Wie reagieren Sie darauf?
Wir hatten Firmen mit starken Gewinnrückgängen oder -revisionen nicht im Portfolio. Das waren ja etwa die Problembranchen Versorger, Banken aber auch Chemie. Viele Chemiewerte steht unter Druck, weil viel Produktionskapazität in Asien also vor allem China aufgebaut wurde und jetzt Überkapazitäten die Preise drücken.
Von den Unternehmen, die 1956 zu den 30 größten Aktiengesellschaften in Deutschland zählten, kennt man viele nicht mehr.
Das ist ja typisch für den deutschen Aktienmarkt. Es gibt immer Auf- und Absteiger oder Übernahmekandidaten. An regionaler Streuung hat das Portfolio heute nicht mehr so viel zu bieten, damals waren auch Gelsenkirchen oder Peine noch im Portfolio vertreten. Aber manche der Ruhrgebiets-Firmen haben ihren Hauptsitz aus kleineren Städten nach Essen oder Düsseldorf verlegt. Das heimliche Zentrum des Dax ist heute sicherlich München. Berlin hat leider auch noch nicht viel zu bieten.
Was Investoren für die lukrativste Geldanlage halten
Das Meinungsforschungsinstitut Forsa befragt einmal jährlich im Auftrag von pro aurum die Deutschen nach ihren Anlagestrategien. Hier die Ergebnisse vom Juni 2015 - im Vergleich zu den Vorjahren. Zuerst wurden den Bürgern fünf Geldanlagen genannt, mit der Bitte, anzugeben, welche davon aus ihrer Sicht derzeit am besten als langfristige Geldanlage mit mindestens drei Jahren Laufzeit geeignet ist.
Gold platziert sich zum fünften Mal in Folge an erster Stelle, diesmal allerdings deutlicher vor Aktien, die seit 2011 Zuwächse erzielten, aber aktuell in der Anlegergunst gesunken sind: 30 Prozent der Bürger würden sich heute für Gold entscheiden, weil sie vermuten, dass diese Anlage nach mindestens drei Jahren Laufzeit im Vergleich zu den vier anderen Geldanlagen den meisten Gewinn bringt. Gold konnte somit um zwei Prozentpunkte zulegen.
Nur noch 23 Prozent halten Aktien für besonders lukrativ, wenn es um langfristige Geldanlagen geht. Im Vorjahr hatte dieser Wert mit 27 Prozent offenbar einen Gipfel erreicht.
Es folgen Fondsanteile mit zwölf Prozent. Fonds sind in der Gunst der Anleger wieder leicht gegenüber dem Vorjahr gestiegen. 2013 hatte dieser Wert mit 13 Prozent noch ein Hoch erreicht, war aber 2014 auf elf Prozent zurückgefallen.
Fest- beziehungsweise Termingeld hielten sieben Prozent der Befragten für die lukrativste langfristige Geldanlage. Seit 2011 ist diese Anlageklasse deutlich ins Hintertreffen geraten, damals glaubten noch 22 Prozent der Befragten, Termin- und Festgelder würden auf drei Jahre betrachtet den meisten Gewinn abwerfen.
Drei Prozent nannten Anleihen als aussichtsreichste Anlageklasse, im Vorjahr waren es nur zwei Prozent. Anleihen spielen somit für Privatanleger praktisch keine Rolle. Ernüchternd: Knapp jeder vierte Bürger (24 Prozent) kann nicht sagen, welche dieser Anlagen am besten geeignet wäre, um langfristig möglichst viel Gewinn zu erzielen. Die Angaben "weiß nicht" oder "keine davon" kamen bereits in den Vorjahren ähnlich häufig vor.
Deutschland hat starke Unternehmen, aber die wollen nicht an die Börse. Stattdessen gehen sie an Private-Equity-Unternehmen, die sie mit Schulden beladen.
Es wäre schön, wenn sich viele für die Börse öffnen würden und so mehr Eigenkapital bekämen. Wir hätten dann auch mehr Auswahl. Allerdings werden die Private-Equity-Investoren oft negativ dargestellt, aber es gibt positive Beispiele, wo sie auch wichtige Impulse geben. Als Investoren können sie aber auch höhere Preise zahlen, weil sie viel Fremdkapital aufnehmen. Wenn sie dann diese Unternehmen an die Börse bringen wollen, werden die Börsengänge oft abgesagt, weil die Firmen zu teuer angeboten werden.
Boss war in den vergangenen zwölf Monaten Ihre schlechteste Aktie. Wie gehen Sie damit um?
Gerade bei langfristigen Positionen gibt es auch immer mal wieder Phasen, in denen es nicht so rund läuft. Wir haben uns die Gründe für die Gewinnrevisionen in diesem Fall genau angesehen und sind überzeugt, dass viele Treiber für eine langfristige Erholung sprechen. China ist ein Problem, aber Damenmode läuft gut bei Boss. In Deutschland konnten sie sogar noch etwas die Preise erhöhen. Was die Strategie betrifft bleiben wir nah dran und gucken uns an, welche Maßnahmen ergriffen werden.
1957, ein Jahr nach Gründung des Concentra wurde die europäische Wirtschaftsgemeinschaft gegründet, jetzt, 59 Jahre später hat man das Gefühl, alles zerfällt. Kümmern Sie sich um diese politischen Wirren?
Die Firmen sind indirekt betroffen, denn das politische Umfeld führt dazu, dass sie weniger investieren, weil sie nicht wissen, was mit der Eurozone passiert und wie sich das Wachstum entwickelt. Bei meiner Aktienauswahl hat das Makroumfeld keine großen Auswirkungen. Aber es ist schlecht, dass Unternehmen die Zuversicht fehlt, mehr zu investieren. Das Wachstum bleibt niedrig, weil die Investitionsausgaben am Sozialprodukt niedrig sind.
Manchmal wirkt es so, als würden Oldi-Fonds müde und Fondsanbieter ihre Kraft stärker in neuere Produkte stecken. Wann geht der Concentra in Rente?
Wir widmen ihm die ganze Kraft und ich bin überzeugt, dass ein transparentes und erfolgreiches Aktienportfolio weiter bestehen kann. Im Vergleich zu anderen Produkten ist der Concentra tatsächlich nur in Aktien investiert und hält keine Derivate.