




Sie haben einige Tage in Europa verbracht. Mit welchen Eindrücken kehren Sie auf die Bahamas zurück?
Mir wurden mehr Fragen zu den Kursverlusten in Schwellenländern gestellt als zur Euro-Krise. Auch anhand der harten Daten erkenne ich, dass die Euro-Länder kleine Fortschritte machen und etwas wettbewerbsfähiger werden.
Ziehen uns jetzt die Schwellenländer in eine Finanzkrise?
Nein, sie sind keine homogene Gruppe, und das ist eher eine normale Korrektur, ausgelöst durch strukturelle Probleme und die Debatte um das Zurückfahren der Anleihekaufprogramme in den USA. Für 2014 erwarte ich dadurch mehr Unsicherheit, aber das bietet mir als aktivem Fondsmanager Chancen.

Haben Sie nach den jüngsten Kursverlusten Aktien gekauft?
Ich wäre gern so clever, immer die wirklich verheerenden Tage an der Börse zu erwischen. Aber das gelingt nicht. Ich halte es mit dem verstorbenen Sir John Templeton und frage mich vor dem Kauf von Aktien nie, ob der Markt steigt oder fällt, weil ich es nicht weiß. Ich suche Land für Land nach Aktien ab: Wo finde ich die größte Diskrepanz zwischen dem Wert, den ich ihnen zumesse, und dem, zu dem sie an der Börse gehandelt werden. Wenn die Mehrheit der Börsianer ängstlich und pessimistisch ist, finden wir oft gute Ideen für unsere Schnäppchen-Liste.
Und was ist jetzt günstig?
Schwellenländer sind ungemütlich, aber genau deshalb lohnt es sich, dort genau hinzusehen. Die Aktien werden mit einem Abschlag auf ihr langfristiges Kurs-Gewinn-Verhältnis bewertet. In 25 Jahren zahlten Anleger im Schnitt das 16-Fache der erwarteten Unternehmensgewinne, aktuell das 11-Fache. Für US-Staatsanleihen zahlen Anleger das 33-Fache, für US-Aktien das 18-Fache.
Wie stark ist Ihr Fonds in Schwellenmärkten engagiert?
Bislang kommen sie auf etwa acht Prozent des Portfolios. Darunter sind aber auch Titel wie Samsung aus Korea. Das Land ist über den Schwellenländerstatus hinaus, wird aber in offiziellen Indizes noch so geführt.
Ist Europa attraktiv für Sie?
Europäische Aktien sind noch interessant, aber nicht mehr so günstig wie vor drei Jahren. In der Euro-Krise war es hart, europäische Titel und insbesondere Banken überzugewichten, aber es hat sich für den Fonds ausgezahlt. Banken haben eine Rally hinter sich. Aber unsere größte Position in dem Sektor, die französische BNP Paribas, notiert noch immer nur bei etwa der Hälfte ihrer in den Büchern notierten Vermögensbestände abzüglich der Schulden, während US-Banken über ihrem Buchwert notieren. Ich erwarte, dass sich auch bei den anderen im Fonds enthaltenen Euro-Land-Banken wie Crédit Agricole, ING Group sowie UniCredit die Bewertung noch angleicht. Ein robuster Rahmen durch die EU-Bankenregulierung und stärker werdende Volkswirtschaften können dazu beitragen.
Die Commerzbank gehört seit 2013 zum Fonds. Sie ist nicht gerade als stark bekannt.
Sie ist ein Nachzügler, und wir setzen mit der kleinen Position auf die Restrukturierung. Der Kapitalbedarf deutscher Banken ist uns ansonsten zu hoch.
Was steckt dahinter, wenn US-Unternehmen Kredite aufnehmen, um Dividenden zu zahlen oder Aktien zurückzukaufen?
Das hat oft steuerliche Gründe. Manche Unternehmen haben hohe Einnahmen im Ausland. Wenn sie das Geld in die USA transferieren, müssten sie es höher versteuern. Dividenden und Rückkäufe dürfen die Unternehmen aber nur mit Geld von US-Konten finanzieren. Deshalb leihen sie sich das Geld für die Maßnahmen. Die Krux mit den Aktien-Rückkäufen ist, dass die Unternehmen meist ein schlechtes Timing haben und Aktien zurückkaufen, wenn die Kurse sehr hoch sind.
Problemfall Banken





Welche Branchen und Regionen bevorzugen Sie derzeit?
Europäische Aktien sind mit rund 50 Prozent des Portfolios stark vertreten, der Index enthält sie nur zu 28 Prozent. Demgegenüber sind wir in den USA und Japan untergewichtet. Wir haben Autotitel weitgehend verkauft und halten in der Branche die japanischen Toyota, Mazda und Nissan. BMW und VW sind gut gelaufen, uns aber zu teuer geworden. Sie haben vom starken Wachstum in Asien profitiert, wenn es etwas schwächelt, werden sie leiden. Der VW-Kurs hat nach der Bekanntgabe der letzten Zahlen sechs Prozent eingebüßt, weil der Ausblick verhalten ist. Stärker vertreten sind bei uns Gesundheitstitel wie Sanofi, Merck und Pfizer. Die Bewertungen sind weit von Höchstständen entfernt, und heute bieten sie zudem höhere Dividendenrenditen als damals.
Die International Airlines Group gehört zu Ihren größten Positionen. Was reizt Sie daran?
Die 2011 entstandene Holding aus British Airways und Iberia ist Europas drittgrößte Fluggesellschaft. Als wir die Aktie kauften, wurde sie weit unter ihrem Buchwert gehandelt, seitdem hat sich der Kurs mehr als verdoppelt. Wir haben früh erkannt, dass der Zusammenschluss Synergien bringt und Iberia effizienter wird. Ein Pluspunkt sind auch die profitablen Routen von London in die USA.

Die Aufsichtsbehörden knebeln die Banken, aber auch die US-Version Ihres Fonds, die seit 1954 am Markt ist, verschwindet aus dem offiziellen Verkauf in der EU. Ein Grund ist, dass Sie auf den Bahamas sitzen, die Aufsichtsbehörde aber die amerikanische SEC ist. Der EU-Gesetzgeber will, dass Fondsmanagement und Aufsicht im gleichen Land ansässig sind. Haben Sie Verständnis dafür?
Banken haben eine Menge an Problemen verursacht, da ist es logisch, dass die Aufseher streng durchgreifen. Bei den Investmentfonds sind es die Probleme, die durch den US-Betrüger Bernhard Madoff entstanden sind, die zu einer strengeren Gangart und Aufsicht führen. Der Templeton Growth Fund ist hier sozusagen ein Kollateralschaden, normalerweise sind ja unsere Fonds in den USA angesiedelt und werden dort auch beaufsichtigt, wir haben zudem Luxemburger Fonds, die EU-reguliert sind. Deshalb können Anleger den Luxemburger Templeton Growth Euro Fund alternativ kaufen, der ihnen eine nahezu identische Anlage erlaubt, die dem älteren Templeton Growth Fund entspricht. Der US-Fonds, also das Original, bleibt international ein wichtiges Produkt für uns. Über 80 Prozent der Anleger stammen aus den USA, Kanada und Asien. Die Vorbehalte gibt es nur in der EU und da lassen die Aufseher natürlich auch keine Ausnahmen zu.
Börse
Wie sehen Sie China?
Da ist immer etwas los, chinesische Aktien sind nicht billig und durch den Wandel hin zu einer mehr konsumorientierten Wirtschaft wird es noch Brüche geben können. Aber man muss sich ansehen, was die Chinesen erreicht haben und es wird offensichtlich im Vergleich zu Indien. Beide Länder sind in der wirtschaftlichen Entwicklung von einem ähnlichen Stand gestartet. China hat enorme Fortschritte gemacht. Natürlich gibt es jetzt zahlreiche Probleme mit dem Kapitalismus, wie die Korruption, die Umweltzerstörung. Die Luftverschmutzung ist unglaublich, als ich im September in Peking war, konnte ich vom Hotelzimmer die auf der gegenüberliegenden Straßenseite liegenden Gebäude nicht sehen. Vereinzelt eröffnen sich jetzt Chancen bei Infrastrukturinvestments, wie dem Aufbau eines Gastankstellennetzes und im Immobiliensektor.
Auf deutsche Anleger wirkt Unsicherheit abschreckend. Was raten Sie Ihnen?
Wer keine Risiken eingehen will, kann keine Rendite erwarten. Anleger, die Anleihen oder Rentenfonds kaufen, wissen oft nichts von ihren Risiken. Die Zinsen waren noch nie auf einem so niedrigen Stand. Von dort kann es nur aufwärts gehen und damit werden die Kursschwankungen bei Anleihen steigen.