Elsässers Auslese

Profitmaschinen an der Börse

Markus Elsässer Value Investor

Die meisten Anleger kaufen ihre Aktien aus den falschen Gründen, sie schauen nicht genug auf die Profitabilität der Unternehmen. Dabei sind die Unterschiede enorm, viele Investoren sind mit wenig zufrieden.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Auf diese Geldanlagen setzen Erwerbstätige
Aktien, Aktienfonds, -zertifikate Quelle: REUTERS
Etwas gefragter ist die Betriebliche Altersvorsorge, auf die immerhin neun Prozent der Deutschen im Alter setzen. Förderprogramme seitens der Bundesregierung sind aktuell im Gespräch, um sie attraktiver zu machen. Quelle: Fotolia
Gold Quelle: obs
Genauso viele Studienteilnehmer (10 Prozent) gaben an, sich im Rentenalter von der abgeschlossenen Lebens- oder Rentenversicherung finanzieren zu wollen. Quelle: dpa
Spareinlagen Quelle: dpa
Vermietete-Immobilien Quelle: dpa
Eigengenutzte-Immobilie Quelle: dpa/dpaweb

Viele Geldanleger und Aktionäre kann man nur als schizophren bezeichnen. Bei ihrem eigenen Arbeitslohn und Gehalt verfolgen sie minutiös jeden Abzug bis hinter die Kommastelle. Um Beförderungen und Bonuszahlungen wird gekämpft und gerungen.
Als „Beamtenkind“ habe ich mir während meiner Jugend die Diskussionen in der Familie um Besoldungsstufen und Gruppentarife stundenlang mit anhören müssen.  

Doch wenn es um die Geldanlage in Aktien geht, da sieht das Bild auf einmal ganz anders aus. Oder wann haben Sie ihrem Banker, Fondsmanager, Anlageberater oder gar sich selbst die Frage gestellt: „Ist der Aktientipp eigentlich ein Top-Verdiener?“ Im Vordergrund der Überlegungen stehen entweder Kennziffern wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis, der Buchwert und ähnliches oder Kursentwicklungen mit Höchst- und Tiefkursen. Auf die Suche nach den Aktiengesellschaften, die Jahr für Jahr zum Wohl der Aktionäre, schlicht und einfach klotzig viel verdienen, begibt sich kaum jemand.

Zur Person

Dabei ist dies ja gerade das große Privileg der Investoren. Sie können und dürfen ihr Kapital in Aktiengesellschaften investieren, dort wo Sie wollen. Sie sind vollkommen frei, sich an den Weltbörsen umzuschauen. Das ist anders als im Beruf. Da landen Menschen  nach der Ausbildung oft per Zufall und bleiben dann dort hängen.  Die Zeit schreitet voran und sie harren aus, ganz gleich, ob die Aussichten der Branche oder Firma sich verbessern oder eindunkeln. Häufig stecken sie fest, bis zum bitteren Abgesang der Entlassung oder eines frustrierten Berufsendes.

Ähnlich ergeht es auch Mitgliedern von Familienunternehmern. Da wird man in eine Branche quasi „rein geboren“. Aus Liebe zum Metier oder aus Tradition wirtschaftet man auf dem vorgegebenen Acker. Auf Gedeih und Verderben ist man den Rahmenbedingungen der Branche und Firma ausgeliefert.

von Anton Riedl, Frank Doll, Heike Schwerdtfeger

Der Kapitalbesitzer ist selber schuld, wenn er in wenig profitablen Unternehmen „landet“. Keiner weiß, was die Zukunft bringt. Aber aus meiner Beobachtung ist erfolgreichen Börsianern, die langfristig ihr Vermögen an der Börse vermehren, eins gemeinsam: Sie stecken ihr Geld in ganz, ganz profitable Aktiengesellschaften. Mit einem kühlen Kopf und kaltem Herzen gilt es, unvoreingenommen nach den „Profit-Power-Häusern“ zu suchen.

Kurse bewegen sich im Auf und Ab. Börsenkrisen kommen und gehen. Panik und Massenhysterie auf der einen, überschäumende Euphorie auf der anderen Seite, das ist der Gang der Dinge. Am Ende des Tages ist aber die Ertragskraft einer Firma die entscheidende Komponente für den Börsenerfolg, aller Wirren zum Trotz.

Worauf es ankommt, ist in wirklich erstklassige Unternehmen zu investieren. Was heißt nun „erstklassig“? Das sind Unternehmen, die gute Mitarbeiter gewinnen und halten können, auf einem kompetitiven Gehaltsniveau. Gleichzeitig investieren die Champion-Aktiengesellschaften überdurchschnittlich in Forschung und Entwicklung und arbeiten mit starken Marketing-Budgets. Und im Resultat haben sie kerngesunde Bilanzen mit jährlichen Super-Gewinnen.

Der Filter für die Super-Aktie

Nur wenigen Anlegern ist bewusst, wie frappierend die Unterschiede zwischen den Firmen sind. Während bei guten, produzierenden Industrieunternehmen die Gewinnmarge (nach Steuern) traditionell bei fünf Prozent vom Umsatz liegt, so habe ich seit Jahren meine  „Messlatte“ im Aktienresearch  auf 15 Prozent bis 25 Prozent Umsatzrendite gelegt.

Der Effekt hat große Auswirkung; denn die super profitable Aktiengesellschaft  erwirtschaftet in einem Jahr drei- bis fünfmal so viel, wie eine typische Durchschnittsfirma. Oder anders ausgedrückt: Der „Null-Acht-Fünfzehn-Laden“ braucht drei bis fünf Jahre, um genau so viel zu verdienen, wie meine Champion-AG in einem Jahr.

Und diese Aktiengesellschaften gibt es tatsächlich. Schauen Sie sich mal die Gewinn- und Verlustrechnungen von DOLBY Laboratories, der RATIONAL AG, JOHNSON & JOHNSON und 3M an, um nur einige zu nennen. Da werden Sie staunen, wie profitabel das Management für Sie arbeitet!

Doch wie findet man systematisch und dauerhaft weitere „Überflieger“. Bei der Suche ist es hilfreich, den Fokus auf das Business Modell zu legen. Das ist ein guter Filter. Große Gewinne kommen in der Regel nicht von ungefähr. Gewisse Geschäftsmodelle eignen sich für die Unternehmen einfach besser, um langfristig mehr zu verdienen.  Hier einige Beispiele zur Gedankenanregung:

Lizenz-Modelle

Statt eine Ware oder Dienstleistung einmal zu verkaufen, kann es viel lukrativer sein, auf laufenden Lizenzzahlungen zu bestehen. Hier ist Dolby Laboratories ein Meister.

Abonnenten-Vertragsmodelle

Das Geschäft mit einem festen Abonnentenstamm hat große finanzielle Vorteile; vor allem die Kalkulierbarkeit ständig wiederkehrender Erlöse. Mit dieser Methode sind fast alle Zeitungsunternehmen steinreich geworden. Die Herausforderung liegt nun mehr in der digitalen Umsetzung mit ähnlich vorteilhaften Strukturen.

Langfristige Serviceverträge

Hier sind die Aufzugshersteller Schindler und Kone hervorzuheben. Der einmalige Effekt des Verkaufs und Einbaus eines Fahrstuhls ist lediglich eine Eintrittskarte zum Geldverdienen; und zwar über die Wartungsverträge. Da in den meisten Aufzügen ein kostbares Gut, nämlich der Mensch, befördert wird, legen die Kunden Wert auf eine kompetente und zweifelsfreie Wartung der Liftanlage. Und hier wird das eigentliche Geld verdient. Ganz gleich, ob nun Hochkonjunktur herrscht oder Börsenkrise.

Keine eigene Fertigung

Statt kapitalintensiv Produkte in eigener Fertigung selber herzustellen, ist es viel lukrativer sich ganz auf Marketing und Qualitätskontrolle zu konzentrieren. Vergleichen Sie einmal die Ergebnissituation von Adidas mit der von Nike. Dann werden Sie sehen, um wieviel Nike profitabler arbeitet.

Know-How Verkauf

Eine Zauberformel ist Know-How zu verkaufen, statt Produkte anzubieten. Manche Champions haben sich ganz auf Know-How Vertrieb konzentriert. Und dass ist nicht kapitalintensiv und gleichzeitig meist hoch profitabel. Auch hier ist Dolby ein schönes Beispiel.

Es lohnt sich zu schauen, welche Aktiengesellschaften an der Börse in solchen Business Modellen und lukrativen Branchen tätig sind. Natürlich sind dort nicht alle Unternehmen erstklassig aufgestellt. Aber mit Geduld und Fingerspitzengefühl wird der fleißige Geldanleger auf seine Champions stoßen. Und nicht vergessen: Geben Sie sich nicht mit Mittelmaß zufrieden. Die Messlatte bitte hochlegen!

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%