Europäische Aktien "Unterstützung der EZB verliert ihre Wirkung"

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"Ölkonzerne kommen nicht ohne Dividendenkürzung aus"

Erwarten Sie in diesen Branchen auch besonders starke Dividendenrenditen für 2016?

Nein, da gibt es andere Branchen: Versicherer überraschten im vergangenen Jahr schon positiv mit ihren Dividenden, nehmen wir etwa die Allianz oder Axa. Die Versicherer dürften auch 2016 hohe Beträge an Anleger ausschütten.

Was überzeugt Sie?

Die Finanzkraft der Konzerne ist sehr gut, sie leiden weniger unter dem Druck der Regulierungsbehörden. Denn Banken stehen nach der Finanzkrise noch immer unter dem Druck. Die Versicherer nicht mehr, viele haben jetzt solide Eigenkapitalquoten. Und vor allem in Frankreich gab es 2015 eine enorm hohe Nachfrage nach Lebensversicherungsprodukten, die den Kunden noch sichere Zinsen versprechen.

Sie glauben nicht, dass die Lebensversicherer langfristig durch das das Niedrigzinsumfeld mit ihrem Kerngeschäft enorm unter Druck geraten?

Wenn die Leitzinsen in den negativen Bereich fallen, dann werden auch Konzerne wie die Allianz in Schwierigkeiten geraten. Aber das entspricht nicht unserem Szenario. Wir erwarten in den kommenden Jahren eher einen langsamen Anstieg der Zinsen. Das dürfte das wahrscheinlichste Szenario sein - und sich dann insbesondere wieder sehr positiv auf die Versicherer auswirken.

Wo sehen Sie derzeit die größten Risiken auf dem europäischen Markt?

Bislang waren Ölkonzerne immer verlässliche Aktien mit hoher Dividendenrendite. Aber wir gehen davon aus, dass Unternehmen wie Shell oder BP bald ihre Dividenden kürzen. Einen signifikanten Anstieg des Ölpreises sehen wir derzeit nicht.

Aktuell liegt die Dividendenrendite von Shell bei acht Prozent, wenn der Konzern an der Höhe der bisherigen Ausschüttungen festhält.

Durch die gesunkenen Aktienkurse erwarten wir zunächst enorm hohe Dividendenrenditen. Ob Shell und BP diese aber auch tatsächlich erfüllen können, bleibt die Frage. Sie dürften zunächst versuchen, ihre Investitionen zu reduzieren oder Anlagen zu verkaufen um Anleger nicht weiter zu verschrecken, in dem sie die Dividenden kürzen.

Aber ich glaube nicht, dass sie langfristig ohne eine Kürzung auskommen werden. Ihre Geldströme sind zu stark unter Druck, weshalb wir in dem Sektor sehr vorsichtig geworden sind und unsere Positionen reduziert haben.

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