Elsässers Auslese

Erstaunlicher Börsensommer mit guten Aussichten

Markus Elsässer Value Investor

Die Sommermonate haben es an der Börse in sich. Chancen und Blindgänger liegen dieses Jahr dicht an dicht. Was die Kurse im Sommer bewegt hat und warum Anleger in Aktien jetzt gute Chancen haben.

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Dax-Chart Quelle: dpa

Es war schon immer so. Die Sommermonate haben es in sich für die Börsianer. Warum eigentlich? Nun, in einer großen Anzahl von Ländern mit wichtigen Börsenplätzen werden die Bürgersteige eben hochgeklappt und der Bürobetrieb im Sommer runtergefahren. Das Finanzsystem läuft jedoch Tag für Tag weiter. So, als wenn alle da wären. Angebot und Nachfrage bestimmen weiterhin die tägliche Kursfindung.

Das Bank- und Börsensystem basiert weltweit auf Transaktionen. Ob die Kurse raufgehen oder fallen, ist an sich gleich. Hauptsache es findet Umsatz statt. Stillstand, kaum Kursbewegung und wenig Volumen an den Börsen, dies gilt es, unter allen Umständen zu vermeiden. In der angelsächsisch geprägten Finanzwelt beziehen Abertausende von Brokern und Anlageberatern keinerlei Festgehalt. Sie leben alleine von einer variablen Kommissionsvergütung. Diese richtet sich nach einem prozentualen Anteil an den Transaktionsgebühren bei An- und Verkauf von Wertpapieren und ähnlichen Finanzprodukten.

Federn lassen im zweiten Quartal

Ein „Bodensatz“ an Angebot von Wertpapieren ergibt sich aus den normalen Gegebenheiten des Lebens. Menschen und Unternehmen brauchen ständig Geld und liquide Mittel. Rechnungen müssen bezahlt werden. Unerwartete Steuerforderungen flattern ins Haus. Bezogen auf eine ganze Nation sind „einmalige Sonderausgaben“ gar nicht so „einmalig“: Dach- und Autoreparaturen, Hochzeiten, Todesfälle, Scheidungen und Anwaltskosten und vieles mehr. Sie kennen das ja aus Ihrem eigenen Umfeld. All das hat zur Folge, dass jeden Tag eine Flut von Verkaufsorders an der Börse landet und abgewickelt werden muss. Und zwar auch durch die flauen Sommermonate hindurch.

Wie sieht es demgegenüber mit der Nachfrage nach Wertpapieren aus? Anders als die Angebotsseite ergibt sich die Nachfrage eben nicht aus den „normalen Zwängen“ des Lebens. Kein Mensch muss Aktien kaufen. Hinter einer Kaufentscheidung steht immer ein wissentlicher Entschluss ins Risiko zu gehen. Und dahinter stand meistens erst einmal ein Prozess des Nachdenkens, der Recherche und des Vergleichens, Gespräche wurden geführt, eine Vision entwickelt. Ohne Zwänge erfolgt dann schließlich die Kauforder.

Und da haben wir auch schon die Antwort, warum die Sommermonate in der Regel immer gefährlich für den Aktionär sind. Das Angebot „schwappt“ täglich so oder so in den Markt und drückt auf die Börsenkurse. Die Nachfrage ist naturgemäß schwach, da die meisten aktiven Investoren in den Ferien einfach mal eine Pause machen wollen. Sie sind also gar nicht präsent.

Damit sind Tür und Tor geöffnet für die wenigen „daheimgebliebenen“ Börsenprofis, die sich diese Konstellation zu Nutze machen. Manipulativ lassen sich die Kurse in den Sommerflauten viel leichter nach unten drücken als umgekehrt. Die fleißigen Kaufwilligen sind nicht da. Doch der Umsatz muss ja stattfinden und das geht einfacher auf dem Weg nach unten.

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