Erste Ratings für Kryptowährungen Note C+ für den Bitcoin

Zum ersten Mal vergibt eine Rating-Agentur Noten für Kryptowährungen. Der Bitcoin kommt dabei nur auf ein „befriedigend“. Ether schneidet mit „gut“ ab. Doch die Methodik stößt bei Branchenkennern auf Kritik.

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New York Die kleine Rating-Agentur aus Florida ist über Nacht international bekannt geworden. Weiss Ratings bietet als erste Bewertungen für Kryptowährungen an. Damit besetzt sie ein schwieriges, aber begehrtes Feld. Denn Kryptowährungen wie Bitcoin und Ether sind keine Unternehmen. Die Technologieplattformen werden von Stiftungen und einer Gemeinschaft von Programmierern weltweit weiterentwickelt.

Die Prozesse und möglichen Updates, die die Technologien weiterentwickeln können, sind hochkomplex. Gleichzeitig suchen viele Kleinanleger nach Bewertungen in diesem jungen, undurchsichtigen Markt, der hochvolatil ist, aber im vergangenen Jahr mit Renditen von zum Teil weit über 1000 Prozent lockte.

Ratings für gleich 74 Währungen hat die Agentur erstellt. Das entspricht rund 80 Prozent der gesamten Marktkapitalisierung. Der Bitcoin, die weltweit größte virtuelle Währung, schneidet mit der Note C+ befriedigend ab. Die nächstgrößte Währung Ether erhält wie die deutlich kleinere Währung EOS die Note B. Keine andere Währung hat eine bessere Bewertung erhalten.

Der Bitcoin punkte zwar bei den Themen Sicherheit, Verbreitung und Markenbekanntheit, erklärt Firmenchef Martin Weiss. Allerdings sei der Preis sehr volatil, der Energieverbrauch hoch und es gebe Probleme mit der Skalierbarkeit, was auf die Note drückt. Sollte sich daran etwas ändern, „stehen die Chancen für eine Heraufstufung gut“, sagte Weiss.

Auch Ether müsse an der Skalierbarkeit arbeiten, da sei die Ausgangslage jedoch besser. Die Ratingagentur, die bislang vor allem Versicherungen, Banken und Investmentfonds bewertete, setzt bei den Kryptowährungen auf vier verschiedene Kategorien: Risiken, Chancen, Technologie und Fundamentaldaten wie die Geschwindigkeit der Transaktionen, Marktdurchdringung und Netzwerk-Kapazität.

Die Ratings sind auf harte Kritik gestoßen, wie Weiss einräumt. Schon vor der Veröffentlichung hatte Weiss mit Hackerangriffen aus Südkorea zu kämpfen. Dort gibt es besonders viele Krypto-Investoren, die offenbar befürchtet hatten, dass negative Ratings einen erneuten Preissturz auslösen könnten. Der Bitcoin-Preis war bis zum Nachmittag jedoch relativ stabil bei gut 11.200 Dollar.

Ari Paul vom Krypto-Hedgefonds Bocktower aus Chicago begrüßte grundsätzlich die Einführung von Ratings. „Es ist ein Beispiel für die gegenwärtige Institutionalisierung der Krypto-Branche“, argumentiert er. Seiner Einschätzung nach würden jedoch Dinge wie Stabilität der Technologie, Sicherheit und Dezentralisierung zu wenig berücksichtigt.

Für Unverständnis sorgte auch das Rating des Dogecoin, der mit der Note C genauso gut abschnitt wie XRP, die Währung des Start-ups Ripple. Der Gründer von Dogecoin hat längst zugegeben, dass es sich bei Währung schlicht um einen Witz gehandelt habe. Ripple dagegen nutzt die den Kryptowährungen zugrundeliegende Blockchain-Technologie, um den internationalen Zahlungsverkehr schneller und günstiger zu machen und hat nach eigenen Angaben bereits über 100 Kunden aus der Finanzindustrie. „Das Ergebnis ist in der Tat überraschend”, räumte Weiss ein.

Doch die Nutzung des Dogecoin sei größer als die von anderen Währungen wie Bitcoin Cash und ZCash. Zudem sei der Kurs von XRP in den vergangenen Monaten stark gestiegen. Investoren hatten darauf gehofft, dass die Währung bald auch auf der größten amerikanischen Kryptobörse Coinbase gehandelt werden könnte.

Als sich die Gerüchte nicht bestätigten, brach der Kurs deutlich ein, was Ripple Punktabzüge bescherte. Das habe unterm Strich dazu geführt, dass Ripple mit einem C und die an Hundeliebhaber gerichtete Digitalwährung ebenfalls mit der Note C statt mit einem D bewertet wird.
Die Verbindung zwischen der Wall Street und der Kryptowelt wird auch an anderer Stelle immer enger. Die Software-Firma Trading Technologies International, die eine beliebte Handelssoftware für den klassischen Derivatehandel anbietet, will ab März auch ein Produkt für Kryptowährungen auf den Markt bringen. Damit können professionelle Händler über Coinbase mit einer Software arbeiten, die sie bereits von Börsen wie der CME oder der Nasdaq kennen.

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