Elsässers Auslese

Aktionäre, schaut Euch den CEO an!

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Der CEO hat so gut wie keine Aktien

Als Aktionär bin ich immer wieder entsetzt, wenn ich erfahre, dass „mein“ CEO nur einen lächerlich kleinen Betrag in die Aktien der Firma investiert hat, die er selber leiten soll. Das habe ich in fast allen Branchen, vor allem in Deutschland, immer wieder erlebt. Und jedes Mal bin ich geschockt. Auf dieses Thema in der Hauptversammlung von mir angesprochen, habe ich die schönsten „Märchen“ zu hören bekommen. Wir machen es kurz: Man kann es drehen und wenden wie man will, wenn der CEO nicht substanziell mit investiert ist, dann gehen bei mir die Alarmglocken an.

Die größten Aktionäre der Dax-Unternehmen

Vom massiven Krach keinen Ton

Es war vor Jahren bei einem bedeutenden Unternehmen der Ölindustrie in Amerika. Während des Jahres wurden – völlig überraschend und entgegen der Firmenkultur – sowohl der Chief Operating Officer als auch der Präsident des Unternehmens von jetzt auf gleich entlassen. Gespannt sah ich der Veröffentlichung des Geschäftsberichts entgegen. Ich konnte es kaum erwarten, die Ansprache und den Jahresrückblick des CEOs zu lesen. Als ich mit meiner Lektüre zu Ende war, habe ich mir erstmal die Brille geputzt.

Mit einigen Sorgenfalten auf der Stirn musste ich feststellen, dass zu dem Vorfall des Top-Management-Wechsels nicht mit einem Wort Stellung genommen wurde! Wir dürfen ja nicht vergessen: Der Geschäftsbericht ist ja nicht irgendeine PR-Werbemaßnahme. Der Bericht an die Aktionäre ist der offizielle Report an die Eigentümer der Firma.

Der angestellte CEO hat es in diesem Fall nicht für nötig befunden, seine Eigentümer aufzuklären, was auf der obersten Führungsetage vorgefallen war. Bemerkenswerterweise wurden keine Nachfolger ernannt. Stattdessen nahm der CEO nun zeitgleich auch noch die Rolle des Chief Operating Officers und des Präsidenten in Personalunion ein. „CEO, President and COO“ hieß es fortan auf seiner Visitenkarte. Was soll der Aktionär von so etwas halten? Ich möchte nur am Rande erwähnen, dass die Aktie in den folgenden 24 Monaten um über 50 Prozent im Kurs gefallen ist. Doch hatte das mit dem Charakter des CEOs zu tun? Ich überlasse Ihnen die Antwort.

Der CEO im Pendelbus

Ganz und gar missfällt mir, wenn der CEO für seinen neuen Job nicht bereit ist, privat umzuziehen. Bei einer mittelgroßen Aktiengesellschaft im Rhein-Main-Gebiet reiste der CEO montags mittags an, in der Regel vom Verkehr gestresst, und im Verlauf des donnerstags begab er sich regelmäßig auf „Geschäftsreise“.

Ich halte viel von der Arbeit im Homeoffice und von Video-Konferenzen. Die Ernennung zum CEO ist jedoch kein kleines Nasenwasser. Es geht hier nicht um irgendeinen Angestellten. Gerade bei den kulturellen Unterschieden innerhalb der meisten Länder, ist es aus meiner Sicht unerlässlich, dass sich ein CEO auch privat dort einbringt, wo er die Verantwortung für Kapital und Arbeitsplätze übernommen hat. Mit der reinen Abwicklung der Schreibtischarbeit ist es da nicht getan. Die zwischenmenschlichen Töne bleiben auf der Strecke und vieles mehr, wenn der CEO unter der Woche nur so „rein- und raussegelt“.

Diese vier Beispiele möchten hier genügen. Sicher haben Sie aus Ihrem eigenen Umfeld das ein oder andere in dieser Hinsicht erlebt oder gehört. Wie auch immer, bevor Sie Ihr Kapital investieren oder in einer Aktie weiterhin engagiert bleiben, achten Sie auf die Ernennung der Vorstandsvorsitzenden. Analog zu einem schönen Pop-Song möchte ich zum Abschluss sagen: „What a difference a CEO makes“.

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