Elsässers Auslese

Dividendensegen unter dem Weihnachtsbaum

Markus Elsässer Value Investor

Die Aktienquote in Deutschland ist auf niedrigstem Niveau. Ein Jammer, denn Einkünfte aus Dividenden sind die beste Einkommensklasse weit und breit. Das wissen aber nur wenige Eingeweihte. Eine Kolumne. 

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Bulle an der Frankfurter Börse Quelle: dpa

Die Deutschen Anleger haben Angst vor der Börse. Trotz zunehmenden Wohlstands rangiert die Aktienquote unverändert auf tiefem Niveau. Im Jahr 2014 waren es etwa vier Millionen Anleger, die Aktien besaßen. Im Jahr 2000 lag die Zahl noch bei über sechs Millionen Bundesbürgern. Das war das Jahr des Telekom- und Neuen Markt-Booms. Statistisch gesehen, liegt die Aktienquote damit bei mageren sieben Prozent der erwachsenen Bevölkerung. Rechnet man noch die Aktienfonds dazu sind es etwa 14 Prozent

Die meisten Leser lassen diese Ziffern kalt, denn sie betrachten die Aktienbörse als ein spekulatives Feld für Spezialisten und Leute, die zu viel Geld haben. 

Zur Person

Man sollte es aber einmal aus einer anderen Perspektive sehen. Wenn nur wenige Prozentpunkte der Bevölkerung Aktien besitzen, dann verpassen - in anderen Worten – rund 80 bis 90 Prozent der Bevölkerung die beste Anlageklasse der vergangenen 15 Jahre: Die Dividenden-Einkünfte. Allgemein werden die Immobilieneigentümer mit ihren Mieteinnahmen als die Glückspilze der Nation beneidet. Doch der Vermietungssektor verblasst regelrecht im Vergleich zu den Steigerungsraten bei den Dividenden-Einkünften

Wie viel Dividende Deutschlands Großaktionäre kassieren
Familie Schaeffler Quelle: dpa
Stefan Quandt Quelle: REUTERS
 Klaus-Michael Kühne Quelle: AP
Susanne Klatten Quelle: dpa
Reckitt Benckiser Quelle: REUTERS
Familien Piech/Porsche Quelle: dapd
Familie Merck Quelle: dpa

Schauen wir uns drei Beispiele aus drei Ländern an.

In der Schweiz zahlte die Nestlé-Aktie folgende Dividenden: Im Jahr 1996 waren  0,30 Schweizer Franken pro Aktie, im Jahr 2002 waren es schon 0,70 Schweizer Franken und in 2014 wurden 2,20 Schweizer Franken pro Aktie an die Aktionäre ausgeschüttet.

In den Vereinigten Staaten von Amerika zahlte der 3M-Konzern im Jahr 1996 eine Dividende in Höhe von 0,96 Dollar, im Jahr 2002 waren es 1,24 Dollar und in 2015 lag die Dividendenhöhe bei 4,10 Dollar pro 3M-Aktie.

Und auch in Deutschland braucht man sich nur in einer der großen Einkaufsstraßen umzuschauen, um einen starken Dividendenzahler zu entdecken. Die Optikerkette Fielmann zahlte pro Fielmann-Aktie im Jahr 2002 eine Dividende von 0,32 Euro. Diese wurde kontinuierlich auf nun 1,60 Euro pro Aktie angehoben.

Starker Gewinnzuwachs in den vergangenen Jahren

Bleiben wir exemplarisch bei dem Fielmann-Beispiel. Sie müssen sich einmal vor Augen führen, was das konkret heißt. Die Fielmann Dividendenentwicklung ist so, als wenn sie in Jahr 2002 ein Appartement für 320 Euro im Monat vermietet hätten. Und im Lauf der Zeit, ohne Renovierungen oder sonstige Investitionen, ohne Mieterwechsel und sonstige Arbeiten, zahlt ihnen der Mieter für dasselbe Appartement nun eine Monatsmiete in Höhe von 1.600 Euro.

Bei Nestlé wäre es so, als wenn ein Monatsgehalt von 7.000 Euro aus dem Jahr 2002 auf 22.000 Euro im Monat angehoben worden wäre; und zwar ohne Beförderung oder Mehrarbeit. Mir sind solche Fälle aus dem Immobiliensektor und Arbeitsmarkt nicht geläufig. Im Gegenteil: Bei Lohn-und Gehaltserhöhungen wird für ein paar Prozentpunkte verbissen gekämpft und gestreikt. Bei den Immobilien sind Mietobergrenzen und andere regulatorische Maßnahmen eingeführt worden.

2015 kassierten Deutschlands Großaktionäre erneut Rekordeinnahmen. Die einen finanzieren damit ihre teuren Hobbys, andere versuchen sich als Wohltäter. Nur die Mitglieder einer Großfamilie müssen sich etwas bescheiden.
von Rüdiger Kiani-Kreß, Jacqueline Goebel, Henryk Hielscher

Die drei Beispiele sind keine Einzelfälle. Generell kann man feststellen, dass die Einkünfte aus Dividenden sich im Verlauf der letzten 15 Jahre bei vielen Aktiengesellschaften verdoppelt oder verdreifacht haben. Diese Stärke in der Einkommenskategorie „Dividende“ ist keine Eintagsfliege. Sie ist auch nicht das Resultat eines atypischen Wirtschaftsbooms der jüngeren Vergangenheit. Dividenden sind verlässlicher gezahlt worden, als gemeinhin vermutet. Der 3M Konzern zahlt ohne Unterbrechung seit 98 Jahren jährlich eine Dividende an seine Aktionäre. Der Weltmarktführer bei Zahnpasta, Colgate-Palmolive, schüttet seit 1895 Dividenden aus und der Pharmariese Eli Lilly seit 1885. Die Liste lässt sich verlängern. Vielleicht nehmen sie diese „Dividenden-Weihnachtsgeschichte“  zum Anlass, in der besinnlichen Jahreszeit einmal über den Dividendensegen ihres Anlageportfolios nachzudenken.

Apropos, bevor ich schließe: Sicher werden einige von Ihnen denken: “Ja, mit den Dividenden ist das ja gut und schön, aber was ist mit den schlimmen Kursschwankungen der Aktien an der Börse“?  Ich kann sie da beruhigen. Die Wertentwicklung für den langfristigen Geldanleger ist bei unseren Beispielen ebenso gut verlaufen. Die Fielmann Aktie stand im Januar 2002 bei 9,50 Euro. Heute notiert sie bei über 60 Euro! 3M kostete  im Januar 2002 pro Aktie 57 Dollar. Heute zahlt der Anleger über 140 Dollar.

Da wird einem erst einmal klar, was man verpasst hat. Allerdings: Kursgewinne würde ich in mein Kalkül nicht mit einbeziehen. Sie sind nicht kalkulierbar. Dividendenzahlungen dagegen sind eine berechenbare Größe. In diesem Sinne, Ihnen allen eine frohe Dividenden-Weihnacht. 

Dr. Markus Elsässer ist Gründer und berät den ME Fonds- Special Values (WKN: 663307) und den Rohstoff-Aktienfonds ME Fonds Pergamon (WKN: 593117). Diese beiden Fonds könnten Positionen in Titeln halten, die in dieser Kolumne genannt sind.

Für den Fall, dass Leser dieser Kolumne Positionen eines genannten Titels in einem Umfang erwerben, der dazu geeignet ist, den Preis des Titels zu beeinflussen, könnte der Verfasser dieser Kolumne und / oder einer beziehungsweise beide die Fonds im Falle der Veräußerung des Titels aus deren Portfolio nach einem solchen Kursanstieg vom Erwerb des Titels durch die Leser der Kolumne profitieren. Auch im Falle eines Verkaufs in einem entsprechenden Umfang durch Leser der Kolumne könnte der Verfasser dieser Kolumne und / oder einer beziehungsweise beide Fonds von fallenden Kursen durch günstigere Einstiegskurse im Falle eines späteren Kursanstiegs profitieren.

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