Elsässers Auslese

So wählt der kluge Aktionär Familienunternehmen aus

Markus Elsässer Value Investor

Die gewissenhafte Auswahl der richtigen Aktien ist das A und O für die langfristige Performance eines Depots. Ebenso hängen die Verlustrisiken entscheidend davon ab. Aber es gibt einfache Hilfestellung. Eine Kolumne.

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Fielmann Quelle: dpa/dpaweb

Zunächst einmal ist das Suchfeld ohnehin schon beschränkt. Leider kann sich der Geldanleger nicht an so erfolgreichen Firmen wie Bacardi Rum, Jägermeister, der DM-Drogeriekette, Bofrost, Aldi und dem Schraubenimperium Würth beteiligen. Diese und unendlich viele andere erstklassige Unternehmen befinden sich zu 100 Prozent in Privatbesitz. Die Tür für den Geldanleger bleibt verschlossen.

Aber es gibt an den internationalen Börsen eine Anzahl von Aktiengesellschaften, die nach wie vor von den Gründern beziehungsweise Gründerfamilien kontrolliert oder geführt werden. In diesen Fällen befinden sich meist 30 bis 70 Prozent  des Aktienkapitals in den Händen der Unternehmerfamilie. Erfahrene Börsianer wissen seit Jahrzehnten, dass es sich lohnt, nach diesen börsennotierten Familien-Firmen Ausschau zu halten.

Zur Person

Doch nicht alle Straßen führen nach Rom. Es gibt einige Punkte zu bedenken. Worauf ist zu achten?

Grundsätzlich gilt: Wenn die Gründerfamilien in der Vergangenheit den Nachweis erbracht haben, dass sie fair mit den Kleinaktionären umgegangen sind, und guten Managern das operative Geschäft überlassen haben, so ist dies eine hoch interessante Konstellation für den Geldanleger: Börsennotiz und privates Unternehmerdenken.

Der Vorteil für den freien Aktionär: Er hat einen „Aufpasser“ an Bord, der die Verhältnisse weit besser kennt als außenstehende Parteien. Bei dem privaten Großaktionär geht es um deutlich größere Vermögensbeträge. Er hat also weit mehr zu verlieren als alle anderen. Erfahrungsgemäß ist diese Verbundenheit mit der Gesellschaft vor allem in Krisenzeiten weit mehr wert, als nur fremde Manager im Aufsichtsrat sitzen zu haben.

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Familie Schaeffler Quelle: dpa
Stefan Quandt Quelle: REUTERS
 Klaus-Michael Kühne Quelle: AP
Susanne Klatten Quelle: dpa
Reckitt Benckiser Quelle: REUTERS
Familien Piech/Porsche Quelle: dapd
Familie Merck Quelle: dpa

Es ist das langfristige Verständnis für den eigentlichen Kern der Firma, welches Gründer und ihre Familien auszeichnet. Ich nenne dies den „Kinder-Frühstückseffekt“. Von klein auf wachsen viele Familienmitglieder zu Hause mit den Themen des Unternehmens auf. Alle Gespräche kreisen um die Probleme des Geschäftsalltags. Dieses unmerkliche Lernen, unzählige Erfahrungen aus der Branche und Unternehmensführung aufzusaugen, unterscheidet später den erwachsenen Familienunternehmer von einem einfachen Angestellten. Ich kenne einige Familienaktionäre, die genauso mit spitzen Ohren schon als kleine Kinder am Tisch saßen (oder sitzen mussten) und die ganze Litanei der Eltern oder des Onkels über den Betrieb über sich ergehen lassen mussten. Für viele ist das sicher nervig gewesen, aber eine ausgezeichnete Schulung. Sicher besser als manches Bachelor-Studium!

Zwei Generationen von Familien-AGs

Ich unterscheide grundsätzlich zwischen zwei Familien-AG-Konstellationen:

1.  Die ideale Ausgangsbasis: Der Gründer und Pionier ist noch an Bord und hält die Zügel in der Hand. Da gibt es einige Super-Erfolgsbeispiele. Bei der Optikerkette Fielmann ist Günther Fielmann die herausragende Figur. Ein Branchenpionier. Schauen Sie sich einmal die Kursentwicklung der vergangenen zehn Jahre an und Sie werden staunen. Gleiches gilt für die Dividendenentwicklung. Hier profitiert der freie Aktionär eins zu eins vom Lebenswerk des Großaktionärs.

Gleiches gilt für den weltmarktführenden Konkurrenten Luxottica. Eine der besten Aktien an der Mailänder Börse. Auch hier geht alles auf den überragenden Unternehmer Leonardo Del Vecchio zurück. Die prägende Figur, auf die sich die Aktionäre seit Jahren verlassen können.

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Doch aufgepasst: Das ist nicht bei allen Pionierunternehmern an der Börse so. Es kommt ganz auf die charakterliche Haltung an. Arbeitet der Großaktionär gerne für seine Aktionäre? Oder empfindet er sie als lästige „Trittbrettfahrer“?

Im letzteren Fall muss sich der Aktionär auf eine Schlittenfahrt gefasst machen. Kurse werden in einer Börsenkrise erst recht fallen gelassen und am Kurstief kommt dann ein Abfindungsangebot mit magerem Aufschlag. Der Großaktionär nutzt die Baisse in der Kursnotiz, um endlich seine Aktionäre loszuwerden. Er kann den Gedanken der „Mitesser“ nicht ertragen.

Eine Abfindung im Börsentief ist eine ganz unangenehme Sache, da der Kursverlust dauerhaft einzementiert wird. Die Gelegenheit die Kursverluste wieder aufzuholen, ist einem dann bei dieser Aktie dem Anleger für immer aus der Hand genommen. Genauso ist es vielen Aktionären vor über zehn Jahren bei der Bohrerfirma Hilti an der Züricher Börse ergangen. Das war ein echter Jammer.

Die Börsenkandidaten für den Herbst
ABN AmroDie Privatisierung der niederländischen Großbank ABN Amro droht zum Verlustgeschäft für die Regierung zu werden. Sie teilte am Dienstag mit, 23 Prozent der Anteile an den Markt bringen zu wollen. Die Aktien würden dabei Investoren für jeweils 16 bis 20 Euro angeboten. Auf Basis dieser Preisspanne hat die Bank einen Wert von 15 bis 18,8 Milliarden Euro. Auf dem Höhepunkt der weltweiten Finanzkrise 2008 wurde ABN Amro allerdings mit Steuergeldern in Höhe von mehr als 22 Milliarden Euro verstaatlicht. Quelle: AP
Match (Tinder / Friendscout24)Die Mutterfirma der Dating-Portale Tinder und OKCupid will bei ihrem anstehenden Börsengang mindestens 400 Millionen Dollar einnehmen. Das Unternehmen Match.com, zu dem auch FriendScout24 in Deutschland gehört, setzte die Spanne für den Aktienpreis auf 12 bis 14 Dollar fest, wie aus dem aktualisierten Börsenprospekt hervorgeht. Zusammen mit einer sogenannten Mehrzuteilungsoption für die betreuenden Banken könnte der Börsengang insgesamt knapp 537 Millionen Dollar schwer werden. Match.com kam zuletzt auf 59 Millionen aktive Nutzer im Monat, von denen 4,7 Millionen zahlende Kunden sind. Die Firma gehört zum Internet-Konzern IAC, der auch nach dem Börsengang die Kontrolle mit einem Anteil von mehr als 80 Prozent behalten will. Match.com verdiente in den ersten neun Monaten dieses Jahres rund 85 Millionen Dollar - fast 15 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Der Umsatz wuchs binnen eines Jahres um 16 Prozent auf knapp 753 Millionen Dollar. Quelle: dpa
Hapag-LloydDer Schifffahrtskonzern Hapag-Lloyd hat seinen Börsengang mit letzter Kraft geschafft. Die angebotenen Aktien seien für 20 Euro je Stück verkauft worden, teilte das Unternehmen am Dienstagabend (3.11.) mit. Das ist das untere Ende der bereits gesenkten Preisspanne von 20 bis 22 Euro. Zuvor hatte Hapag noch 23 bis 29 Euro haben wollen. Der angepeilte Bruttoemissionserlös von 300 Millionen US-Dollar wurde wegen der angehobenen Aktienzahl dennoch erreicht. Neben den von ursprünglich 11,5 auf 13,2 Millionen Anteilscheinen erhöhten Zahl an neuen Papieren wurden auch knapp 2 Millionen Aktien aus dem Bestand des Alteigentümers Tui verkauft. Die beiden Kernaktionäre Kühne und CSAV beteiligten sich mit je 30 Millionen Dollar an der Kapitalerhöhung. Der erste Handelstag für die Aktien im regulierten Markt (Prime Standard) der Frankfurter Börse ist für Freitag (6.11.) vorgesehen. Quelle: dpa
ABN AmroDie niederländische Großbank hat offenbar alle Genehmigungen für einen Börsengang beisammen - und könnte noch im vierten Quartal 2015 den Sprung aufs Parkett schaffen. ABN Amro zählt zu den drei größten Banken der Niederlande und musste im Zuge der Finanzkrise 2008 verstaatlicht werden. Die niederländische Regierung will nun 15 bis 25 Prozent der Bank über die Börse verkaufen. Damit steht ein weiterer Milliarden schwerer Börsengang an: Der Buchwert der ABN Amro soll bei 15,6 Milliarden Euro liegen. Quelle: REUTERS
Börsengang von Ferrari an der New Yorker Wall Street Quelle: AP
SteilmannDer Modehersteller und -händler Steilmann backt bei seinem Börsengang mangels Nachfrage kleinere Brötchen. Statt bis zu 98 Millionen Euro begnügt sich das Unternehmen aus Bergkamen nun mit einem Erlös von 50,3 Millionen Euro, wie Steilmann am 22. Oktober 2015 mitteilte. Das Aktienangebot wird auf 14,4 Millionen von bis zu 19,55 Millionen Papiere verkleinert, der Preis dafür auf 3,50 Euro festgesetzt. Das liegt am unteren Ende der bis zu 5,00 Euro reichenden Spanne. Die Steilmann-Papiere können noch bis zum 29. Oktober. Am 3. November sollen sie erstmals an der Frankfurter Börse gehandelt werden. Steilmann will mit dem Erlös vor allem den italienischen Finanzinvestor Equinox bei der Billigmodekette Adler herauskaufen und dort allein die Mehrheit übernehmen. Quelle: dpa/dpaweb
Poste ItalianeItaliens Regierung will die staatliche Post an die Börse bringen und damit eine Milliardensumme einnehmen. Die Aktien sollen nach Aussage von Geschäftsführer Francesco Caio am 26. oder 27. Oktober erstmals an der Börse gehandelt werden.  Der Börsengang der Poste Italiane soll dem Staat bis zu 3,7 Milliarden Euro einbringen, wie das Finanzministerium in Rom mitteilte. Der Staat will so etwas weniger als 40 Prozent der Post privatisieren. Es wäre der größte Börsengang in Italien seit 1999. Quelle: PR

2.  Die zweite Generation oder nachfolgende Generationen sind am Drücker: Aus meiner langjährigen Erfahrung ist mir hier ein ganzer Katalog von Punkten wichtig:

a) die Vertreter der Nachfolge-Gründergeneration sollten sich öffentlich zu ihrem Unternehmen bekennen,

b) sie treten auch in Erscheinung,

c) sie leben privat vor Ort (und sind nicht in die Karibik oder nach Florida ausgewandert), der sogenannte „Kirchturmeffekt“,

d) sie entsenden ein Familienmitglied als aktiv und dauerhaft engagierten Aufpasser in das Unternehmen.

Die Börsenschwergewichte in Familienhand
Platz 10: NikeDie Analysten der Schweizer Großbank Credit Suisse haben die Börsenbewertungen von mehr als 900 Familienunternehmen unter die Lupe genommen, bei denen mindestens 20 Prozent der Aktie in Familienbesitz sind und die an der Börse mit mehr als einer Milliarde Doller bewertet werden. Mit einem Börsenwert von 87 Milliarden Dollar schafft es Nike unter die Top Ten der Familienaktien. Die Gründung des weltweit führenden Sportartikelherstellers geht auf das Jahr 1964 zurück, seit 1971 firmiert das Unternehmen unter "Nike" in Anlehnung an die griechische Siegesgöttin. Gegründet hat das Unternehmen in Oregon von Bill Bowermann und Phil Knight. Letzterer hat erst im Juli 2015 seinen Rückzug vom Vorsitz des Verwaltungsrates angekündigt. Kommendes Jahr - mit dann 77 Jahren - gibt der Firmengründer das Zepter ab, will aber weiter eine aktive Rolle im Konzern spielen. Die Aktie stieg seit 2009 von 20 auf mittlerweile mehr als 110 Dollar. Quelle: Credit Suisse; Stand: Juli 2015 Quelle: REUTERS
Platz 9: Kinder MorganHierzulande weniger bekannt ist der Konzern Kinder Morgan, ein Ausrüster für die Ölförderindustrie. Richard Kinder gründete das Unternehmen 1997 aus dem abgespaltetenen Pipelinegeschäft des Skandalkonzerns Enron. Richard Kinder leitet das Unternehmen noch heute. An der Börse war Kinder Morgan zum Zeitpunkt der Untersuchung mit rund 90 Milliarden Dollar bewertet. Quelle: dpa
Platz 8: VWDer Volkswagenkonzern zählt zu den drei größten Automobilherstellern der Welt - und drängt weiter an die Spitze. Die Nachfahren von Ferdinand Porsche, der den ersten Volkswagen 1937 entwickelte, sind heute neben dem Bundesland Niedersachsen die größten Aktionäre der Volkswagen AG. Die Familien Porsche und Piëch beherrschen die Porsche SE, die ihrerseits mehr als die Hälfte der VW-Aktien besitzt. Ferdinand Piëch - Enkel von Ferdinand Porsche - war von 1993 bis 2002 Vorstandschef und anschließend bis 2015 Aufsichtsratsvorsitzender der Volkswagen AG. An der Börse wird der Autobauer mit knapp 120 Milliarden Dollar bewertet Quelle: dpa
Platz 7: SamsungDer südkoreanische Mischkonzern steht weit mehr als nur Mobiltelefone und Fernseher her, sondern ist auch in den Branchen Bau, Handel, Chemie, Versicherungen und vielem mehr aktiv. 1938 gründete Lee Byung-Chull das heute größte Unternehmen Südkoreas, beginnend mit einem Lebensmittelladen. Die Familie Lee ist noch heute Großaktionär des Konzerns, der an der Börse mit insgesamt 174 Milliarden Dollar bewertet wird. Quelle: dpa
Platz 6: OracleGründer des US-Soft- und Hardwareanbieters Oracle waren Lawrence J. (Larry) Ellison, Bod Miner und Ed Oates. Das Unternehmen wurde zunächst mit eigenen Datenbanklösungen, später vor allem durch spektakuläre Übernahmen groß und gilt heute als einer der größten IT-Konzerne weltweit. Larry Ellison ist nicht nur Großaktionär, sondern war auch noch bis 2014 Vorstandschef. Heute sitzt er im Verwaltungsrat des Unternehmens. Oracle war zum Zeitpunkt der Untersuchung an der Börse 191 Milliarden Dollar wert. Quelle: REUTERS
Anheuser-Busch InBev Quelle: Presse
Platz 4: FacebookFacebook-Gründer Mark Zuckerberg hält noch knapp ein Drittel der Aktien an dem sozialen Netzwerk mit mehr als 1,4 Milliarden Kunden weltweit. 2003 gegründet startete die Börsennotierung im Mai 2012. Nach deutlichen Kursverlusten im ersten Börsenjahr setzte die Aktie zum Höhenflug an und war Anfang Juli 2015 für eine Börsenbewertung von 225 Milliarden Dollar gut. Quelle: dpa

Als herausragende Beispiele möchte ich zwei Aktiengesellschaften erwähnen. Bei der Düsseldorfer Henkel ist die Familienentsandte Simone Bagel-Trah eine entscheidende Figur bei der Symbiose aus Management und Kapitalinteressen. Die Darmstädter Pharmazie- und Spezialchemiefirma Merck hat mit Frank Stangenberg-Haverkamp einen Familienclan-Vertreter in den Kontrollgremien, der wichtigen Einfluss auf die Entwicklung des Merck Konzerns genommen hat. Ich habe selten einen so hart arbeitenden Aktionärsvertreter erlebt. Unermüdlich ist er im Einsatz, bringt sich voll und ganz ein, reist unerschrocken in die hintersten Winkel der Emerging Markets, um am Puls des Geschehens zu sein. In beiden Fällen sind die Börsenerfolge der beiden Firmen sicher kein Zufall.   

Hier kann man als Geldanleger "mitsegeln"

Nicht alle Börsennotizen mit Gründerfamilien sind in der Vergangenheit erfolgreich gewesen. Nach meinen Erkenntnissen ist jedoch der Anteil interessanter Aktiengesellschaften erstaunlich hoch. Und nicht immer geht eine „Going-Private-Abfindung“ schlecht für die Aktionäre aus.

Mein Lieblingsbeispiel ist die Wrigley Aktie. Der dominante Weltmarktführer bei Kaugummis wurde drei Generationen lang zu 50 Prozent von der Gründerfamilie Wrigley geführt. Die Kleinaktionäre haben enorm profitiert.  Als Wrigley III. in eine private Lebenskrise geriet, war es dann soweit. Die Wrigley-Aktionäre wurden mit großzügiger Abfindung ausgezahlt, als die Firma von der Mars Familie mit Hilfe von Warren Buffett aufgekauft wurde. So was kommt in Gründerfamilie eben auch vor.

Zum Glück bleiben aber doch noch eine ganze Reihe von Aktiengesellschaften an den Börsen notiert, bei denen man als Geldanleger „mitsegeln“ kann.  An der Ruderpinne sind Gründerfamilien bei dem Brauereikonzern Heineken,  in der Schweiz bei der Aufzugsfirma Schindler, in Finnland bei dem Konkurrenten Kone, in Frankreich bei dem Weltmarktführer in der Außenwerbung JC Decaux, um nur einige weitere zu erwähnen. Hier hat es sich überdurchschnittlich für den Aktionär gelohnt, sich den Unternehmerfamilien anzuvertrauen. Die Liste lässt sich noch verlängern. Wie gesagt: Hier gibt es das Lebenswerk der Gründer quasi „gratis mit dabei“, wie man im Rheinland sagt.

Wer auf inhabergeführte Unternehmen setzt, sollte jedoch einen wichigen Punkt beachten: Vorsicht vor den Falltüren der Megareichen! Ich mache immer wieder die Erfahrung, dass auch kluge Geldanleger zu naiv an dieses Thema rangehen.

Aus dem Musical „Anatevka“ („Fiddler on the Roof“ nach dem Roman von Scholem Alejchem) ist mir schon Ende der 1960er Jahre ein Passus besonders in Erinnerung geblieben. Tevje, der Milchmann, wünscht sich reich zu sein. In seinem Lied „wenn ich einmal reich wär“ heißt es: „..es wär ganz egal, ob ich denen richtig rate oder falsch, denn wenn man reich ist, gilt man auch als klug.“ Ein wichtiger Satz, über den man mal in Ruhe nachdenken sollte.

Aktien zu kaufen fällt den meisten Geldanlegern leicht. Das hat mit dem Besitztrieb des Menschen zu tun. Doch wann sollte man verkaufen? Drei Wege zur richtigen Verkaufsstrategie. Eine Kolumne.
von Markus Elsässer

Diese fatale Ehrfurcht vor privatem Großreichtum ist nämlich häufig die Ursache für krasse Fehlinvestments. Nur weil ein Unternehmer reich ist, heißt es noch lange nicht, dass man ihm blind mit seinem Geld als Mitaktionär folgen sollte. Ich möchte an dieser Stelle keine Namen oder Aktiengesellschaften nennen. Die Liste würde zu lang. Aber zwei allgemeine Beobachtungen möchte ich Ihnen mitgeben:

1.  Reichtum und Erfolg - in einer anderen Branche erworben -, sind kritisch zu betrachten, wenn sie als Maßstab für Investmententscheidungen herangezogen werden. Als Beispiel: Noch so große Erfolge im Automobilbau, die ein Großaktionär dort vorweisen kann, bedeuten noch lange nicht, dass er ein verlässlicher Großaktionär bei einer Akquisition in der Chemieindustrie werden wird. Die landläufig anzutreffende Haltung ist jedoch: „Die sind ja Milliardäre, die werden schon wissen, was sie da tun“. Unsinn, hier ist äußerste Vorsicht geboten. Einen Schritt aus der angestammten, gelernten Branche in ein anderes Business-Segment ist für mich ein Alarmzeichen.  Das Gleiche gilt übrigens auch bei der „Eroberung“ völlig neuer geographischer Märkte, in denen man vorher keine Erfahrung gesammelt hat. Wie viele Akquisitionen europäischer Unternehmen sind in den USA schon in die Hosen gegangen!

2.  Finanzjongleure und Banker: Vorsicht vor superreichen Investoren, die als Matadore an der Börse in den Guru-Status aufrücken, sich dem Glanz der Börsensonne genüsslich ergeben, oder als Dunkelmänner im Hintergrund die Strippen ziehen mit dem Mythos eines „Midas Touch“. Die Liste dieser Player, die nach einer Erfolgsserie die Mitaktionäre viel Geld gekostet haben, ist lang. Mangelnde Fachkenntnisse einer Branche sind durch Finanzmanipulation und -trickserei nicht zu ersetzen.

Dr. Markus Elsässer ist Gründer und berät den ME Fonds- Special Values (WKN: 663307) und den Rohstoff-Aktienfonds ME Fonds Pergamon (WKN: 593117). Diese beiden Fonds könnten Positionen in Titeln halten, die in dieser Kolumne genannt sind.

Für den Fall, dass Leser dieser Kolumne Positionen eines genannten Titels in einem Umfang erwerben, der dazu geeignet ist, den Preis des Titels zu beeinflussen, könnte der Verfasser dieser Kolumne und / oder einer beziehungsweise beide die Fonds im Falle der Veräußerung des Titels aus deren Portfolio nach einem solchen Kursanstieg vom Erwerb des Titels durch die Leser der Kolumne profitieren. Auch im Falle eines Verkaufs in einem entsprechenden Umfang durch Leser der Kolumne könnte der Verfasser dieser Kolumne und / oder einer beziehungsweise beide Fonds von fallenden Kursen durch günstigere Einstiegskurse im Falle eines späteren Kursanstiegs profitieren.

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