




Dass Probleme im Umgang mit neuen Technologien kein Phänomen unserer Zeit sind, beweist eine Anekdote, die sich vor mehr als 25 Jahren in einer Zweigstelle einer deutschen Großbank in Düsseldorf ereignete. Die wurde allwöchentlich von einem Rentner besucht, der sich am Schalter seine Kontoauszüge abholte. Eines schönen Tages erklärte ihm seine Bankberaterin, er könne seine Auszüge künftig am Kontoauszugsdrucker selbst ausdrucken! Doch war der Rentner kein Mann voreiliger Entschlüsse, weshalb er seiner Beraterin auch umgehend erklärte, die Sache erst mit seiner Frau besprechen zu wollen. In der darauf folgenden Woche kehrte er zurück und verkündete der völlig verdutzten Schalterangestellten, seine Frau und er hätten sich wirklich den Kopf zermartert, wüssten aber beim besten Willen nicht, wo sie den Kontoauszugsdrucker in ihrer Wohnung hinstellen sollten - was im Übrigen auch der Grund dafür wäre, warum man auf das großzügige Angebot der Bank verzichten wollte.
An diese, fast schon an einen gespielten Witz Dieter Hallervordens heranreichende wahre Geschichte musste ich denken, als ich vor kurzem noch einmal durch die letzten Print-Ausgaben der Wirtschaftswoche blätterte und in einem Artikel („Weg damit!“ aus Wiwo Nr. 51 vom 16.12.2013) des von mir sehr geschätzten Ressortleiters „Geld & Börse“, Hauke Reimer, jenes Bonmot Paul Volckers wiedergegeben fand, wonach es sich bei dem Geldautomaten (und sicherlich ebenso bei dem Kontoauszugsdrucker) um die einzige sinnvolle Finanzinnovation handele, die die Bankindustrie in den vergangenen 20 Jahren hervorgebracht habe. Harsche Worte des ehemaligen Vorsitzenden des Federal Reserve Systems der Vereinigten Staaten von Amerika, die Reimer als Einleitung zu seinem Plädoyer für eine Abschaffung des Eigenhandels von Kreditinstituten nutzt.
Schließlich war es eben jener Paul Volcker, der im Gefolge der Subprime Krise eine Beschränkung der Eigenhandelsaktivitäten von Banken ins Gespräch gebracht hatte, die als „Volcker Rule“ ab dem Jahre 2015 in den Staaten umgesetzt werden soll. Reimers Bekenntnis zur Abschaffung des Eigenhandels von Banken ist leidenschaftlich. „Weg damit!“, fordert er und leitet am Beispiel der Aktienmärkte her, dass der Eigenhandel aus volkswirtschaftlicher Sicht keinen Sinn mache. Insbesondere die Insiderproblematik, aber auch die gewaltigen Verluste, die Eigenhändler wie Nick Leeson, Kweku Adoboli und Jerome Kerviel angehäuft haben, führt Reimer als Argument gegen das sogenannte „proprietary trading“ ins Feld.
Als Banker dürfte ich in dieser Frage zwar als befangen gelten. Auch muss ich offen zugeben, dass es mir an detaillierten Kenntnissen über die Abläufe im Aktienhandel mangelt, um beurteilen zu können, ob und inwieweit die Eigenhandelsaktivitäten von Banken dort volkswirtschaftlichen Nutzen stiften oder eher schaden – heutzutage ist die Spezialisierung so weit voran geschritten, dass man schon genug damit zu tun hat, seinen eigenen Bereich zu überblicken. In Bezug auf das Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren halte ich ein Verbot des Eigenhandels jedoch für kritisch. Denn im „Fixed-Income-Bereich“ erfüllen Banken mit ihrem Eigenhandel sehr wohl eine volkswirtschaftlich wünschenswerte Funktion! Und die besteht in der Bereitstellung von Liquidität.