Elsässers Auslese

Top-Aktienauswahl: Ein „gedankliches Umwandlungsmodell“

Markus Elsässer Value Investor

Die meisten Geldanleger haben sich den Schneid abkaufen lassen. Wenn es um die Suche nach der besten Aktienanlage geht, lassen sie die Flügel hängen. Dabei liegen die Super-Investmentideen tagtäglich vor einem.

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Die Hidden Champions der Börse
Seit 1985 gelang insgesamt 44 US-Unternehmen, ihren Wert um mindestens 10.000 Prozent zu steigern, berichtet das „Wall Street Journal”. Unter den Top-Aktien finden sich Giganten wie Apple, Nike und Philip Morris. Doch nicht wenige der Erfolgsbringer Hidden Champions. So wie... Quelle: AFP
...Gentex Corporation. In den letzten 30 Jahren stieg die Aktie des Automobilzulieferers jedes Jahr im Schnitt um rund 19,1 Prozent. Auf den gesamten Zeitraum gerechnet, stieg die Aktie um 19.095 Prozent. Das Unternehmen stellt unter anderem sich automatisch dimmende Rückspiegel und kamerabasierte Assistenzsysteme für Autofahrer her. Quelle: Imago
Das Logistikunternehmen Expeditors International of Washington hat seinen Firmensitz in Seattle. Seit 1985 erzielt es jährlich im Durchschnitt eine Wertsteigerung von 19,3 Prozent. Insgesamt macht das einen Kursanstieg von 20.127 Prozent in den vergangenen 30 Jahren. Quelle: dpa
Stryker Corporation produziert und verkauft orthopädische und weitere medizintechnische Produkte. Das US-amerikanische Unternehmen erzielte in den vergangenen 30 Jahren eine Wertsteigerung von durchschnittlich 19,6 Prozent pro Jahr. Insgesamt stieg die Aktie um 21.329 Prozent in den vergangenen 30 Jahren. Die Zentrale des deutschen Ablegers Stryker GmbH befindet sich übrigens in Duisburg. Quelle: obs
In den USA hält Monster Beverage Corporation mit Energydrinks nicht nur müde Studenten, sondern auch Anleger wach. Mit einem jährlichen Kurszuwachs von 20,3 Prozent landet der Getränkehersteller auf Platz 14 des Rankings. Insgesamt stiegt die Aktie um 25.323 Prozent. Quelle: AFP
Dass sich trotz des jüngsten Preisverfalls Geschäfte mit dem Erdöl lohnen können, beweist die Holly Frontier Corporation. Der Betreiber von Erdöl-Raffinerien bringt es auf Platz 13 im Ranking. Der Aktienkurs des Unternehmens stieg seit 1985 jährlich im Schnitt um 20,4 Prozent. Gesamtsteigerung seit 1985: 26.249 Prozent. Quelle: Screenshot
Paychex hat sich auf das Outsourcing von Dienstleistungen bei Betrieben spezialisiert. Insbesondere bietet das Unternehmen Hilfe bei Lohnabrechnungen, Unternehmensbesteuerung und Verwaltungstätigkeiten an – offenbar erfolgreich. In den vergangenen 30 Jahren steigerte Paychex jährlich seinen Wert im Schnitt um 20,4 Prozent. Gesamtsteigerung: 28.432 Prozent. Quelle: dpa

Immer wieder stelle ich fest, dass es so vielen Privatanlegern an Selbstvertrauen mangelt. Das ist ein Jammer. Wenn es um Research und die Suche nach der besten Aktienanlage geht, haben sie kapituliert. Sie fühlen sich verloren in einer komplizierten Datenflut, überschüttet von Tagesmeldungen. Makroökonomische Statistiken und volkswirtschaftliche Konjunkturprognosen wirken auf den Investor wie ein Lähmungsgift. Zusätzlich verbreitet das politische Getöse mit dem Fokus auf Krisenherde und den Problemen von Minderheiten übermäßig Angst und Schrecken.

Der zu große Respekt vor dem Finanzsystem mit seinem Fachchinesisch ist unnötig. Er führt den Geldanleger auf die falsche Fährte. Wie ich es sehe, rennt die Schar der Investoren verblendet hinter Bankberatern, Analysten oder TV-Finanzexperten hinterher. Begierig hoffen sie, den einen oder anderen Aktientipp aufzuschnappen.

Die Suche nach dem sicheren Hafen für Ihr Kapital ist keine Sache, die sich in noblen Besprechungszimmern im Wolkenkratzer abspielen muss. Und auch für denjenigen Geldanleger, der das Zepter selber in die Hand nehmen will, gilt: Research beginnt nicht mit einer akademischen Herausforderung im stillen Kämmerlein. Die Ausgangsbasis kann es nicht sein, zu nachtschlafender Zeit mit Sorgenfalten über dem Laptop zu brüten - von Chatroom zu Chatroom jagend. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann der Anleger am Ende doch ein Opfer von gewieften Manipulateuren und Drahtziehern wird.

Zur Person

Wie so oft sind die richtig guten Lösungen recht einfach. Auf der Suche nach überzeugenden Aktienanlagen heißt es, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen. Im Alltag sind wir umgeben von Firmen, Markenartikeln, Dienstleistungen und Produkten. Ich habe mir schon früh in meinem Leben angewöhnt, alles was mich umgibt auf ein mögliches Investment hin im Kopf zu speichern und zu filtern.

Es kommt also auf die Programmierung der eigenen Gedankengänge an. Die Umwandlung dessen, was man sieht oder womit man sich beschäftigt, auf die Börse hin abzuklopfen, das ist der Trick. Das Umdenken kostet nichts, nur ein wenig Mühe und Disziplin zu Anfang.

Der Vorteil besteht darin, dass der Geldanleger diesen Research-Filter ständig bei sich trägt. Ganz egal, wo er sich befindet, der Apparat steht immer zur Verfügung. Der Investor ist nicht von anderen abhängig. Je länger er dieses „gedankliche Umwandlungsmodell“ praktiziert, umso leichter wird es ihm von der Hand gehen. Wer auf diese Art und Weise seine Gehirnzellen trainiert, der wird feststellen, dass das Abklopfen auf ein mögliches Börseninvestment hin nach einer Weile quasi per Autopilot abläuft.

Mancher Geldanleger wird mit Schrecken feststellen, was er alles verpasst hat. Vor seiner Nase, Tag für Tag, ohne Finanzmathematik, hat er die besten Geldanlagen de facto zwar gesehen, aber eben doch nicht als Investor die Riesenchance erkannt.

Machen wir doch einmal einen Gang durch eine beliebige Stadt. In der Fußgängerzone fallen einem Filialisten auf. Drogerieketten der Firmen DM, Rossmann oder Müller - leider Fehlanzeige. Die Drogeriesparte gehört offensichtlich Privateigentümern. Da ist für den Geldanleger offensichtlich nichts zu machen. Die Firmen sind nicht an der Börse notiert. Der eifrige Geldanleger gibt hier jedoch nicht auf.

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