Gbureks-Geld-Geklimper

Chinesische Aktien mit viel Kurspotenzial

Manfred Gburek Freier Finanzjournalist

Es ist an der Zeit, dass Anleger ihre Blicke nach China schweifen lassen. Die Voraussetzungen für hohe Kursgewinne könnten kaum besser sein.

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In China läuft der Aktienzyklus seit einigen Jahren konträr zu Europa und Amerika. Quelle: dapd

Vor sechs Wochen habe ich hier den Deutschen Aktienindex Dax verabschiedet. Zu früh, wie sich jetzt herausstellt, denn seitdem hat er rund zehn Prozent zugelegt. Insofern entschuldige ich mich bei allen Anlegern, die meiner Empfehlung zum teilweisen Abbau ihres Aktienbestands gefolgt sind. Allerdings – und das macht stutzig - sind sämtliche Argumente, die damals für den Abbau sprachen, nach wie vor gültig, unter anderem der auf niedrigem Niveau verharrende VDax (ein bewährtes kurstechnisches Signal), die gedämpften Konjunkturaussichten in Europa, die Abhängigkeit deutscher Exporte vom Euroraum und der Streit um die laxe Geldpolitik der Europäischen Zentralbank EZB.

Zwar könnten sich alle, die vom zehnprozentigen Kursanstieg seit Anfang November nicht mehr ganz profitiert haben, mit der Aussage eines alten Börsengurus trösten. Der antwortete auf die Frage, wie er reich geworden sei: „Ich habe meine Aktien immer zu früh verkauft.“ Aber falls Ihnen das zu billig erscheint, folgt hier ein weiterer Trostspender: Die deutschen, aber auch die anderen europäischen und die amerikanischen Aktienkurse werden primär vom reichlich vorhandenen Geld nach oben getrieben, das – symbolisch formuliert – aus den Druckerpressen der EZB und ihrer US-Schwester Fed stammt. Insofern sind sie hochgradig gefährdet, wenn der Spur des Geldes nicht schon bald Nachrichten über steigende Unternehmensgewinne folgen. Diese sind indes, falls überhaupt, erst ab Mitte Januar zu erwarten.

China und EU handeln jeden Tag für mehr als eine Milliarde Euro

China-Aktien auf doppeltem Boden

Ganz anders in China, wo der Aktienzyklus seit einigen Jahren konträr zu Europa und Amerika verläuft: Der Aktienindex der Börse Shanghai ist seit Sommer 2009 mit wenigen Unterbrechungen tendenziell abwärts gerichtet. Sein Verlauf spricht Bände: Nachdem er allein 2008 zwei Drittel an Wert verloren und sich dann nur ein halbes Jahr lang erholt hatte, tauchte er bis zuletzt fast auf sein Ende 2008 erreichtes niedriges Niveau von 2000 Punkten ab, bildete also einen doppelten Boden – für eine Börse mit gewaltigem Kurspotenzial fast schon ein Unding, aber durchaus schlüssig, weil die Geldpolitik von Chinas Zentralbank in der fraglichen Zeit weniger expansiv war als in der Zeit zuvor. Übrigens erinnert der Indexverlauf an die Entwicklung des Goldpreises vor dessen langjährigem Anstieg ab 2001, nur dass der doppelte Boden sich damals nicht über vier, sondern nur über eineinhalb Jahre erstreckte.

Anders als der Shanghai-Index erreichte der Hang Seng-Index der Börse Hongkong bis zuletzt bei Weitem nicht mehr sein niedriges Niveau von Ende 2008; seit einigen Monaten hebt er sogar nach oben ab. Wer mit chinesischen Aktien, sieht man von starken Kursschwankungen ab, auf Nummer sicher gehen will, bevorzugt Engagements in Hongkong. Der Hang Seng-Index umfasst 50 Aktien, darunter solche wie China Mobile oder Petrochina, die zeitweise auch an der Frankfurter Börse rege gehandelt werden, außerdem viele andere Standardwerte. Kunden von Direktbanken wie Cortalconsors, Comdirect und anderen finden alles Weitere dazu, indem sie zum Beispiel den Indexnamen bei „Kurssuche“ eingeben und dann auf „enthaltene Werte“ klicken. Dann sind deren Kursverläufe zu sehen.

Mit China Aktien in naher Zukunft besser abschneiden

Zehn interessante Fakten über China
Täglicher Griff zur ZigaretteUngesunder Rekord: In jeder Sekunde werden 50.000 Zigaretten in China angezündet. Das berichtet die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die Zahl der Raucher ist in den vergangenen Jahren immer weiter gestiegen. Inzwischen zünden sich 66 Prozent der männlichen Chinesen täglich mindestens eine Zigarette an. Bei den Frauen raucht nur jede Zwanzigste täglich. Quelle: rtr
Künstliche TannenbäumeKlar, China ist ein großes Land. Fast jeder fünfte Mensch lebt in dem Riesenreich, China ist die zweitgrößte Volkswirtschaft der Erde. Doch in einigen Statistiken liegt das Land überproportional weit vorne. So ist das Riesenreich nicht nur der größte Textilproduzent, sondern auch weltweit führend in der Herstellung von künstlichen Tannenbäumen. 85 Prozent alle unechten Tannenbäume – so National Geographic – stammen aus China. Texte: Tim Rahmann Quelle: dpa
SchweinereichIn China leben nicht nur die meisten Menschen, sondern auch die meisten Schweine. 446,4 Millionen Eber und Säue lebten 2008 im Reich der Mitte, so die UN. Damit leben dort mehr Schweine als in den 43 nächst größten Ländern, gemessen an der Zahl der Tiere, zusammen. Zum Vergleich: In Deutschland werden aktuell rund 26,7 Millionen Schweine gehalten. Quelle: dpa
Geisterstädte im ganzen LandIn China wurde in den letzten Jahren massiv gebaut – auch in ländlichen Gegenden. Doch die Landflucht ließ vielerorts Geisterstädte entstehen. Mehr als 64 Millionen Wohneinheiten stehen im ganzen Land leer. Auch das größte Einkaufszentrum der Welt, … Quelle: dpa
McDonald’s allein auf weiter Flur… die "New South China Mall", hat reichlich Gewerbeflächen zu vermieten. 1500 Geschäfte finden dort Platz, 70.000 Käufer sollten täglich nach Dongguan pilgern. Doch die Realität sieht anders aus: 99 Prozent der Flächen sind unbenutzt, berichtete die britische Zeitung "Daily Mail". Nur ein paar Restaurants befinden sich in dem Gebäude, unter anderem Mc Donald’s. Quelle: AP
Bauboom geht weiterDennoch bauen die Chinesen fleißig weiter. Die Folge: Kein Land verbaut mehr Zement als China. 53 Prozent der weltweiten Nachfrage stammt aus dem Reich der Mitte, so Michael Pettis, China-Experte und Ökonom der Peking-Universität. Quelle: dpa
Barbie ist zu sexyWenn in China gerade nicht gebaut wird, werden in den zahlreichen Fabriken Güter produziert. Neben Textilien vor allem Spielwaren. Rennautos, Barbie-Puppen und Kuscheltiere: Fast 80 Prozent der deutschen Spielwaren stammen aus China. Vor Ort selbst sind Barbie-Puppen übrigens kein Verkaufsschlager. Für die Chinesen ist die kurvige Blondine zu sexy. Dort verkaufen sich vor allem niedliche Puppen. Quelle: AP

Wahrscheinlich fragen Sie sich jetzt, warum ich erst deutsche Aktien eher bearish kommentiere, um dann gleich bullish auf chinesische umzuschwenken. Erste Antwort: Der chinesische Megatrend wird mit der neuen Parteispitze von nun an in höhere Dimensionen vorstoßen. Zweite Antwort: Deutsche Konzerne werden nicht mehr im selben Ausmaß wie während der vergangenen Jahre von Chinas Wachstum profitieren, weil die Chinesen große Teile des Geschäfts mit Autos, Maschinen, Elektro- und Chemieprodukten an sich gerissen haben. Die dritte Antwort ist eher persönlich: Nachdem ich das Buch „Spielball Erde“ des Duos  Claus Kleber und Cleo Paskal mit vielen spannenden Passagen zum Thema China geradezu verschlungen habe, bin ich in dieser Woche einem alten Freund begegnet, der nach vielfachem China-Aufenthalt sehr viel Positives über das Riesenreich zu berichten wusste.

Weder Cleber/Pascal noch mein alter Freund beschreiben China kritiklos, eher im Gegenteil: Geostrategie, Ausbeutung von Ressourcen in anderen Ländern, Umweltschutz, Tibet und  Menschenrechte – um nur einige Probleme zu nennen – sind ihnen so manche Kritik wert. Doch deshalb China gleich ganz ignorieren und auf chinesische Aktien verzichten? Dann könnte man ebenso eine Debatte über deutsche Atomkraftwerke, Banken oder Chemiekonzerne und deren Lobby vom Zaun brechen. Der Effekt wäre in beiden Fällen derselbe: viel Kontra, aber keine realistischen Alternativen.

Chancen und Risiken verteilen

Nun stellt sich noch die Frage, warum überhaupt mit Aktien aus fernen Ländern und speziell aus China liebäugeln, wenn deutsche Aktien doch gar nicht so schlecht sind. Zunächst liegt die folgende Antwort nahe: Weil das Wirtschaftswachstum in Schwellenländern, die es bei Bedarf fördern und deren Bevölkerung noch nicht über zwei Autos und vier Smartphones pro Familie verfügt, stärker ist als in den etablierten Industrieländern. Aber auch die Verteilung von Chancen und Risiken sollte ein Motiv für Anleger sein, in die Ferne zu schweifen. Und schließlich: Rechtzeitig vorweggenommene Megatrends wie die kommende Entwicklung in China rauben Anlegern weniger den Schlaf als das zyklische Auf und Ab traditioneller Börsen.

Um nochmals auf den Ausgangspunkt zurückzukommen: Wer die letzten zehn Prozent beim Dax wegen zu früher Aktienverkäufe verpasst, aber rechtzeitig chinesische Aktien kauft, dürfte auf Sicht von zwei bis drei Jahren besser abschneiden als Anleger, die sich weiter ganz auf deutsche Aktien konzentrieren. Denken Sie an den doppelten Boden, den der Shanghai-Index gebildet hat; er ist ein Kaufsignal. Kaufen Sie jedoch chinesische Aktien, die der Hang Seng-Index enthält, jeweils zum Tageskurs limitiert in Frankfurt, und verteilen Sie Ihre Käufe über mehrere Wochen; das gleicht Chancen und Risiken zusätzlich aus.

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