Finden Sie solche Geschichten auch bei bekannten Titeln?
Ich gebe Ihnen ein Beispiel aus einem Markt, von dem ich glaube, dass er strukturell wachsen kann und wo die Eintrittsbarrieren für Konkurrenten tatsächlich höher sind, als sie zunächst erscheinen: Die Billig-Airline Ryanair. Die Aktie kann zwar recht schwankungsfreudig sein, aber die Branche hat noch viel Wachstumspotenzial hat. Billigfluglinien stehen aus meiner Sicht noch immer am Anfang und können sich weiter durchzusetzen, weil die Menschen immer preisbewusster werden. Daneben bestehen an den großen Flughäfen Überkapazitäten. Billigflieger sind dort also willkommen. Ryanair ist in diesem Umfeld besonders flexibel und agil. Als zum Beispiel eine ungarische Fluglinie Pleite ging, nahm Ryanair innerhalb von drei Wochen dort den Flugbetrieb auf. Ryanair ist zudem so kostengünstig, dass das Unternehmen die Preise nach unten setzen kann – und so die Wettbewerber und Druck setzt oder ganz aus dem Markt drängt. Die sehr gute Kostenkontrolle ist auch beim Kauf oder Leasing von Flugzeugen wichtig. Die Gewinnprognosen von Ryanair liegen regelmäßig über den Schätzungen der Analysten, die Cashflow-Generierung ist gut und die Aktie ist vernünftig bewertet. Für mich ein interessantes Investment.
Gibt es Branchen oder Länder, in denen Sie besonders häufig fündig werden?
Nein, Chancen gibt es eigentlich überall. Wenn Sie unseren Fonds ansehen, werden sie merken, dass wir sehr diversifiziert sind. Entscheidend ist lediglich, dass unsere Kriterien an einen Blue Chip erfüllt und die Aktien unterschätzt werden. Dafür müssen sie sich aber viele Aktien genau anschauen. Bei uns arbeiten rund 70 Aktienanalysten, darunter 45, die Europa abdecken – die mich in meiner Arbeit allesamt sehr unterstützen. Es ist nicht so, dass man da Themen oder eine Branche entdeckt, die noch keinem aufgefallen wären. So leicht ist es nicht.
Wie viele Unternehmen schauen Sie sich denn im Jahr an?
Ich habe ungefähr drei Einzelgespräche am Tag, die zwei Drittel meiner Arbeitszeit beanspruchen. Die Unternehmen, die ich im Fonds habe, sehe ich viermal jährlich. Insgesamt sind das fast 700 Gespräche im Jahr, die ich führe. Ich muss ungefähr sieben verschiedene Unternehmen treffen, um daraus eine neue Investmentidee zu generieren, die ins Portfolio wandert. Das ist viel, aber entspricht unserem hohen Anspruch. Es ist geradezu ein Luxus, den wir uns mit diesem Aufwand gönnen.
Haben Sie noch eine Prognose für Anleger?
Grundsätzlich bin ich verhalten optimistisch. Wir sehen eine Bodenbildung. Aber es gibt noch eine ganze Menge Unternehmen, die pro Jahr rund 15 Prozent wachsen. Ich rechne insgesamt mit steigenden Kursen.