Dass der sportliche Erfolg auch den wirtschaftlichen nach sich ziehen würde, liegt in der Natur des Fußballgeschäfts und bedarf wohl keiner besonders herausragenden Management-Leistung – auf den ersten Blick bringen Champions-League-Qualifikation und bessere Fernsehprämien das Geld den sportlich erfolgreichen Vereinen von alleine ins Haus; bei genauerer Betrachtung sind die Leistungen des Dortmunder Managements aber gar nicht hoch genug einzuschätzen: 126 Millionen Euro an Schulden hat Watzke seit 2005 abgebaut; das Stadion zurückgekauft, mit Klopp, Co-Trainer Zeljco Buvac und den anderen Trainern den sportlichen Erfolg auf Jahre hinaus erreichbar oder gar wahrscheinlich gemacht (soweit das im Fußball überhaupt geht), und mit Evonik den perfekten Trikot-Sponsor gefunden: Der Essener Konzern stammt aus der Region und sorgt für eine hohe Identifikation mit der Marke.
Heute notiert das Papier mit rund 2,40 Euro wieder gut 200 Prozent über seinem Tiefststand bei 80 Cent von 2009. Allerdings sind Anleger, die dem BVB und seiner Aktie seit Anfang an die Treue halten, noch immer mit rund 75 Prozent im Minus. BVB-Boss Watzke geht davon aus, „dass die überwältigende Mehrheit unserer Anleger, die jetzt dabei sind, mit ihrem BVB-Investment im Plus sind“. Watzke schätzt den Anteil der BVB-Aktionäre der ersten Stunde nur noch auf rund ein Prozent.
Einer tut sich als besonders eifriger BVB-Aktiensammler hervor: BVB-Aufsichtsrat Bernd Geske. Geske kaufte wiederholt BVB-Aktien zu (aus heutiger Sicht) sehr günstigen Einstiegskursen und hat umgekehrt noch nie ein Paket wieder verkauft, was er als Unternehmensinsider, der er als Aufsichtsrat ist, melden müsste. Inzwischen besitzt Geske mehr als 11 Prozent aller BVB-Aktien. 18,5 Prozent hält der Verein selbst.
Solche Überzeugungstäter als strategische Langfristinvestoren und solche Unternehmensinsider wünscht sich jede AG. Anders den einen oder anderen der zahlreichen, teils schillernden Vorgänger Geskes. Der bekannteste dürfte der ehemalige Basketball-Auswahlspieler, Neckermann-Millionenerbe und Hedgefondsmanager Florian Homm sein: Homm wird Anlagebetrug vorgeworfen. Angeblich jagt ihn auch Russenmafia ; er soll sich irgendwo in Westafrika versteckt halten.
Rekordumsatz von 200 Millionen Euro
Die Zeichen für eine Fortsetzung des wirtschaftlichen Aufschwungs stehen gut: Der Verein hat die Schuldenlast auf erträgliche rund 60 Millionen Euro gesenkt und gerade einen Rekordumsatz von mehr als 200 Millionen Euro für das vergangene Geschäftsjahr verbucht. Das ist umso bemerkenswerter, als mit Ausnahme von Nuri Sahin, der für 10 Millionen Euro zu Real Madrid wechselte, keine teuren Transfererlöse diesen Umsatz aufpumpen.
Wurde der BVB 2010/11 noch mit dem neuntteuersten Kader deutscher Meister, so dürften die Gehälter inzwischen zwar in der Belle Etage der Liga angekommen sein; sie sind aber mit Sicherheit noch immer weit entfernt von den spendabelsten Vereinen Bayern München und VfL Wolfsburg.
Der BVB geht erneut mit der viertjüngsten Mannschaft in die Saison; Spitzenverdiener wie Mats Hummels und Mario Götze sind nach wie vor die Ausnahme; der Großteil des Kaders dürfte durch die beiden Meisterschaften zwar teurer geworden sein; anders als etwa in Wolfsburg, Schalke oder Stuttgart widerstand man aber in Dortmund der Versuchung, sportlichen Erfolg durch hohe Fixgehälter zu erkaufen; die Dortmunder Gehälter sind nach Aussage einiger Spielerberater fast alle extrem variabel und erfolgsabhängig.