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Entwicklung beim Dax Warum Verkaufen ein Fehler wäre

Zwei Mal stieg der Dax über 8.000 Punkte – und stürzte ab. Verkaufen würde ich trotzdem noch nicht.

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Der Dax hat die 8.000 Punkte überschritten - Trotzdem sollten Anleger sich vorerst mit dem Verkauf zurückhalten Quelle: dpa

So viel Einigkeit reizt schon wieder zum Widerspruch: Jeder an der Börse rechnet damit, dass der Dax die 8.000 Punkte im März schaffen wird (vielleicht ist die Marke auch schon genommen, wenn diese Ausgabe erscheint). Wer bereits etwas länger in Aktien investiert, hat das schon zwei Mal erlebt. Im Frühjahr 2000 und im Sommer 2007, als die Finanzkrise sich so gerade eben abzeichnete: Der Dax markierte einen neuen Rekord und kurz danach ging es mächtig nach unten. Das reumütige „hätte ich doch verkauft, wäre ich doch...“, macht so manchem Anleger heute noch zu schaffen. Sicher – Gewinne soll man laufen lassen. Aber wer nach einem Hoch einen Absturz um drei Viertel (2000) und um die Hälfte (2007) mitgemacht hat, wird schon mal nachdenklich. Sind Anleger, die auch bei Rekordmarken nicht verkaufen, schlicht zu gierig? Schauspieler Manfred Krug, der einst bei 28,50 Mark (14,57 Euro) für die Telekom-Aktie geworben hatte, unterstellte einem unzufriedenen Aktionär genau dies: „Als die T-Aktie bei 100 Mark stand, hätten Sie sie verkaufen können. Das wäre ein schöner Reibach gewesen, und sicher hätten Sie mir keinen Dankesbrief geschrieben. Und haben Sie reagiert, als sie bei 90 Mark stand? Und bei 80? Und bei 70? Wahrscheinlich konnten Sie den Hals nicht voll kriegen und haben darauf gewartet, dass die Aktie steigt und steigt.“

Meilensteine des Dax

Aktuell sind Aktien teuer: Der berühmte Ökonom Robert Shiller etwa errechnet aus Daten seit 1881 ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Shiller hatte vor dem 2000er-Crash und vor der Immobilienkrise gewarnt. In sein KGV fließen Unternehmensgewinne aus zehn Jahren ein. Zur Zeit liegt es fast 50 Prozent über dem historischen Durchschnitt.

Macht der Quote

Das ist ein Indikator für Überbewertung, mehr aber nicht. Es gibt kein Gesetz, das die Börse zwingt, sich jetzt dem historischen Durchschnitt zu nähern. Weil niemand vorhersagen kann, wie stark der Dax noch steigt und wann er wieder einbricht, ist es hilfreich, dem eigenen Depot feste Regeln vorzugeben – zum Beispiel die, immer nur 50 Prozent in Aktien zu halten. Sind die stark gestiegen, müssen eben welche zu hohen Kursen verkauft werden, um die Quote zu halten. Das Problem: Zu Aktien gibt es im Moment keine attraktive Alternative. Solide Anleihen sind noch teurer und bringen deshalb nur lachhafte Renditen.

Bei hoch verzinslichen Anleihen rollt gerade eine Pleitewelle an; und bei Gold werde ich den Verdacht nicht los, dass dessen Weg nach unten noch nicht beendet ist – jedenfalls so lange nicht, wie die Märkte dank Notenbank-Hilfe die Schuldenkrise verdrängen. Klar, Anleger müssen Bargeld halten, als Reserve, und um nach einem Crash wieder zu kaufen, aber gleich 50 Prozent?

Fazit: Ohne Aktien geht es nicht. Wer zu wenig hat und doch nur gebremst investieren will, sollte Papiere von Unternehmen kaufen, die nicht nur vom Börsentrend abhängen, sondern sich in Sondersituationen befinden – zum Beispiel, weil sie gerade aufgekauft werden.

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