Fehlende Transparenz US-Börse Nasdaq schränkt laut Insidern chinesische Börsengänge ein

Die US-Technologiebörse gibt angeblich das erste Mal eine Mindestgröße für einen Börsengang vor. Die neue Regel trifft vor allem chinesische Firmen.

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Im Herbst hatte die Nasdaq die Zulassungsbedingungen schon einmal zulasten chinesischer Firmen verschärft. Quelle: Reuters

Inmitten wachsender Spannungen zwischen den USA und China will die US-Technologiebörse Nasdaq Insidern zufolge Börsengänge von chinesischen Unternehmen erschweren. Nasdaq werde zwar keine chinesischen Firmen beim Namen nennen, doch erfolge der Schritt wegen Bedenken über die fehlende Transparenz chinesischer Börsenkandidaten und ihrer engen Beziehungen zu den Mächtigen im Reich der Mitte, sagten mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters.

Die neuen Regeln sind auch eine Reaktion auf Bilanzskandale wie den um den chinesischen Starbucks-Konkurrenten Luckin Coffee, der 2019 an die Nasdaq gegangen war. Bei der Kaffeehaus-Kette bestand ein Großteil der Umsätze offenbar nur auf dem Papier.

Im Herbst hatte die Nasdaq die Zulassungsbedingungen schon einmal zulasten chinesischer Firmen verschärft. Damals ging es darum, Börsengänge von kleinen chinesischen Unternehmen zu beschränken, deren Aktien kaum gehandelt werden. Die geringe Liquidität macht deren Papiere für viele große institutionelle Investoren unattraktiv.

Nun verschärft die Nasdaq die Vorgaben weiter. Unternehmen müssten bei einem Börsengang mindestens 25 Millionen Dollar einsammeln oder mindestens ein Viertel des Unternehmens an die Börse bringen, sagten die Insider. Diese Regeln gälten für mehrere Länder, darunter China.

Es ist das erste Mal, dass die Nasdaq eine Mindestgröße für einen Börsengang vorgibt. Von den 155 chinesischen Firmen, die seit dem Jahr 2000 an der US-Technologiebörse ihr Debüt gefeiert haben, sammelten 40 Unternehmen weniger als 25 Millionen Dollar bei ihrem Börsengang ein, wie aus Daten von Refinitiv hervorgeht.

Kleine chinesische Firmen streben einen Börsengang in den USA an, weil ihre Gründer so Anteile versilbern können und dafür Dollar erhalten. Wegen der Kapitalkontrollen in China ist es für sie nicht einfach, dort an Dollar zu gelangen. Zudem ist es mit dem „Gütesiegel“ einer Notierung an der Nasdaq einfacher, an Kredite zu kommen. Auch vergeben lokale Behörden Zuschüsse, wenn es ein Unternehmen an die Börse schafft.

Die Nasdaq will auch sicherstellen, dass sich die Firmen an internationale Bilanzierungsstandards halten. Die Börse werde die Bilanzierung von kleinen US-Firmen, die die Bücher chinesischer Börsenkandidaten prüfen, kontrollieren, sagten die Insider.

US-Präsident Donald Trump hatte in einem Interview mit Fox Business vergangene Woche erklärt, dass er sehr genau prüfe, ob chinesische Firmen sich an US-Bilanzierungsstandards halten müssen, wenn sie an die New Yorker Börse gehen. Trump sagte aber auch, „das Problem dabei“ sei, dass die Firmen dann in London oder Hongkong an die Börse gehen könnten.

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