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Finanzmärkte Nobelpreisträger Robert Shiller warnt vor zeitnahem Börsencrash

Der Ökonomie-Nobelpreisträger Robert Shiller warnt vor einem Börsencrash.

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Robert Shiller Quelle: dpa

„Zu 30 Prozent steigt die Börse in den kommenden Jahren über die alten Rekorde hinaus. Zu 70 Prozent erleben wir zeitnah einen Crash“, sagt Shiller der WirtschaftsWoche. Als Begründung verweist der Yale-Professor unter anderem auf den von ihm entwickelten Börsenmaßstab, das von Investoren viel beachtete Shiller-KGV.

Dieses inflationsbereinigte Kurs-Gewinn-Verhältnis, das auf dem mittleren Gewinn über zehn Jahre beruht, habe im Juli für die S&P-500-Aktien „einen Mittelwert von 27“ erreicht. Der durchschnittliche Wert für die 500 größten börsennotierten US-Unternehmen habe zwischen 1881 und 2015 aber bei nur 17 gelegen.

An diesen Märkten kracht es
Mit Chinas Aktienmarkt fing alles an: Jahrelang propagierte die Regierung in Peking den Einstieg in Aktien – ganz offiziell in den Staatsmedien. Der kleine Mann sollte an der Börse investieren und den chinesischen Unternehmen zu Kapital verhelfen. Doch mit dem stagnierenden Wirtschaftswachstum kamen Zweifel auf. Die Börsen in Schanghai und Shenzhen brachen innerhalb weniger Wochen drastisch ein. Und das Virus China begann, sich auszubreiten. Quelle: dpa
So zog Chinas Schwäche zum Beispiel auch das deutsche Aktienbarometer nach unten. Viele exportorientierte Dax-Unternehmen, vor allem die Autobauer, haben gelitten. Weil am Donnerstag die USA zusätzlich mit guten Konjunkturdaten aufwarten konnten und die Zinswende damit näher zu rücken scheint, ließ der Leitindex am Freitag weiter Federn. Zum Handelsschluss notierte er gut 300 Punkte tiefer bei 10.124 Punkten. Auf Wochensicht verlor der Dax knapp acht Prozent oder 861 Punkte. Quelle: REUTERS
Die voraussichtlich schlimmste Woche des Jahres für Aktien hat am Freitag auch die Wall Street nicht verschont. Nach enttäuschenden Konjunkturdaten aus China lagen die wichtigsten Indizes in New York zur Eröffnung deutlich im Minus. Der Dow-Jones-Index lag mit 16.815 Punkten ein Prozent im Minus. Der breiter gefasste S&P-500 tendierte mit 2.016 Zählern ebenfalls fast ein Prozent tiefer. Quelle: AP
Nicht nur an den Börsen, auch bei den Währungen ging es zuletzt deutlich bergab. Anfang der Woche gab die chinesische Zentralbank überraschend den Yuan-Wechselkurs frei – woraufhin dieser um mehrere Prozent nach unten rauschte. Auch in den Folgetagen konnte die Regierung den Kurs nur mit Mühe über Devisenverkäufe stabilisieren. Grundsätzlich will Peking daran festhalten, den Referenzkurs für den Wechselkurs nach Angebot und Nachfrage zu bestimmen. Quelle: dpa
Nicht nur der Yuan, auch die Schwellenländerwährungen allgemein haben in dieser Woche stark gelitten. Die türkische Lira, zum Beispiel, erreichte einen historischen Tiefstand nach dem anderen. Der Grund: Investoren ziehen ihr Geld aus den Schwellenländern ab und investieren es eher wieder im Dollar und Euro-Raum. Viele Schwellenländer hängen am Tropf Chinas. Das Vertrauen der Investoren schwindet daher. Quelle: REUTERS
Nach unten ging es diese Woche auch für den Ölpreis. Zuletzt kostete ein Barrel Brent noch 45,90 Dollar, ein Barrell der Sorte WTI noch knapp über 40 Dollar. Experten gehen längst davon aus, dass der Preisverfall weitergeht. Der Grund: Die USA hat durch die Schieferölförderung in nur vier Jahren die eigene Ölproduktion nahezu verdoppelt. Das dadurch steigende Angebot will und kann die Opec auch mittelfristig durch eigene Produktionskürzungen nicht kompensieren. Quelle: dpa
Doch nicht nur der Ölpreis leidet: Auch die Aktien der großen Ölunternehmen Exxon Mobil, Chevron, Royal Dutch Shell und Petrochina sind zuletzt deutlich eingebrochen. Experten warnen Anleger derzeit vor einem Wiedereinstieg. Quelle: dpa

„Möglich, dass wir noch zwei Jahre bis zum Crash haben. Vielleicht geht es aber auch schneller“, so Shiller gegenüber der WirtschaftsWoche. Den Dow-Jones-Index, der aktuell bei rund 16.500 Punkten notiert, hält der weltbekannte Ökonom erst bei „bei 10.000 bis 11.000 Punkten für gesund“.

Angesprochen auf die vieldiskutierte mögliche Leitzinsanhebung der US-Notenbank Fed, sagte Shiller: „Ich denke, wir werden noch in diesem Jahr eine Anhebung auf bis zu einen Viertelprozentpunkt sehen. Die Niedrigzinspolitik kann nicht ewig so weitergehen. Wenn wir jetzt nicht die Zinsen anheben, dann werden wir sie nie mehr erhöhen.“ Als Auslöser für einen Börsencrash könne eine solche Zinserhöhung jedoch nicht herhalten. „Die Fed muss und wird behutsam vorgehen. Ein Leitzins von 0,25 oder 0,5 Prozent darf die Märkte nicht in Aufruhr bringen“, so Shiller gegenüber der WirtschaftsWoche.

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