Einnahmen der Großaktionäre So geben Deutschlands Dividendenkönige ihre Millionen aus

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Alles für die Firma

Kräftig unter ihren Verhältnissen lebt indes die extrem öffentlichkeitsscheue Milliardärsfamilie Reimann. Deren Imperium JAB Holding hat im vergangenen Jahr laut Geschäftsbericht zwar gut 2,8 Milliarden Euro Gewinn eingestrichen. Doch die vier Familienmitglieder und ihre zehn Kinder gönnen sich davon – abgesehen von einer deutlich neunstelligen Zuwendung im vergangenen Jahr – zusammen nur einen zweistelligen Millionenbetrag. „Und was sie rausholen, investieren sie weitgehend in ihre Stiftungen“, sagt ihr oberster Vermögensverwalter Peter Harf.

Auch das Gros der Mittelständler in der WirtschaftsWoche-Rangliste mehrt mit seinen Millionen vor allem das betriebliche Vermögen. Schraubenkönig Würth etwa schickte dem Vernehmen nach rund die Hälfte seiner geschätzten 86 Millionen Euro Ausschüttung zurück in die Firma. 2013 flossen von der 217-Millionen-Euro-Rekordauszahlung sogar mehr als 150 Millionen zurück zur Bilanzstärkung seines Imperiums im baden-württembergischen Künzelsau.

Die wichtigsten Marken des Reimann-Reiches

Die Familie Leibinger, Eigentümer des Werkzeugmaschinenbauers Trumpf aus dem schwäbischen Ditzingen, belässt laut Insidern sogar fast den kompletten Gewinn in der Firma. Was die Unternehmen am Ende ausschütten, soll vor allem den Eigentümern die Steuer auf die Kapitalerträge erstatten.

Das ist nicht komplett selbstlos. Denn die meisten Anteilseigner schicken ihre rentablen Retouren nicht einfach an die große Firmenkasse, sondern auf ein besonderes Gesellschafterkonto. Davon holt sich das Unternehmen dann bei Bedarf Geld für Investitionen und zahlt den Eigentümern auf den Betrag Zinsen von derzeit bis zu drei Prozent. Das hilft beiden Seiten. Die Firmen bekommen Kredite ohne lange Rückfragen und mindestens so günstig wie von der Bank. Den Eigentümern winken mit einem kalkulierbaren Risiko stabile Zinsen weit oberhalb einer Bundesanleihe.

Das Imperium der Familie Reimann
Calgon Quelle: dapd
Reckitt BenckiserDer britische Reinigungsmittelhersteller ist der wachstumsstärkste und profitabelste Konzern der Branche und die weltweite Nummer eins im Geschäft mit Wasch-, Putz- und Reinigungsmitteln. Die Familie Reimann ist wesentlich an Reckitt beteiligt. Kaum ein Industriellenclan ist verschwiegener. Kaum einer scheffelt derzeit mehr Geld mit seinem Reich, auch wenn man laut eigener Aussage die Hälfte der Dividenden spendet. Quelle: Presse
ClerasilZu den bekanntesten Marken von Reckitt Benckiser gehört Clearasil, eine Hautpflegeserie gegen Pickel und Akne. Die Marke ist seit 2006 Teil des Reckitt Benckiser-Portfolios durch die Akquisition von Boots Healthcare. Quelle: Presse
Kaffee-ImperiumAuch im Kaffeegeschäft mischt die Familien Reimann mit. Erst im Dezember 2012 kaufte die Familie Caribou Coffee für 340 Millionen Dollar, zuvor Peet’s Coffee & Tea für eine Milliarde Dollar. 2013 übernahm ein Konsortium unter Führung der Familienholding JAB den niederländischen Kaffee- und Teehersteller DE Master Blenders („Jacobs“, „Senseo“). Quelle: dpa
Keurig Grenn MountainIm Dezember 2015 gelingt den Reimanns der große Coup: Für 14 Milliarden Dollar übernimmt ihre Holding JAB den Kaffeekapsel-Produzenten Keurig und wird damit zu einem Rivalen von Platzhirsch Nespresso. Quelle: REUTERS
 Steffen Seifarth, Coty Regional Vice President, und Model der Chloé-Kampagne nehmen den DUFTSTAR Publikumspreis entgegen. Quelle: Fragrance Foundation Deutschland e.V. Quelle: Pressebild
JAB LuxuryDie Reimann gehörende österreichische Holding Labelux konzentriert sich auf Luxusmarken. Seit 2007 kauft die Holding einen Luxusgüterkonzern zusammen. Der Schweizer Lederwarenhersteller Bally gehört neben der Schmuckmanufaktur Solange und dem italienischen Lederwarenhersteller Zagliani bereits dazu. Im Juli 2008 wurde die US-amerikanische Modemarke Derek Lam übernommen, im Mai 2011 der US-Schuhhersteller Jimmy Choo - für rund 575 Millionen Euro. Quelle: Screenshot

Nicht immer ist der sparsamere Lebensstil ganz freiwillig. Weil sich bei der Düsseldorfer Haniel-Sippe rund 600 Mitglieder die eigentlich üppigen 40 Millionen teilen, bleiben für jeden im Schnitt wenig aufregende 66.666 Euro, immerhin nach Steuern.

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