
Was geschieht gerade an den Börsen, wie geht es weiter? Auf den Punkt gebracht: Solange Anleger weltweit in minimal verzinsliche Anleihen von Staaten flüchten, die sie noch nicht für angeschlagen halten (zum Beispiel Deutschland), solange sie den Schweizer Franken, Gold und Silber in die Höhe und die Aktienkurse in die Tiefe treiben, solange die internationalen Schuldenprobleme nicht wirklich gelöst sind und den Notenbanken bestenfalls Kommentare wie "erhöhte Unsicherheit" einfallen (O-Ton Europäische Zentralbank), so lange bleibt fast alles beim Alten.
Warum kaufen Anleger deutsche Bundesanleihen, obwohl deren Realverzinsung negativ ist? Weil sie dann ihr Geld in Sicherheit wähnen. Dieselbe Antwort drängt sich beim Schweizer Franken und beim Gold auf, beim Silber nur mit Einschränkungen. Wer glaubt, in Wohnimmobilien sicher investiert zu sein, träumt von der Sicherheit in Backsteinen und Beton. Und warum trennen Anleger sich auf einmal massiv von Aktien? Weil sie deren Auf und Ab für ein Zeichen von Unsicherheit halten, und das, obwohl die meisten Aktien außer der Dividendenrendite und der Aussicht auf steigende Kurse auch Substanz verkörpern.
Womit wir, was Aktien betrifft, bei einem entscheidenden Punkt angekommen sind: Ihre Kurse haben sich an den führenden Börsen so lange oben gehalten, wie Aussicht auf steigende Unternehmensgewinne bestand. Diese Phase ist nun beendet. Das heißt, Aktien als Quelle von Renditen und Kursgewinnen legen bis auf Weiteres eine Pause ein. Das geht zwangsläufig mit Kursverlusten einher. Denn jetzt sind institutionelle Anleger, allen voran große Fonds, teilweise zu Aktienverkäufen gezwungen: Zum einen, weil sie sich aufgrund konjunkturbedingt schlechterer Gewinnprognosen für bestimmte Aktien (zum Beispiel Zykliker wie Auto- und Maschinenbauer) von diesen trennen, zum anderen, weil immer mehr Anleger ihre Fondsanteile zu Geld machen, das die Fondsmanager über Aktienverkäufe wieder hereinholen.
Diese Entwicklung hält erfahrungsgemäß so lange an, bis der Verkaufsdruck nachlässt: Einerseits bedingt durch die dann wegen des niedriger gewordenen Kursniveaus nachlassenden Verkäufe von Aktien und von Fondsanteilen. Andererseits bedingt durch Schnäppchenjäger, die Aktien einzusammeln beginnen, sobald deren Kurse unter die ermittelten Substanzwerte gefallen sind. Aktienoptimisten seien indes gewarnt: Wir befinden uns international erst am Anfang einer solchen Entwicklung. Deren Ende ist allein schon deshalb nicht abzusehen, weil Aktientrends, außer von den hier erwähnten rationalen Faktoren, zeitweise – vor allem in Extremsituationen – sehr stark auch von irrationalen Übertreibungen beeinflusst werden.