Finanzmärkte Wer hat Angst vor dem schwarzen Schwan?

Die Experten der französischen Bank Société Générale listen auf, welche großen Risiken in den nächsten Monaten an den Finanzmärkten lauern – und sogar ein Beben an den Börsen auslösen könnten.

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Die Tiere stehen als Metapher für das, was die Statistiker „Tail Risk“ nennen, also Katastrophen mit geringer Eintrittswahrscheinlichkeit. Quelle: dpa

Frankfurt Schwarze Schwäne sind gefährliche Tiere. Seit dem Bestseller des Ex-Wall-Street-Händlers Nassim Nicholas Taleb sind die ungewöhnlichen Vögel zum Symbol für seltene Ereignisse mit großer Wirkung geworden. Die dunklen Schwäne stehen als Metapher für das, was die Statistiker „Tail Risk“ nennen, also Katastrophen mit geringer Eintrittswahrscheinlichkeit, die aber einen enormen Schaden an den Märkten anrichten können.

Die französische Großbank Société Générale stellt regelmäßig eine Liste der ihrer Meinung nach bedrohlichsten schwarzen Schwäne vor. Wobei das Unterfangen ein wenig ein Widerspruch in sich selbst ist. Denn schwarze Schwäne zeichnen sich eigentlich dadurch aus, dass sie sich nicht vorhersagen lassen.

Außerdem sind einige der Vögel, die die französische Bank auf ihrer Liste führt, nicht mehr schwarz sondern schon ziemlich hellgrau. Denn für das größte Risiko sehen die Analysten immerhin eine Eintrittswahrscheinlichkeit von 40 Prozent an. Dabei geht es um ein politisches Beben, das die Euro-Zone in ihren Grundfesten erschüttern würde.

An potenziellen Auslösern herrscht kein Mangel: Das Referendum über einen Ausstieg der Briten aus der Europäischen Union am 23. Juni, die spanische Parlamentswahl am 26. Juni und  das italienische Verfassungsreferendum im Oktober. 2017 stehen dann Wahlen in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden an. Wahrlich genug politischer Sprengstoff, um den Volkswirten den Angstschweiß auf die Stirn zu treiben.

Aber Europa ist nicht der einzige schwarze Schwan, den die Société Générale auf dem Schirm hat. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 30 Prozent  rechnen die Experten mit einer harten Landung der chinesischen Konjunktur. „Das Potenzial für politische Fehler in China ist erheblich, vor allem weil sich am Immobilienmarkt eine neue Blase zu bilden scheint“, heißt es in der Studie.

Die Investoren sollten solche Warnungen ernst nehmen, denn spätestens die Finanzkrise hat gezeigt, dass Schwarze Schwäne deutlich öfter ihr hässliches Haupt heben als vermutet. Vor der Finanzkrise beruhten viele Risikomodelle darauf, dass die Kursausschläge an den Finanzmärkten normal verteilt sind, das heißt, die Verteilung jener Glockenkurve entspricht, die einst der deutsche Mathematiker Carl Friedrich Gauß entwickelt hatte: dick und rund um den Mittelwert und nach außen immer flacher auslaufend. Genau diese flachen Enden sind das Problem, denn Extremsituationen tauchen an den Märkten viel häufiger auf, als es der Normalverteilung entspricht.

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