Furcht vor zweiter Corona-Welle verunsichert Anleger „Es wird immer schwieriger die steigenden Corona-Zahlen zu ignorieren“

Anleger fürchten eine zweite Corona-Welle Quelle: dpa

Die Zahl der Corona-Infektionen steigt - das verunsichert vor allem Anleger. Dabei gerät nicht zuletzt die Reisebranche unter Druck.

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Aus Angst vor einer zweiten Corona-Welle haben sich die Anleger an Europas Aktienmärkten zum Wochenstart kaum aus der Deckung gewagt. „Es wird immer schwieriger für die Investoren, die steigenden Corona-Zahlen zu ignorieren“, sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader am Montag. Vor allem die Reisebranche verzeichnete Kursverluste, nachdem Großbritannien kurzfristig für Reise-Rückkehrer aus Spanien eine zweiwöchige Quarantäne-Pflicht eingeführt hatte. Für positive Impulse sorgten sich aufhellende Geschäftsaussichten der Unternehmen.

Der Dax ging unverändert bei 12.838,66 Punkten aus dem Handel. Der EuroStoxx50 gab 0,1 Prozent nach auf 3306,48 Zähler. In den USA legten die Kurse in der Hoffnung auf weitere Konjunkturhilfen zu.

Trotz der Angst vor einer zweiten Coronavirus-Welle steigt die Zuversicht bei Unternehmen. So legte der Ifo-Geschäftsklimaindex im Juli überraschend stark zu und signalisierte eine konjunkturelle Trendwende. Der Fall des Dax unter die psychologisch wichtige Marke von 13.000 Punkten vor dem Wochenende sei zwar enttäuschend gewesen, sagte Cutkovic. „Der Aufwärtstrend aber bleibt trotzdem intakt, und der Traum von einem neuen Rekordhoch ist bei weitem noch nicht ausgeträumt.“

Für zusätzliche Verunsicherung sorgten allerdings die wachsenden Spannungen zwischen den USA und China. Als Reaktion auf die Schließung des chinesischen Konsulats in Houston im US-Bundesstaat Texas gab die Regierung in Peking die Schließung der US-Vertretung in der südwestlichen Stadt Chengdu bekannt. Der Streit heizte die Nachfrage nach Gold weiter an. Der Goldpreis sprang zum Wochenanfang auf das neue Allzeithoch von 1945,16 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). „Solch eine Dynamik haben wir noch selten erlebt, die Telefone bei unseren Händlern klingeln ununterbrochen“, sagte Experte Hans-Günter Ritter vom Edelmetallhändler Heraeus. Marktteilnehmern zufolge spielte beim Run auf die Anti-Krisen-Währung neben dem schwachen Dollar auch eine steigende Inflationserwartung eine Rolle.

Reise-Rückkehrer bereiten Sorge

Die überraschend eingeführte Quarantäne-Pflicht in Großbritannien für Reise-Rückkehrer aus Spanien setzte vor allem Aktien von Touristik-Unternehmen unter Druck. Der Branchenindex gab rund drei Prozent nach. Anteilsscheine von in Großbritannien ansässigen Fluggesellschaften und Reiseanbietern wie TUI, Easyjet und die British-Airways-Mutter IAG brachen um bis zu 10,8 Prozent ein. Die Papiere von Ryanair sanken um 3,9 Prozent. Nach dem Einlenken der Piloten will der irische Billigflieger die angekündigte Schließung der deutschen Standorte noch einmal überdenken.

Auch die Papiere der Lufthansa büßten 5,1 Prozent ein. Die britische Regierung schloss nicht aus, ihre Quarantäne-Vorschriften auch auf Reisende aus Deutschland und Frankreich auszuweiten. Nach einer Welle von Coronavirus-Fällen in Spanien hatte die britische Regierung am Wochenende eine zweiwöchige Quarantäne für alle Reiserückkehrer aus dem Urlaubsland angeordnet. Auch in anderen Ländern wurden die Maßnahmen zur Eindämmung der Infektionszahlen wieder verschärft.

Für Aufsehen sorgte der neue SAP-Chef Christian Klein. Weniger als zwei Jahre nach der acht Milliarden Dollar schweren Übernahme bringt der Softwarekonzern seine US-Tochter Qualtrics an die Börse. Am Aktienmarkt kam das Vorhaben gut an. SAP-Anteilsscheine legten bis zu vier Prozent zu und gingen 2,7 Prozent fester aus dem Handel. Da die Bewertungen der Software-Firmen insgesamt stark gestiegen seien, sei das Timing für den geplanten Börsengang recht gut, sagte Harald Schnitzer, Analyst bei der DZ Bank. Die strategischen Vorteile für SAP seien aber trotz der zu erwartenden Mittelzuflüsse unklar.


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