-Anlagestratege, Thimo Koch als Chef-Risikomanager, Holger Bang, Arne Decknatel, Ulrich Janus, Tom Pansegrau und Jochen Runze in die angesagte Speicherstadt direkt gegenüber das neue Wahrzeichen der Stadt, das Konzerthaus Elbphilharmonie. 7Orca bietet Risiko- und Währungssteuerung über Derivate, so genanntes Overlay- und Währungsmanagement, für Großinvestoren an.

In der Niedrigzinsphase hätten Großinvestoren auf ihrer weltweiten Suche nach Alternativen zu den weggeschmolzenen Zinskupons immer höhere Währungsrisiken in ihren Portfolios, erklärt Tiragusano. Schätzungen zufolge haben sich Währungsrisiken in den letzten Jahren vervierfacht und belaufen sich nun auf rund 20 Prozent des Vermögens. Das sei der Preis einer nun notwendigen weltweiten Diversifikation etwa in Anlageklassen wie Immobilien, Beteiligungen, sagt er. Zudem bieten die Geldmanager Strategien mit Optionen an, die von der Volatilität verschiedener Anlagearten profitieren wollen. Interessant: 7 Orca tritt damit direkt in Konkurrenz zu Berenberg, die dieses Geschäft neben anderen Banken wie HSBC Trinkaus oder Metzler auch machen.

7Orca geht mit zwei strategischen Partnern an den Start: Das Versorgungswerk der Zahnärztekammer Berlin und der Münchener Vermögensverwalter Assenagon beteiligen sich mit je 13 Prozent. Die restlichen Anteile halten die Gründer. Bis Ende 2018 will 7Orca profitabel werden und dafür 1,5 Milliarden Euro Kundengelder einsammeln. Das erste Mandat über 300 Millionen Euro kommt vom strategischen Partner aus Berlin.

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