Ethereum-Blockchain Krypto-Kunst, Computerkatzen, Klopapier: Wo NFTs schon heute die Preise treiben

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Käufer können Kunst mitgestalten

Europäischer Pionier am Blockchain-Kunstmarkt ist eine Schweizer Firma namens Suum Cuique Labs. Bereits 2019 experimentierte das Start-up, bestehend aus insgesamt 70 Künstlern aus aller Welt, mit digitalen Porträts. Im Frühjahr dieses Jahres gelang ihnen der Durchbruch – das teuerste ihrer „Hashmasks“, wie sie ihre digitalen Kunstwerke betiteln, spielte 16 Millionen Dollar ein. Aktuell gibt es 16.384 digitalen Porträts mit verschiedenen Masken, Hintergründen und Augenfarben. Die Bilder bestehen allesamt aus verschiedenen Teilen, die jeweils unterschiedlich oft vorhanden sind.

So schafft das Hashmask-Projekt eine künstliche Verknappung, die sich auch in den Preisen zeigt: Je nach Seltenheitsgrad der dargestellten Elemente kosten die auf der NFT-Handelsplattform Opensea angebotenen Portraits derzeit zwischen 371 und 6,9 Millionen Dollar. Der Durchschnittspreis pro Stück liegt bei 2,45 Ether, also rund 8.500 Dollar.

Das Besondere: Die Käufer können an der Fertigstellung des Kunstwerks mitwirken, indem sie den Hashmasks über einen ihnen zugeordneten Token – den sogenannten „Name Chaniging Token“, kurz NCT – einen Titel ihrer Wahl geben. Verkaufen sie das Porträt weiter, kann es auch der neue Käufer umbenennen. Nach zehn Jahren wird die Möglichkeit, einzelne Kunstwerke umzubenennen, immer exklusiver. Dann stoppt die Ausgabe von neuen NCTs, sodass keine Namensänderungen mehr möglich sind.

Zum Verkaufsstart Anfang des Jahres schlug als einer der ersten Kunden Bitcoin-Millionär Jordan Fish zu. Er twitterte: „Warum habe ich 100.000 Dollar für verdammte Hashmasks ausgegeben?“ – und schob noch einmal 100.000 Dollar nach. In den folgenden sechs Stunden wurden rund 3.000 Werke verkauft. Eines der Porträts, dessen Einstandspreis bei 130 Dollar lag, wechselte drei Tage später für – für rund 130.000 Dollar den Besitzer. Rekordverkäufe wie diese verhalfen Hashmasks zu weiterer Bekanntheit.

Inzwischen sind alle Portraits in festen Händen, nur rund 50 Besitzer bieten ihre Gemälde derzeit zum Wiederverkauf an. Darunter zum Beispiel ein Werk namens „Covid“ – es zeigt einen jungen Mann auf rotem Hintergrund, der einen schwarzen Mundschutz trägt und eine Klopapierrolle auf dem Handrücken balanciert. Das Höchstgebot liegt bei 139.000 Dollar.

Selbst die Nyan Cat, die wohl bekannteste Gif-Animation der Welt, hat sich mittlerweile in einen NFT verwandelt. Jahrzehntelang geisterte die Katze samt Teiggebäck-Körper und Regenbogenschweif kostenlos durchs Internet. Nun hat ihr Schöpfer Chris Torres die Nyan Cat als Token auf dem Portal Foundation verkauft – für knapp 600.000 Dollar.

Ein BigMac zum Aufhängen

Etwas günstiger kommen Kunstsammler mit einem Faible für Fastfood davon: So verkaufte die US-Kette Taco Bell Anfang des Jahres eine „NFTacoBell-Collection“. Die insgesamt 25 Krypto-Bilder, die verschiedenen Menüs zeigen, waren innerhalb von 30 Minuten ausverkauft. Ursprünglich waren die Preise auf einen Dollar pro Stück festgelegt, die teuersten NFTs wurden zuletzt allerdings für mehr als 3.600 Dollar gehandelt. Mit jedem Weiterverkauf verdient Taco Bell 0,1 Prozent an Lizenzgebühren, die der Konzern an die Taco Bell Foundation spendet.

Vor wenigen Wochen stieg dann auch der Fast-Food-Riese McDonald’s in das NFT-Geschäft ein. Der französische Ableger des Franchise-Unternehmens veröffentlichte kürzlich auf Instagram zwei hauseigene NFTs. Darauf zu sehen sind zwei absolute Fast-Food-Klassiker: Ein Big Mac und eine Portion Chicken McNuggets – begleitet von dem Hashtag „#McDoNFT“.

Eine Woche später folgte ein Twitter-Post, der zwei weitere McDonald’s NFTs ankündigte – diesmal Eis und Pommes. Von jedem Produkt gibt es fünf Exemplare, also insgesamt 20 NFTs. Anders als bei klassischen NFT-Auktionen wurden, die McDonald’s-Werke über Twitter und Instagram verlost. Der Clou daran: Die NFTs von Mäckes können dank eines extra entwickelten digitalen Rahmens auch als Kunstwerk an die Wände gehangen werden. Bloß essen kann man die tokenisierten Burger, Nuggets und Fritten (noch) nicht.

Dass inzwischen sogar schon der Toilettenpapierhersteller Charmin eigene NFT-Kunst als Marketingaktion versteigert, sollte allerdings zu denken geben. Die teuerste der auf sieben Stück limitierten Klopapierrollen-Animationen zeigt abwechselnd eine Toilettenpapierrolle und einen blinkenden Emoji-Kackhaufen. Im Hintergrund steht: „Enjoy the go“, was so viel wie „Genieße den Toilettengang“ bedeutet.“ Kunst ist frei – auch in der Kryptowelt.

Mehr zum Thema: Wer bei Krypto nur an Bitcoin denkt, übersieht womöglich das Wichtigste: Der Handel mit Kryptoschlüsseln ist längst ein Millionengeschäft. Bald schon könnten virtuelle Aktien über die Blockchain gehandelt werden. Krypto-Revolution NFTs: Und was bringt das Anlegern?

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