Kräftig unter ihren Verhältnissen lebt indes die extrem öffentlichkeitsscheue Milliardärsfamilie Reimann. Deren Imperium JAB Holding hat im vergangenen Jahr laut Geschäftsbericht zwar gut 2,8 Milliarden Euro Gewinn eingestrichen. Doch die vier Familienmitglieder und ihre zehn Kinder gönnen sich davon – abgesehen von einer deutlich neunstelligen Zuwendung im vergangenen Jahr – zusammen nur einen zweistelligen Millionenbetrag. „Und was sie rausholen, investieren sie weitgehend in ihre Stiftungen“, sagt ihr oberster Vermögensverwalter Peter Harf.
Auch das Gros der Mittelständler in der WirtschaftsWoche-Rangliste mehrt mit seinen Millionen vor allem das betriebliche Vermögen. Schraubenkönig Würth etwa schickte dem Vernehmen nach rund die Hälfte seiner geschätzten 86 Millionen Euro Ausschüttung zurück in die Firma. 2013 flossen von der 217-Millionen-Euro-Rekordauszahlung sogar mehr als 150 Millionen zurück zur Bilanzstärkung seines Imperiums im baden-württembergischen Künzelsau.
Die wichtigsten Marken des Reimann-Reiches
Carte Noire, Douwe Egberts, Jacobs, Senseo, Tassimo,
Kaffeehausketten in USA: Peet’s, Caribou
Jimmy Choo, Bally, Belstaff und Zagliani
Gastronomie: Einstein Noah (US-Bagel-Kette)
Coty mit Parfüms (Calvin Klein, Cloé, Davidoff, Marc Jacobs, Joop, Adidas, Playboy, Promizeug wie Beyoncé, David Beckham, Jennifer Lopez…), Kosmetik (Astor, Manhattan, Rimmel), Pflege (Lancaster, Adidas, Philosophy)
Putzen und mehr: Calgon, Kukident, Clearasil, Hoffmann Gardinenpflege, Durex Kondome, Medizin (Nurofen, Dobendan), Fusspflege (Scholl),
Die Familie Leibinger, Eigentümer des Werkzeugmaschinenbauers Trumpf aus dem schwäbischen Ditzingen, belässt laut Insidern sogar fast den kompletten Gewinn in der Firma. Was die Unternehmen am Ende ausschütten, soll vor allem den Eigentümern die Steuer auf die Kapitalerträge erstatten.
Das ist nicht komplett selbstlos. Denn die meisten Anteilseigner schicken ihre rentablen Retouren nicht einfach an die große Firmenkasse, sondern auf ein besonderes Gesellschafterkonto. Davon holt sich das Unternehmen dann bei Bedarf Geld für Investitionen und zahlt den Eigentümern auf den Betrag Zinsen von derzeit bis zu drei Prozent. Das hilft beiden Seiten. Die Firmen bekommen Kredite ohne lange Rückfragen und mindestens so günstig wie von der Bank. Den Eigentümern winken mit einem kalkulierbaren Risiko stabile Zinsen weit oberhalb einer Bundesanleihe.
Nicht immer ist der sparsamere Lebensstil ganz freiwillig. Weil sich bei der Düsseldorfer Haniel-Sippe rund 600 Mitglieder die eigentlich üppigen 40 Millionen teilen, bleiben für jeden im Schnitt wenig aufregende 66.666 Euro, immerhin nach Steuern.