Finanzmärkte „House of Wirecard“

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Zweifelhafte Entwicklung einiger Töchter

Langfristig relevant ist für die Aktionäre, wie sich die Beteiligungen von Wirecard entwickeln. Die weltweite Expansion ist zentraler Bestandteil der Unternehmensstrategie. Mal gibt Braun Millionen aus, um 'Kundenbeziehungen' zu kaufen, mal sind es komplette Unternehmen. Im vergangenen Jahr hat er etwa 230 Millionen für die Great Indian Retail Group (GI Retail), einen Abwickler von elektronischen Zahlungen in Indien, ausgegeben. Je nachdem, wie erfolgreich das Unternehmen bis 2017 ist, könnten noch weitere 110 Millionen Euro an die Verkäufer fließen. In diesem Jahr will Braun sich in den USA breitmachen - entweder indem er dort selbst eine Firma hochzieht oder indem er wieder mal zukauft. Das Kapital dafür hat er sich 2014 bei seinen Aktionären beschafft. Braun zahlt regelmäßig viel Geld für kleine Firmen, die bis dahin kaum etwas abgeworfen haben. GI Retail war ihm etwa fast das 50-Fache des Jahresergebnisses von 2015 wert - die mögliche Erfolgsprämie noch nicht eingerechnet.

Nur wenn sich Zukäufe rechnen, kann es mit Wirecard weiter bergauf gehen. Doch das ist zweifelhaft.

Was Wirecard-Vorstand und Aufsichtsrat verdienten

So kaufte Braun im Dezember 2009 einen Onlinezahlungsabwickler in Singapur für 12,5 Millionen Euro. Ein Rohrkrepierer: Bis 2013 schreibt die Tochter unter dem Strich nur knapp schwarze Zahlen. 2014 verschenkt er die Beteiligung: Der Käufer sollte 4,3 Millionen Euro für die Firma zahlen, dafür aber Bareinlagen und Forderungen in selber Höhe als Mitgift bekommen. Nur: Der Kaufpreis ist bis Ende 2015 nicht geflossen. Wirecard behauptet, die Summe sei erst 2016 fällig. Doch aus dem Einzelabschluss der Aschheimer geht hervor, dass die Forderung schon 2015 fällig war. Im Januar 2011 schlug Braun bei einem Zahlungsabwickler in Dubai mit zumeist regionaler Kundschaft zu. 2012 pumpte Wirecard 18 Millionen Euro Kapital in die neue Tochter und lieh weitere Millionen, womit der Zahlungsabwickler seinen Geschäftsbetrieb ausbauen sollte. Schon 2012 sollte er 1,5 Millionen Euro zum Konzernergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen beitragen, was wohl kaum geklappt haben dürfte: Die Firma hat bis einschließlich 2015 in jedem Jahr Verlust gemacht. Die Systems@Work-Gruppe, die unter der Marke TeleMoney laut Wirecard einer der führenden Zahlungsverkehrsdienstleister für Händler und Banken in Ostasien sein soll, kaufte Braun für 34,7 Millionen Euro. Weitere 13,4 Millionen Euro wären zusätzlich fällig geworden, wenn sich das Unternehmen erfolgreich entwickelt hätte. Doch davon musste Wirecard nur 1,6 Millionen zahlen. Denn seit der Übernahme ging es mit Systems@Work bergab. Wirecard erklärt das mit Investitionen und damit verbundenen Abschreibungen. Das Ergebnis ohne Abschreibung sei nicht gesunken. Als das Unternehmen 2014 in der Verlustzone angekommen war, wurde es mit einer anderen Gesellschaft fusioniert. TransInfotech, ein Anbieter von Zahlungsdienstleistungen in Vietnam, Kambodscha und Laos, erreichte das von Wirecard avisierte Renditeziel ebenfalls nicht.

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