Die geplante Fusion von Deutscher Börse und London Stock Exchange (LSE) ist gescheitert. Die EU-Wettbewerbshüter untersagten den gut 25 Milliarden Euro schweren Deal am Mittwoch.
"Der Zusammenschluss zwischen Deutsche Börse und London Stock Exchange hätte den Wettbewerb erheblich eingeschränkt, denn er hätte in einem wichtigen Bereich, dem Clearing festverzinslicher Finanzinstrumente, ein De-facto-Monopol geschaffen", erklärte EU-Kommissarin Margrethe Vestager. "Da die von den beteiligten Unternehmen angebotenen Abhilfemaßnahmen nicht ausreichten, um die wettbewerbsrechtlichen Bedenken der Kommission auszuräumen, hat die Kommission beschlossen, den Zusammenschluss zu untersagen."
Die EU-Kommission hatte von der LSE neben dem angebotenen Verkauf des Abwicklungshauses Clearnet SA auch die Veräußerung der kleinen italienischen Handelsplattform MTS gefordert. Die LSE lehnte dies Ende Februar aber ab.
Die gescheiterten Fusionspläne der Deutschen Börse
Der Zusammenschluss von Deutscher Börse und London Stock Exchange (LSE) ist geplatzt. Die EU-Kommission hat die gut 25 Milliarden Euro schwere Fusion am Mittwoch untersagt, weil die Dominanz im Clearing-Geschäft zu groß gewesen wäre. Die deutsch-britische Börsenhochzeit scheitert damit bereits zum fünften Mal. Zweimal wurden Sondierungsgespräche bereits beendet, bevor die Öffentlichkeit davon Wind bekam. Auch bei anderen Deals hatte Deutschlands größter Börsenbetreiber bislang kein glückliches Händchen. Ein Überblick:
Quelle: rtr
Die Deutsche Börse präsentiert einen Plan für die Gründung der iX International Exchange zusammen mit der LSE. Die beiden Partner hoffen, mit der paneuropäischen Handelsplattform weitere Börsenbetreiber mit ins Boot zu holen. Doch das Projekt scheitert an mangelnder Unterstützung.
Der damalige Deutsche-Börse-Boss Werner Seifert trifft sich mit Euronext-Chef Francois Theodore. Aber die Gespräche über eine Fusion werden beendet, weil sich beide Seiten nicht über die Bewertung ihrer Häuser einig werden.
Seifert und Theodore nehmen ein weiteres Mal Kontakt auf. Ein Zwist über die Besetzung der Führungspositionen lässt sie jedoch abermals ergebnislos auseinandergehen.
Die Schweizer Börse SWX lehnt Pläne der Deutschen Börse für eine Fusion, faktisch eine Übernahme, ab.
Die Deutsche Börse veröffentlicht ein Übernahmeangebot für die LSE über knapp zwei Milliarden Euro. Der Deal scheitert 2005 am Widerstand des Hedgefonds TCI, der damals maßgeblich an der Deutschen Börse beteiligt ist.
Der neue Börsenchef Reto Francioni legt ein vorläufiges Fusionsangebot für die Pariser Euronext vor und löst damit Konsolidierungsfieber in der Branche aus. Später dient er Euronext-Chef Theodore die Führung der vereinten Börse an, besteht allerdings auf Frankfurt als Hauptsitz. Auch der Großteil des Managements sollte am Main angesiedelt sein.
Die Deutsche Börse unterbreitet der Euronext einen überarbeiteten Fusionsvorschlag. Die Frankfurter geben in der Hauptquartiersfrage nach, doch der Vorstoß kommt zu spät: Die Euronext schließt sich mit der NYSE zusammen.
Deutsche Börse und NYSE Euronext loten eine Fusion aus. Die Pläne werden vorzeitig bekannt und scheitern.
Die Deutsche Börse wagt einen weiteren Versuch, um durch eine Fusion mit der Nyse Euronext eine neue Größenordnung zu erreichen. Doch im Februar 2012 platzt der Fusionstraum erneut. Die EU-Wettbewerbshüter untersagen den Milliardendeal, weil sie ein Monopol der fusionierten Börse im Handel mit europäischen Finanzderivaten fürchten. Später wird die Nyse vom US-Konkurrenten ICE geschluckt.
Der neue Deutsche-Börse-Chef Carsten Kengeter strebt einen "Zusammenschluss unter Gleichen" mit der LSE an. Doch nach dem Brexit-Votum ist die Ansiedlung der Megabörse in London für das Land Hessen nicht akzeptabel. Die LSE wiederum ist nicht kompromissbereit und zieht deshalb den Stecker: sie erfüllt eine Forderung der EU-Wettbewerbshüter zur Freigabe der Fusion nicht. Die Behörde verbietet den Zusammenschluss daraufhin am 29. März.
Mit dem Deal vertraute Personen in Brüssel und Frankfurt sind sich einig, dass die Briten den MTS-Verkauf nur als Vorwand nutzten, um den Stecker zu ziehen. In Wahrheit habe die LSE-Spitze während der Brexit-Verhandlungen keine Debatte darüber führen wollen, dass der Holdingsitz nun wegen des EU-Austritts zumindest teilweise nach Frankfurt verlagert werden müsse.