München Unter widrigen Umständen werden auch bescheiden klingende Ziele anspruchsvoll. Statt realem Ertrag wollten Kunden von Vermögensverwaltern in den vergangenen zwölf bewegten Börsenmonaten mit Zuspitzung der Krise in Europa vor allem eines: ihr Vermögen erhalten. Und wer es unter den Managern oft Millionenschwerer Depots schaffte, den Verlust für Kunden in maximal einstelligen Grenzen zu halten - gehört bereits zu den Besten.
„Im Durchschnitt verbuchten Vermögensverwalter einen Verlust von rund fünf Prozent“ stellte auch Hans-Kaspar von Schönfels, Gründer und Herausgeber des Fachmagazins „Elite Report“ bei der Prüfung von rund 800 Depots im Wert eines insgesamt hohen zweistelligen Milliarden-Euro-Betrages fest. Nicht selten war dies gepaart mit einer Neigung, möglichst viel im Kundendepot umzuschichten, um Provisionen zu kassieren, wie von Schönfels moniert.
Erfolgreich waren hingegen die Geldmanager, die den Schutz des Kundenvermögens zum obersten Thema machten und sich ernsthaft bemühten, den durch die Zuspitzung der Krise verunsicherten Kunden mit soliden Strategien die Angst zu nehmen, wie von Schönfels sagt. Beim neunten Elite Report werden gerade mal ein Siebtel der 348 untersuchten Vermögensverwalter im deutschsprachigen Raum als empfehlenswert ("satis bene") gekürt.
49 Häuser zeichnete der „Elite Report 2012“ gemeinsam mit dem Medienpartner Handelsblatt gestern in München als Elite aus, das sind zwei Anbieter weniger als im Vorjahr. Erneut „missachtete ein Großteil der analysierten Banken die Grundzüge solider Vermögensverwaltung und -beratung“, stellt von Schönfels fest.
Seriensieger Berenberg, Haspa und BHF
Unter den Besten der Ausgezeichneten gibt es allerdings große Stetigkeit. So erreichten drei Banken zum dritten Mal in Folge die Auszeichnung bester Vermögensverwalter. Die Berenberg Bank, die BHF Bank und die Hamburger Sparkasse (Haspa) erzielten einmal mehr die höchste Bewertung. Die BHF Bank steht zum sechsten Mal ganz oben im Ranking, die Haspa sogar zum neunten Mal. Ihnen dicht auf den Fersen sind 27 weitere Vermögensverwalter aus Deutschland, Lichtenstein, Österreich und der Schweiz, die mit der höchsten Auszeichnung „summa cum laude“ geehrt wurden.
Im härter werdenden Konkurrenzkampf um Vermögende erkennt von Schönfels eine „enorme Stabilität der Beratungsqualität“. So erklärt sich der Elite-Report-Gründer, dass 25 der insgesamt 30 Häuser mit Spitzennote ihren Rang verteidigen konnten. Zahlreiche Geldmanager erhielten die Auszeichnung zum neunten Mal. Darunter sind Bank Sarasin, Berenberg Bank, DJE Kapital, Haspa, HSBC Trinkaus, LGT Bank, Metzler und Pictet.
Zu den Aufsteigern in die höchste Kategorie gehören in diesem Jahr die Fürstlich Castell’sche Bank aus Würzburg. Elite Report lobt den „konservativen, wertbewussten“ Ansatz der Bank in Franken, die mit der sorgfältigen Erarbeitung tragfähiger Lösungen fürs Depot überzeuge. Das Niveau vergangener Jahre nicht halten konnten dagegen einige Schweizer Banken wie die Credit Suisse, Lombar Odier Darier Hentsch und die UBS. Die Institute litten unter der „Steuerthematik“, teils stellte Elite Report auch Schwächen in der Beratung und in der Depotrendite fest.
Solche Rankings bieten Anlegern Orientierung. „In diesen Zeiten großer Verunsicherung sind Hilfen dieser Art wichtiger denn je“, sagt Marco Cabras von der Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Entscheiden müsse sicher allerdings jeder selbst.
