
Peking Pünktlich zum 20. Jubiläum der Rückgabe Hongkongs an China wertet Peking die Bedeutung der Hafenstadt als Finanzmetropole auf. „Zum ersten Mal bekommen ausländische Investoren freien Zugang zum chinesischen Anleihemarkt“, sagte Hongkongs Verwaltungschefin Carrie Lam am Montag. Mit einem neuen Programm, dem sogenannten Bond Connect, dürfen ausgewählte Geldgeber über Hongkong chinesische Schuldverschreibungen kaufen.
„Dieser Schritt wertet die Bedeutung der Volksrepublik in der globalen Finanzarchitektur auf“, lobte der Vizepräsident der chinesische Zentralbank, Pan Gongsheng. Die neue Plattform solle helfen, die Bedeutung des chinesischen Yuan als internationale Währung zu stärken.
Dabei hatten chinesische Behörden im Kampf gegen den Kapitalabfluss zuletzt eine Öffnung des chinesischen Finanzmarktes gebremst. Doch gleichzeitig wuchs der Druck. Lokalregierungen und Staatskonzerne haben über Jahre gigantische Infrastrukturprojekte und andere Investitionen mit Krediten von Staatsbanken finanziert.
Schon vor drei Jahren stellte die Zentralbank in einer Studie fest, dass der Schuldenberg gefährliche Ausmaße angenommen hatte. Zum einen verordnete Peking den Provinzen daraufhin eine Schuldenbremse. Zum anderen leiteten die chinesischen Finanzbehörden eine Stärkung des Anleihenmarktes ein. Der werde helfen, dass Risiken bei der Vergabe von Schuldverschreibungen besser geprüft und das ganze System sicherer werde – so die Hoffnung.
Die Richtungsentscheidung leitete ein rasantes Wachstum des Anleihenmarktes ein. Alleine 2016 verdoppelte sich das Geschäft auf dem chinesischen Festland auf fast fünf Billionen Dollar, wie aus Erhebungen des Internationalen Währungsfonds hervorgeht. Mittlerweile wird der Markt auf rund zehn Billionen Dollar geschätzt. Nach den USA und Japan hat China den größten Anleihenmarkt der Welt.
Internationale Investoren halten jedoch lediglich rund 1,5 Prozent. Das soll sich mit der Plattform ändern. Allerdings öffnet China den Markt erst ein Stück weit. Zunächst bekommen nur „qualifizierte Investoren“ Zugang. Das sind etwa Zentralbanken, staatliche Fonds und andere große Finanzinstitutionen.
Mit der neuen Initiative erweitert Peking die schon Ende 2014 geschaffene Plattform zwischen Hongkong und Schanghai, auf der bisher ausschließlich Aktien gehandelt werden konnten. Das Besondere an der Ausweitung auf Anleihen liegt in einem Detail: Die Transaktionen sind zwar auf einzelne Titel beschränkt, unterliegen jedoch keinen Kapitalverkehrskontrollen.
Trotzdem erwarten Analysten kaum Bewegung. „Wir gehen davon aus, dass es kaum Interesse an dem Bond Connect geben wird“, resümiert ein Expertenteam der größten japanische Investmentbank Nomura. Pekings Liberalisierungspläne seien eine Einbahnstraße. Es gehe nicht um eine umfassende Öffnung, sondern darum, mehr internationale Investitionen anzulocken.