Geldanlage Billiges Geld treibt Dax auf Rekordhoch

Der Deutsche Aktienindex Dax ist am Mittwoch zu Börsenbeginn auf den höchsten Stand seiner Geschichte gestiegen. Quelle: dpa

Der deutsche Leitindex hat es nach zwei Jahren wieder auf einen neuen Höchststand geschafft – denn Sorgen um Handelskonflikte und einen Krieg im Nahen Osten sind geschwunden.

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Konjunkturoptimismus, Billiggeld der Notenbanken und Entspannung in Nahost: In diesem Umfeld hat der Dax am Mittwoch den Sprung auf ein Rekordhoch nach langem Zögern doch noch geschafft. Am Vormittag stieg der deutsche Leitindex bis auf 13.640 Punkte und ließ damit seine zwei Jahre alte bisherige Bestmarke von 13.596,89 Zählern hinter sich.

Marktexperte Andreas Büchler vom Börsenstatistik-Dienst Index-Radar sieht mittelfristig nun sogar Luft bis in den Bereich um die 14.500 Punkte. Wenngleich der Weg dahin wohl kaum wie an der Schnur gezogen aussehen werde, erklärte er. Der Dax zeigte denn auch am späten Vormittag schon kleinere Ermüdungserscheinungen: Zuletzt notierte er nur noch 0,12 Prozent im Plus bei 13.571,67 Punkten.

Anders als etwa die großen Indizes an der Wall Street fehlte dem Dax lange Zeit die Kraft für einen Sprung auf neue Höhen. Das lag vor allem an den Konjunktursorgen im Zuge des US-chinesischen Handelsstreits, die stark auf Auto- und Chemiewerten lasteten.

Mittlerweile haben die beiden größten Volkswirtschaften aber ein Teilabkommen unterzeichnet. Damit wurden erst einmal geplante Strafzölle ausgesetzt, die das Zeug gehabt hätten, der globalen Wirtschaft weiteren Schaden zuzufügen. Auch daher war an den Märkten wieder Konjunkturoptimismus aufgekommen. Das unterstrichen am Vortag auch die deutlich aufgehellten Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten: So war der Indikator des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung im Januar auf den höchsten Stand seit Juli 2015 geklettert.

Zudem scheint auch die unmittelbare Gefahr eines neuen Krieges im Nahen Osten gebannt, nachdem die zu Jahresbeginn verschärften Spannungen zwischen dem Iran und den USA zumindest nicht weiter eskalierten. Die USA hatten zwar als Reaktion auf iranische Vergeltungsschläge neue Wirtschaftssanktionen gegen das Land verhängt, aber keine weiteren Militärschläge unternommen. „Es scheint fraglich, ob US-Präsident Donald Trump im Wahljahr einen Krieg vom Zaun brechen will“, schrieb Analyst Martin Utschneider vom Bankhaus Donner & Reuschel. Das amerikanische Volk sei „erwiesenermaßen kriegsmüde“.

Positiv wertet Index-Radar-Experte Büchler auch, dass der Dax sich schon recht lange in Schlagdistanz zur alten Bestmarke gehalten habe, ohne deutlich zurückzusetzen. Das sei ein Zeichen der Stärke gewesen. Daher hält Büchler kurzfristig einen Anstieg des Dax im besten Fall bis auf 13.900 Punkten für möglich. Mittelfristig sieht er noch mehr Luft, wobei zwischenzeitliche Rückschläge nicht ungewöhnlich wären. So würde selbst ein Rutsch knapp unter die Marke von 13.000 Punkte dem Experten zufolge kein Porzellan zerschlagen.

Rückenwind könnte dabei auch eine fortgesetzte Rekordrally am US-Aktienmarkt liefern. An der tonangebenden Wall Street erklimmen die wichtigsten Aktienindizes bereits seit Mitte Dezember immer neue Höchststände.

Als Schmiermittel für die Börsen erweist sich insbesondere die Aussicht auf eine weiterhin lockere Geldpolitik der US-Notenbank (Fed). Erst bei einem „signifikanten“ Anstieg der Teuerung werde eine Leitzinserhöhung notwendig, hatte der Fed-Präsident Jerome Powell jüngst gesagt. Niedrige Zinsen lassen Aktien im Vergleich mit festverzinslichen Wertpapieren in einem positiveren Licht erscheinen.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte zudem ihren Krisenmodus verschärft und damit die Börsen weiter angetrieben. So will die EZB mit der Neuauflage der Wertpapierkäufe Konjunktur und Inflation zusätzlich auf die Sprünge helfen. Die überraschende Kursänderung der Notenbanken hin zu einer wieder expansiveren Geldpolitik sorgten an den europäischen Aktienmärkten laut Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, bereits im Verlauf des Jahres 2019 wieder für gute Stimmung.

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