Die Deutsche Bank braucht Geld und will Teile ihrer erfolgreichen Vermögensverwaltung an die Börse bringen. Heute präsentiert sich das Führungsteam der Deutsche Asset Management um den Vorstandsvorsitzenden Nicolas Moreau vor Investoren in London. Moreau kam erst vor einem Jahr vom französischen Asset-Manager Axa zur Deutschen Bank. Er muss jetzt die Vorzüge der Vermögensverwaltung des Hauses verkaufen. Immerhin ist das Haus in Deutschland mit 700 Milliarden Euro verwalteten Geldern ein Marktführer, aber global ist es ein Zwerg. Der weltgrößte Vermögensverwalter BlackRock verwaltet etwa das Doppelte.
Wie es sich für solche Roadshows gehört, haben die Verantwortlichen ihre Rollen gut geübt: Mit ambitionierten Zielen versuchen sie, Investoren zu locken, aber auch mit einer besonders dynamischen Darstellung – angereichert mit Videobotschaften und mit vielen Worthülsen.
Dazwischen stecken ein paar wichtige Hinweise für die, die schon jetzt die Fonds der DWS im Depot haben. Moreau bekannte sich klar zur Integrität, „man werde stets im besten Interesse der Kunden handeln“, daran muss sich das Haus weiter messen lassen. Als Treuhänder kann die DWS nicht plötzlich nur noch den Gewinn der Anteilseigner mehren und die Anleger ausnehmen. Letztlich hängt der Erfolg des Hauses auch an der Börse davon ab, ob es die Kunden überzeugt der DWS Geld anzuvertrauen. Moreau stellt deshalb auch heraus, dass die DWS mit guten Ratings und Outperformance ihrer Fonds gegenüber Indizes überzeuge.
Die Vermögensverwaltung der Deutschen Bank
Die künftige Gesellschaft soll noch vor dem Gang aufs Parkett in DWS umbenannt werden. Die Abkürzung geht auf die 1956 gegründete Deutsche Gesellschaft für Wertpapiersparen zurück, an der die Deutsche Bank anfangs zusammen mit anderen Instituten beteiligt war. Bislang verwendete das Institut die Marke DSW nur für das Privatkundengeschäft.
Mit dem Börsengang wird aus der bisherigen Deutsche-Bank-Sparte eine rechtlich selbstständige GmbH & Co. KGaA (Kommanditgesellschaft auf Aktien). Durch diese Rechtsform sichert die Deutsche Bank ihren Einfluss, unabhängig von den Mehrheitsverhältnissen der Aktionäre.
Die rund 3800 Mitarbeiter der Deutsche Asset Management - davon rund 900 Analysten und Fondsmanager - verwalten in ihren insgesamt rund 600 verschiedenen Fonds Kundengelder im Volumen von knapp 700 Milliarden Euro.
Der weit überwiegende Teil der Anlagesumme kommt von Kunden aus Deutschland und dem übrigen Europa, immerhin ein Drittel fließt aus Amerika und der Region Asien-Pazifik zu.
Die Deutsche Asset Management gehört in die Oberliga der global tätigen Vermögensverwalter: Im Privatkundengeschäft ist sie in Deutschland die Nummer eins, in Europa auf dem vierten Platz.
Im Passivgeschäft mit börsengehandelten Fonds (ETFs) liegt sie in Europa auf Platz zwei, weltweit auf Rang sechs.
Im Geschäft mit Versicherungen belegt der Börsenaspirant global Rang zwei, im Geschäft mit Immobilienfonds Rang elf.
Die Deutsche Asset Management kommt nicht an Branchenriesen wie die UBS heran. Die Schweizer sind mit einem verwalteten Vermögen von mehr als zwei Billionen Dollar die größte im Asset Management aktive Bank.
Im Vergleich zum US-Fondsgiganten Blackrock - mit einem verwalteten Vermögen von mehr als fünf Billionen Euro - wirken aber auch die Eidgenossen fast schon wie die zweite Liga.
In Deutschland liegt die Vermögensverwaltung der Deutschen Bank ganz vorne und verweist Konkurrenten wie Union Investment - den Fondsdienstleister der Volks- und Raiffeisenbanken (320 Milliarden Euro Kundenvermögen), die Deka - den Fondsanbieter der Sparkassen (260 Milliarden Euro) und selbst Allianz Global Investors, den Assetmanager des Versicherungsriesen Allianz (494 Milliarden Euro) auf die Plätze.
Die Aktionäre werden auch nicht darben müssen. Von den Gewinnen sollen 65 bis 75 Prozent als Dividenden ausgeschüttet werden. Die Kostenrate (Cost-income-ratio) soll auf 65 Prozent sinken. 2016 blieb ein Gewinn vor Steuern von 704 Millionen Euro hängen. In den ersten neun Monaten 2017 verdiente das Haus schon 597 Millionen Euro und damit 100 Millionen mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum bei Gesamterlösen von 1,8 Milliarden Euro. Die hohen Kurssteigerungen an den Börsen weltweit haben geholfen.
Solange die Börsenstimmung gut bleibt, sollte ein Börsengang kein Problem sind. Doch fallende Kurse würden die Gewinne des Vermögensverwalters direkt belasten, weil das verwaltete Vermögen sinkt und damit auch die prozentual vom Vermögen kassierten Verwaltungsvergütungen und erfolgsorientierten Vergütungen.
Ein Erfolg für Frankfurt
DWS startete vor 60 Jahren als „Deutsche Wertpapier Sparen“, den früheren Chefs war das zu niedlich und altmodisch, man hielt DWS nicht für global vermarktbar, 2013 wurde der Name abgeschafft, hielt sich aber noch in einigen Fondsnamen. Jetzt kommt wieder ein Schwenk zu DWS – ein Erfolg für Frankfurt. Unter den hier angesiedelten Fondsmanagern gibt es noch einige, die den versuchten Wandel der DWS von einem lokalen Anbieter mit Sitz in einer altehrwürdigen Villa im Frankfurter Westend miterlebt haben zu einem globalen Fondsanbieter.
Richtig erfolgreich war man damit nicht und das hing auch sehr stark mit einer lange Zeit chaotischen Führung zusammen. Weder der Amerikaner Kevin Parker noch eine Clique aus Italo-angelsächsischen Investmentbankern hat das Haus vorangebracht. Und die verlorene Zeit des Marktführers haben ausländische Häuser genutzt, um im deutschen Markt Fuss zu fassen.
Noch ist unklar, was mit den erwarteten Milliarden Euro, die der Börsengang bringen könnte, passiert. Nimmt es die Deutsche Bank, um die eigene Kapitaldecke zu stärken, dann fehlt das Geld, um die DWS im Markt zu stärken, etwa durch den Zukauf anderer Vermögensverwalter. Marktbeobachter glauben, dass man ein Auge auf einen US-ETF-Anbieter geworfen habe. Doch bislang waren Akquisitionen der Deutschen Bank in den USA nie erfolgreich.
Der Aktienbereich mit dem aktiven Management macht etwa 14 Prozent der verwalteten Gelder aus, verdient aber 31 Prozent der Erlöse. Hier ist das Haus von einer Handvoll Fondsmanagern abhängig. Die größten Beiträge zum Gewinn stammen von einem Fonds wie Top-Dividende, der von Thomas Schüssler gemanagt wird, aus dem Multi-Asset-Bereich für den Klaus Kaldemorgen unersetzlich ist. Der 64-jährige Kaldemorgen wird noch bis 2021 weiterarbeiten, sein DWS Concept Kaldemorgen, schon 7,5 Milliarden Euro schwer, soll jetzt auch in den USA populär gemacht werden. Der Bereich Deutsche Aktien hat Ende 2016 in diesem Jahr mit Henning Gebhardt ein Aushängeschild verloren.
Der Börsengang wird es transparent machen, welche Länder und Einheiten, welchen Beitrag zum Erfolg liefern. Die Frankfurter Mitarbeiter sind froh darüber, denn am Main wird Geld verdient. Wenig Verständnis gibt es dafür, dass von den acht Vorständen nur vier in Frankfurt, aber zwei in London und zwei in den USA sitzen werden.