




Nirgendwo in Europa arbeiten so viele Menschen in Eigenregie wie in Griechenland: ein Drittel. Und fast die Hälfte verdient den Lebensunterhalt in einem Betrieb mit bis zu neun Mitarbeitern. Ökonomen sind sich einig, dass Griechenland mehr Großbetriebe braucht, damit die Wirtschaft wachsen kann. Manche der wenigen Konzerne trifft die Krise mit Härte. Titan Cement etwa leidet unter dem Zusammenbruch der Bauindustrie und dem Wegfall ehemaliger Wachstumsmärkte in Nordafrika wie etwa Libyen.
Dem Spielzeughändler Jumbo machen die schwindenden Einkommen in Hellas zu schaffen; allerdings hat die Kette sich inzwischen auch im angrenzenden Bulgarien und auf Zypern breitgemacht.
Folli Follie und Intralot verbuchen Gewinne
Auf die richtigen Auslandsmärkte gesetzt hat Folli Follie. Der Betreiber von Modeläden und Duty-free-Shops handelt mit Kleidung, Schmuck und Accessoires. Der Nettogewinn kletterte 2011 um 7,3 Prozent. Das Unternehmen, das in 28 Ländern aktiv ist, profitiert von der Kauflaune in Russland und China. Mytilineos, ein Mischkonzern, der in den Bereichen Metall, Bergbau und Energie aktiv ist, hat 2011 ebenfalls gute Zahlen eingefahren: Der Umsatz sprang um 62 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro, der Nettogewinn sank leicht auf 42,6 Millionen Euro. Vor allem die Tochter Metka, ein ebenfalls börsennotierter Kraftwerkbauer, an dem Mytilineos zu 57 Prozent beteiligt ist, wird von Analysten positiv bewertet.

Die von Sokratis Kokkalis gegründete Intralot weitet ebenfalls trotz Krise das Geschäft aus. Der Softwareanbieter für Wettveranstalter steigerte den Umsatz 2011 um 7,8 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Allerdings halbierte sich der Gewinn auf 17,7 Millionen Euro. Große Hoffnungen setzt das Unternehmen, das in 53 Ländern aktiv ist, auf die Öffnung des deutschen Sportwettenmarkts, mit der es in diesem Jahr rechnet. Bewegung in der Unternehmenslandschaft steht an, wenn die Regierung mit der Privatisierung von Staatsbetrieben Ernst macht. Noch vor Anfang Mai sollen 29 Prozent der Anteile von Europas größtem Wettanbieter Opap angeboten werden. Auch stehen 35,5 Prozent am Raffineriekonzern Hellenic Petroleum zum Verkauf.
Chancen für Risikofreudige
Für Anleger mit etwas Mut zum Risiko bietet die griechische Börse derzeit gute Chancen. Wegen des lange drohenden Staatsbankrotts und der Angst vor einer Rückkehr zur Drachme sind viele griechische Aktien auf fast schon lächerliche Börsenbewertungen gefallen – wenn die Unternehmen überleben. Für die zehn Firmen in der Tabelle besteht keine akute Pleitegefahr. Die Verschuldung ist überschaubar. Um das Risiko zu minimieren, sollten Anleger aber einen Korb aus sechs bis acht griechischen Werten kaufen und einen Anlagehorizont von mehreren Jahren mitbringen. Dann stehen die Gewinnchancen gut.