Essens-Lieferdienst Delivery Hero beliefert die Börse

Nach dem Restaurant-Betreiber Vapiano will jetzt auch der Essens-Lieferdienst Delivery Hero den Kurszettel der Frankfurter Börse bereichern. Das Unternehmen verkauft eine Wachstums-Story, schreibt aber noch rote Zahlen.

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Essens-Lieferdienste: Delivery Hero ist auf dem umkämpften deutschen Markt unter anderem mit Foodora aktiv. Quelle: Reuters

Frankfurt Niklas Östberg kommt dem Klischee des Start-up-Unternehmers ziemlich nah. Bei der Präsentation seines Essens-Lieferdienstes in Frankfurt trägt er ein weißes T-Shirt, Blue Jeans und löffelt sein Mittagessen aus einer Alu-Folie. Der Schwede ist im Umgang lässig, verfolgt aber ehrgeizig hoch gesteckte Ziele. „Wir haben wirklich große Ambitionen in den kommenden zehn bis 15 Jahren, unser Geschäftsmodell kann dann vielleicht 30 Mal so groß sein wie heute“, sagte der Chef von Delivery Hero.

Der Börsengang des Unternehmens soll dabei ein Meilenstein werden und noch vor der Sommerpause über die Bühne gehen. Über die Ausgabe neuer Aktien sollen 450 Millionen Euro erlöst werden, weitere Anteile werden an die Altaktionäre abgeben. Finanzkreise schätzen, dass der Börsengang am Ende zwischen 750 Millionen und einer Milliarde Euro in die Kasse spülen kann. Mit den frischen Mitteln sollen Verbindlichkeiten zurückgeführt und die Expansion finanziert werden, neben organischem Wachstum sind auch Akquisitionen nicht ausgeschlossen.

Aktuell hält die Beteiligungsgesellschaft Rocket Internet rund 35 Prozent des Aktienkapitals, zehn Prozent der südafrikanische Investor Naspers, der vor kurzem für fast 350 Millionen Euro eingestiegen war.

Delivery Hero ist nach eigenen Angaben in 35 Ländern die Nummer Eins bei Essens-Lieferdiensten, im vergangenen Jahr wurden 197 Millionen Bestellungen abgewickelt – das entsprach einem Plus von 52 Prozent auf vergleichbarer Basis. Der bereinigte Umsatz stieg um 71 Prozent auf 347 Millionen Euro. Analysten vergleichen das Unternehmen mit den Konkurrenten Just Eat (Großbritannien/Dänemark), Grubhub (USA) sowie Takeaway.com (Niederlande), aber auch mit dem US-Fahrdienst Uber.

Die meisten Fragen der Investoren und Journalisten drehen sich um die Profitabilität des Geschäftsmodells: Bisher schreibt Delivery Hero rote Zahlen und CEO Östberg wollte auch am Dienstag in einer Telefonkonferenz keine konkrete Prognose für das Erreichen der Gewinnschwelle wagen. Der operative Verlust (Ebitda) ging 2016 auf 116 Millionen Euro zurück, im Jahr zuvor hatte er bei 175 Millionen Euro gelegen. Während das Unternehmen beispielsweise im Nahen Osten mit guten Gewinnmargen arbeiten kann, gilt der Markt in Deutschland als heiß umkämpft. Delivery Hero ist unter anderem mit den Marken Foodora und Pizza.de präsent, der Wettbewerber Takeaway mit Lieferando.

In der vergangenen Woche hatte bereits die Restaurant-Kette Vapiano ihr Initial Public Offering – abgekürzt IPO – angekündigt, das aber deutlich kleiner ausfallen wird als der Börsengang von Delivery Hero. Insgesamt erwarten Investmentbanker in Frankfurt für dieses Jahr etwa zehn bis zwölf Neulinge auf dem Parkett. Federführend begleitet wird der Börsenaspirant von Goldman Sachs, Citigroup und Morgan Stanley.

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