Finanzinvestoren Hedge-Fonds flüchten aus Asien

Asien boomt, immer mehr Menschen möchten in der Region ihr Geld anlegen. Hedge-Fonds fallen bei den Anleger durch, auch wegen schwacher Performance. Massenhaft schließen die Fonds, Manager suchen sich neue Jobs.

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Kurstafel in Peking. Hedgefonds tun sich in Asien schwer. Quelle: ap

Paul Smith war einst von London nach Hongkong gezogen, um dort in der Hedge-Fonds-Branche zu arbeiten. Das war vor fast 17 Jahren, und er blieb dort bis zum Ende des Booms. Doch vergangenes Jahr gab er auf, wie so viele andere Hedge-Fonds-Manager in der Region.

“Ich entschied mich, den Zyklus nicht auszusitzen, sondern etwas Produktiveres mit meiner Zeit zu machen”, sagte der 53- Jährige der Nachrichtenagentur Bloomberg. Er blieb zwar in der Gegend, führt nun jedoch das lokale Büro des CFA Institute, einer nicht auf Gewinn ausgerichteten Organisation. “Die Hedge-Fonds-Branche in Asien wird weiter über die kommenden Jahre damit zu kämpfen haben, Gelder einzusammeln.” Als einen der Gründe nannte er die Liquiditätsprobleme von Banken.

Hedge-Fonds-Manager, Händler und Analysten in Asien geben in diesen Tagen zuhauf ihre Jobs auf, nachdem die Branche sich dort bislang noch immer nicht von der globalen Finanzkrise in 2008 erholen konnte. Handelsverluste machen es für die meisten Fonds unmöglich, Provisionen einzusammeln, die an die Entwicklung der betreuten Gelder gebunden sind.

Stattdessen gehen sie bei traditionellen Investmentfonds, Stiftungen, Beratungsfirmen oder auch Unternehmen jenseits der Vermögensverwaltung an Bord. Oft ist dieser Schritt mit einem Einschnitt der Bezüge verbunden.

Die Vermögenswerte asiatischer Hedge-Fonds befinden sich derzeit rund 28 Prozent unter ihrem Hoch von 2007, wie die Zahlen des Datenanbieters Eurekahedge belegen. Ein ganz anderes Bild zeigt sich auf globaler Ebene. Hier stieg das Geld, welches von den Fonds verwaltet wird, seit 2007 laut Hedge Fund Research um 21 Prozent auf ein neues Rekordhoch von 2,3 Billionen Dollar im Dezember.

In den beiden Jahren bis Dezember 2012 wurden unterm Strich 296 asiatische Hedge-Fonds liquidiert. Im Vergleich zu den Neu- Starts in diesem Zeitraum sind dies 33 mehr. Auch in diesem Fall ergibt sich auf weltweite Sicht ein anderes Bild: Hier lag die Zahl der neu gegründeten Fonds mit 1839 deutlich über der Anzahl der geschlossenen Fonds (371), laut Eurekahedge.

“Fünf Jahre später sind viele dieser Jungs einfach der großen Schwankungen bei den Hedge-Fonds-Bezügen überdrüssig. Einige sind überhaupt noch nicht in den Genuss der süßen Versprechen von Hedge-Fonds-Auszahlungen gekommen”, sagte Will Tan, Managing Director beim Personalberater Principle Partners in Singapur. “Investoren werden selektiver, das aufsichtsrechtliche Umfeld wird härter. Hinzu kommen die unbeständige Performance von Hedge-Fonds sowie der Gesamtzustand der Finanzbranche. All das hat dazu beigetragen, dass langjährige Veteranen die Hedge-Fonds-Industrie verlassen.”


Suche nach Jobalternativen

Dabei waren die asiatischen Hedge-Fonds einst überaus erfolgreich. Ihr verwaltetes Vermögen verneunfachte sich zwischen 2000 und 2007 auf 176 Milliarden Dollar - noch im letzten Jahr dieses Zeitraums ging es laut Eurekahedge 32 Prozent nach oben.

Eine Vielzahl von Hedge-Fonds-Managern und Händlern, die vor dem Hoch der Branche von 2007 an Bord gekommen waren, haben sich längst nach Alternativen umgeschaut.

Dazu zählt etwa Kenrick Leung, der einen asiatischen Fonds für Sofaer Capital mitverwaltete. Er arbeitet heute für die Pariser Amundi Asset Management. Chris Seabolt, einst Händler in Hongkong für den Hedge-Fonds TPG-Axon Capital Management, zählt inzwischen zu den Mitarbeitern bei Fidelity. Beide Männer wollten sich auf Nachfrage von Bloomberg nicht äußern.

Andere investieren indes privat wegen des Mangels an geeigneten Jobs und den Schwierigkeiten beim Einsammeln von Geld für neue Fonds, erklärte Marvin Kelly. Er stand 18 Jahre in den Diensten der Credit Suisse und verließ die Bank, als sie 2010 ihren Eigenhandel zurückfuhr.

“Es ist schwierig, in diesem Umfeld einen Fonds zu gründen. Offenbar bevorzugen Investoren große, bekannte Manager”, sagte der 50-Jährige. Er investiert inzwischen sein eigenes Geld über Quaternion Capital Management.

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