Wie soll man Anlegern, die ihre Ersparnisse vorzugsweise auf Konten schmoren lassen oder in schwindsüchtige Kapitalpolicen investieren, Aktienengagements schmackhaft machen? Von Politikern ist keine Initiative zu erwarten. Das nächste Regierungsprogramm dürfte diesbezüglich ähnlich wie das letzte nur Leerformeln enthalten.
Banken, Sparkassen und Fondsgesellschaften müssen sich derweil mit Produktinformationsblättern, Beratungsprotokollen und Anforderungen vonseiten der nimmersatten Finanzaufsicht BaFin herumplagen. Immerhin schaffen sie es, auf Aktienfonds basierende Sparpläne an Mann und Frau zu bringen, allerdings mit hohen Nebenkosten für Anleger und mit ungewissem Ausgang, sodass auch in diesen Fällen mit Aktienphobie zu rechnen ist.
Keine Frage, die Motivation zu mehr Aktienengagements muss von innen kommen, also aus der Einsicht der Anleger, dass Aktienkurse kurz- und mittelfristig zwar stark schwanken können, aber im Trend langfristig steigen und bei entsprechend geschickter Auswahl Jahr für Jahr Dividenden abwerfen. Alles in allem also eine intellektuelle Herausforderung, verbunden mit hohem Zeitaufwand für das Studium relevanter Medien, für das Verfolgen der Kurse und für zündende Ideen zur Auswahl der richtigen Aktien. Das alles unter Wahrung der Disziplin und Vertiefung in die Gesetzmäßigkeiten der Spekulation. Das heißt, Autodidaktik pur als Teil einer allumfassenden persönlichen Finanzplanung, zu der ich hier aus meinem neuen Ebook „Von der Kunst finanziell zu überleben“ eine entscheidende Passage zitiere:
Zinsversprechen in Prozent, das ist es, was so viele Deutsche bisher auf falsche Fährten gelockt hat. In dieser Zeit haben sie als Gegengewicht zwar ihre Immobilienträume zu realisieren versucht, aber überwiegend nicht daran gedacht, auch Aktien und Edelmetalle in die Anlagestrategie einzubeziehen. Die Folge: Nur relativ wenige von ihnen haben die Gold- und Silberhausse von 2001 bis 2011 oder die 2009 gestartete Aktienhausse genutzt, um überdurchschnittliche Gewinne zu erzielen.
Die zehn wichtigsten Aktien-Regeln
Gegen die größer werdenden Unwägbarkeiten sollte man sich zuallererst mit einer Strategie wappnen: Wer an kräftiges Wachstum in Deutschland glaubt, an einen anhaltenden Boom der Schwellenländer und hohen privaten Konsum, kann weiter am Aktienmarkt investieren. Wer skeptisch ist, sollte seine Bestände hingegen nicht aufstocken.
Eng verbunden mit der ersten Regel: Immer wieder kommt es vor, dass sich Dinge anders entwickeln, als man erwartet hat. Es ist wichtig, sich selbst immer wieder zu hinterfragen und nicht jeder Entwicklung hinterherzulaufen. Eine solche Reaktion zeugt nicht von einem geringen Vertrauen in die eigene Strategie. Es kostet meist auch Geld, weil die Masse schon vorher diese Richtung eingeschlagen und das Gros an Rendite eingefahren hat.
Groß oder klein, spekulativ oder konservativ, liquide oder illiquide, dividendenstark oder dividendenschwach, Substanz oder Wachstum: Bei Aktien ist die Auswahl riesig. Der richtige Mix aus spekulativen und konservativen Titeln hilft, Schwankungen zwischen guten und schlechten Zeiten auszugleichen. Nicht zu unterschätzen sind starke Dividendenzahler, die Jahr für Jahr den Grundstock für eine solide Rendite legen.
Keine Frage, die Börsen haben in den vergangenen zehn Jahren stärker geschwankt als in allen Dekaden zuvor. Das wird so bleiben, mit wachsendem Computerhandel sogar noch zunehmen. Wer sein Risiko minimieren will, baut Barrieren ein – sogenannte Stopps. Gerne werden Stopps bei 20 Prozent über und unterhalb des aktuellen Kurses gewählt. Dann wird automatisch verkauft, wenn diese Grenzen erreicht sind. Kommt eine Phase überraschend steigender Kurse mit anhaltendem Aufwärtstrend, lässt sich die Barriere leicht nach oben verschieben. Wichtig ist dann, auch die Barriere am unteren Ende nachzuziehen.
Wichtig in Phasen überraschender Kurssteigerungen oder -stürze ist es, das Verhalten der Masse zu beobachten. Ist es noch nachvollziehbar oder völlig irrational? Häufig ist es irrational. Dann hilft meist die zweite Regel: Widerstandskraft zeigen. Nach einigen Monaten kehrt die Rationalität von ganz allein zurück. Der Kurssturz aus dem vergangenen Jahr und die jüngste Entwicklung beweisen das gerade wieder.
Sind Aktien wie seit Jahresbeginn schon um 30, 40 oder gar 50 Prozent gestiegen, dann sind Anschlussgewinne in der Regel nur noch schwer zu erzielen. Phrasenverdächtig ist zwar die alte Weisheit: „An Gewinnmitnahmen ist noch niemand zugrunde gegangen.“ Richtig ist sie trotzdem.
Firmenchefs haben einen gewaltigen Vorteil gegenüber normalen Aktionären. Sie wissen weit mehr als jeder Analyst oder Kommentator, wie es in ihrem Unternehmen aussieht. Insider nennt man sie deshalb. Sie melden ihre Orders innerhalb von fünf Handelstagen an die Börsenaufsicht Bafin. Das Handelsblatt veröffentlicht alle zwei Wochen das sogenannte Insider-Barometer, das aus der Summe aller Kauf- und Verkaufsorders Schlüsse für den weiteren Verlauf in Dax & Co. zieht. Jüngste Tendenz: Vorstände und Aufsichtsräte verkaufen mehr als sie kaufen. Vorsicht also!
Terroranschläge und Naturkatastrophen kommen unerwartet. Politische Konflikte wie aktuell zwischen Israel und dem Iran schwelen meist länger. Entscheidende Wahlen wie jüngst in Russland und in diesem Jahr noch in Frankreich und den USA sind vorhersehbar und haben immer Einfluss auf die Börse. Dabei gilt generell: Wahljahre sind gute Börsenjahre.
Mit Optionsscheinen oder Bonus-Zertifikaten lässt sich zwar aus einem Aufwärtstrend ein noch größerer Profit schlagen. Dies sind jedoch in der Regel Wetten ohne realen Hintergrund. Aktien sind reale Werte.
Vor allem Aktien einzelner Branchen unterliegen immer wieder gewissen Moden. Doch die wechseln wie im realen Leben, und manchmal geht das schneller, als man denkt. Das bekommt gerade die einst angesehene Solarenergie-Branche bitter zu spüren.
Magisches Dreieck der Geldanlage
Liquidität gehört neben der Rendite und der Sicherheit zum sogenannten magischen Dreieck der Geldanlage. Magisch, weil sich nicht alle drei gleichzeitig maximieren lassen. Liquidität bedeutet, Abstriche an der Rendite zu machen, und umgekehrt. Ähnlich geht es beim Zusammenspiel von Sicherheit und Rendite zu. Liquidität und Sicherheit mögen sich ja irgendwie vertragen. Aber wenn EZB-Chef Mario Draghi weiter für Niedrigst-, Null- oder sogar Negativzinsen sorgt, ist es mit der Sicherheit der Liquidität auf dem Konto nicht weit her, zumal wenn die Inflation ans Laufen kommt.
Nebenbei bemerkt: Aus dem magischen Dreieck wird ein noch magischeres Fünfeck, wenn Inflation und Steuern hinzukommen. Das ist alles andere als nur Theorie, das ist die Quadratur des Kreises in Ihrer ganz persönlichen finanziellen Praxis. Sie gelingt natürlich nicht, falls Sie alle Ziele des Fünfecks auf einmal erreichen wollen. Aber sie kann gelingen, wenn Sie den Zeitablauf beachten, das heißt, wenn Sie die Ziele nacheinander verfolgen. Dazu ein paar einfache Beispiele:
Sind Sie erst 20 Jahre alt, geht Rendite – auch in Form von Kursgewinnen – vor Sicherheit. Gründen Sie im Alter von 30 Jahren eine Familie, stehen Sicherheit und Liquidität im Vordergrund. Als Gutverdiener mit 40 Jahren denken Sie daran, Ihre Steuern zu minimieren. Das geht zum Beispiel mit vermieteten Immobilien - aber bitte nicht jetzt, denn deren Preise sind zum größten Teil schon überzogen. Steuerlich interessant ist gerade auf dem relativ niedrigen Preisniveau der Kauf von Goldmünzen und -barren, denn nach einem Jahr Haltedauer bleibt der durch sie erzielte Gewinn steuerfrei.
Mit 50 Jahren denken Sie immer noch an die Steuerminimierung. Gleichzeitig beginnen Sie dynastisch zu denken und zu handeln, also Ihr Vermögen peu à peu auf die Nachfahren zu übertragen. Mit 60 Jahren setzen Sie das fort. Dann wird Ihnen allmählich bewusst, dass das Leben endlich ist, und die Sicherheit – bezüglich Finanzen, Gesundheit, Hobby u.a. - rückt in den Vordergrund. Und je nach dem Grad der Geldentwertung sollten Sie sich ein Leben lang vor der Inflation schützen.
Wer mehr aus dem elektronischen Buch erfahren möchte, klickt am besten diesen Link an: Manfred Gburek - "Von der Kunst finanziell zu überleben"