Euro auf Drei-Jahres-Hoch Anleger blenden hohe Risiken aus

Für den Euro gibt es auf mittlere Sicht hohe Risiken – doch das scheint die Anleger jetzt nicht zu interessieren. Sie fürchten aktuell die Auftritte von US-Präsident Donald Trump in Davos und EZB-Chef Mario Draghi.

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Euro Dollar, Währung, Devisen, Wechselkurs, EUR/USD Quelle: Reuters

Frankfurt Der Euro ist am Mittwoch im frühen Handel auf den höchsten Stand seit Dezember 2014 gestiegen. Während US-Präsident Donald Trump durch seine Handelspolitik verunsichert und den Dollar schwächt, sorgen Spekulationen um den künftigen Kurs der Europäischen Zentralbank (EZB) beim Euro für Auftrieb. In der Nacht kletterte der Kurs der europäischen Gemeinschaftswährung bis auf 1,2335 Dollar. Damit setzte sie ihren Höhenflug der vergangenen Monate fort. Seit Anfang November zog der Euro zum Dollar um rund sechs Prozent an - über die vergangenen zwölf Monate summiert sich das Plus auf fast 15 Prozent.

Dabei sind die Risiken für die europäische Gemeinschaftswährung auf mittlere Sicht nicht von der Hand zu weisen. Ein Scheitern der Koalitionsverhandlungen in Deutschland beispielsweise oder der Ausgang der Wahlen in Italien Anfang März. Auch der Ausgang der EZB-Sitzung am Donnerstag dieser über den künftigen Kurs ist ungewiss.

Ein wichtiger Grund für den Euro-Anstieg ist eine Schwäche der US-Währung, die auch gegenüber anderen wichtigen Devisen wie dem japanischen Yen nachgab. Laut Antje Praefcke, Expertin bei der Commerzbank, hat Trump den Dollar zuletzt durch seine Einführung hoher Einfuhrzölle auf Solarpaneele und Waschmaschinen unter Druck gebracht. Nun werden die Anleger eine für diesen Freitag angesetzte Rede des US-Präsidenten beim Weltwirtschaftsforum in Davos im Blick behalten. „Trompetet Trump in Davos weiter Protektionismus, bleibt der Dollar aus Sorge vor einem drohenden Handelskrieg unter Druck“, sagte Praefcke.

Zudem wird der Euro durch Spekulationen gestärkt, die EZB könnte nach ihrer Zinsentscheidung am Donnerstag Hinweise in Richtung einer schnelleren Abkehr von ihrer extrem lockeren Geldpolitik geben. Demnach könnte sie die Wortwahl zum künftigen Kurs ändern oder Hinweise auf das endgültige Ende der milliardenschweren Anleihekäufe geben. Mit Spannung wird auch erwartet, inwieweit sich EZB-Chef Mario Draghi zur jüngsten Euro-Stärke äußern wird.

„Der Markt wird an seinen Lippen hängen, um zu erfahren, ob die Zinsspekulationen gerechtfertigt sind und wie der EZB-Chef die Aufwertung des Euro in den letzten Wochen bewertet“, schreibt Praefcke in ihrem heutigen Tagesausblick. „Wir mahnen schon seit geraumer Zeit zur Vorsicht in Euro-Dollar-Verhältnis, da die Sichtweise des Markts überzogen ist, und sehen Korrekturpotential im Euro“.

Hier geht es zur Seite mit dem Euro-Dollar-Kurs, hier können Sie aktuelle Wechselkurse berechnen.

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