Die neue WiWo App Jetzt kostenlos testen
Download Download

Euro-Krise Schwere Zeiten für Hedge-Fonds

Die Welt diskutiert über mehr Regulierung für Schattenbanken und Hedge-Fonds. Doch die Branche hat ganz andere Sorgen, wie die schlechten Zahlen des Marktführers Man Group zeigen. Und es droht noch mehr Ungemach.

  • Artikel teilen per:
  • Artikel teilen per:
Auf Hedge-Fonds kommen schwere Zeiten zu. Quelle: Reuters

London Die Politiker der Euro-Zone haben den Hedge-Fonds im Drama um die Rettung der Gemeinschaftswährung schon lange die Rolle des Schurken zugewiesen. Doch tatsächlich droht die Euro-Krise die Hedge-Fonds selbst aus der Bahn zu werfen.

Am Donnerstag legte der weltgrößte Hedge-Fonds Man Group seine Halbjahreszahlen vor. Zwar fiel das Ergebnis nicht so schlecht aus wie zunächst befürchtet; aber es spiegelt dennoch die Ernüchterung in der Branche wider.

Den Hedge-Fonds geht es so schlecht, wie seit dem Höhepunkt der Finanzkrise nicht mehr. Die Stunde der Wahrheit rückt näher. Denn bis zum Ende des Jahres wird sich entscheiden, ob die Investoren in großem Stil Kapital abziehen, so wie nach der Pleite von Lehman Brothers, als das Misstrauen der Anleger zahlreiche der spekulativen Fonds zum Aufgeben zwang.

Für die sechs Monate bis Ende September meldete die Man Group gestern einen Vorsteuergewinn von 154 Millionen Dollar. Das ist besser als die 145 Millionen Dollar, die der Hedge-Fonds in einem vorläufigen Ausblick im September in Aussicht gestellt hatte, aber deutlich weniger als die 180 Millionen Dollar, die das Unternehmen noch vor einem Jahr erwirtschaftete.

Im September hatte Vorstandschef Peter Clarke die Märkte mit dem Eingeständnis geschockt, dass die Kunden so schnell Geld abziehen wie zu Hochzeiten der Finanzkrise, wie Anfang 2009 nicht mehr. Nach dieser Warnung verlor Man an einem einzigen Tag rund ein Viertel seines Börsenwerts.

In den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahrs fiel das von der Hedge-Fonds-Gruppe betreute Vermögen um 4,6 Milliarden Dollar auf 64,5 Milliarden Dollar. Auch im Oktober gingen noch einmal eine Milliarde Dollar verloren. Allerdings hätten sich die Rückforderungen der Kunden verlangsamt, betonte Clarke. Der Vorstandschef räumte allerdings auch ein, dass sich der Appetit der Anleger in Grenzen halten werde, so lange die Unsicherheit an den Märkten anhalte.

Das Schicksal der Man Group ist ein Spiegelbild der gesamten Branche. Nach den Daten des Informationsdienstes Hedge Fund Research haben die spekulativen Fonds den Anlegern in diesem Jahr bislang Verluste von knapp acht Prozent beschert. Dadurch schrumpfte das verwaltete Vermögen um 85 Milliarden Dollar auf 1,97 Billionen Dollar. Zu diesem Minus trugen aber nicht nur die Verluste an den Märkten bei, sondern auch die Rückforderungen von Investoren.

Vieles hängt vom November ab

Der Datenanbieter HFN hat ausgerechnet, dass die Anleger im dritten Quartal dieses Jahres rund 19 Milliarden Dollar abzogen, das erste Minus seit dem ersten Quartal 2009. Damals hatten die Investoren mit 215 Milliarden Dollar allerdings mehr als zehnmal so viel Kapital zurückgefordert wie jetzt. Das Misstrauen ließ damals das verwaltete Vermögen der gesamten Branche um rund 40 Prozent auf nur noch 1,1 Billionen Dollar einbrechen.

"Bislang haben die Hedge-Fonds noch keine große Welle von Rückforderungen erlebt, aber viele Investoren denken über das Jahresende nach", warnte vor kurzem Luke Ellis, der das Multi-Manager-Geschäft der Man Group leitet. Viel werde von der Entwicklung der Märkte im November abhängen. Eine neue Umfrage von Barclays Capital zeigt, dass 35 Prozent der Investoren entweder bereits Kapital bei verlustreichen Fonds abgezogen haben oder dies planen

Stefan Mülheim vom Londoner Vermögensverwalter Sciens glaubt dennoch, dass die Branche sich nicht auf dramatische Abflüsse wie nach der Finanzkrise einstellen muss. Seine Zuversicht begründet der Experte damit, dass die neue Generation von Investoren, die Risiken deutlich besser einschätzen könne, als die Anleger, die am Höhepunkt der Finanzkrise der Branche enttäuscht den Rücken kehrten. "Wer jetzt dabei ist, der weiß, worauf er sich einlässt", meint Mülheim.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%