Und der Zustrom gibt Schumacher recht, immer mehr Leute wollen Anteile an seiner Brauerei erwerben. Mit den damit verbundenen Risiken geht Schumacher offen um. „Die Leute wissen, dass sie im Falle einer Insolvenz ihr Geld verlieren könnten“. Er baut auf das Vertrauen der Anleger, wer nur ans Geschäfte-machen denke, sei bei ihm an der falschen Adresse. Nach drei Jahren kriegen die Anleger ihr eingezahltes Kapital zurück.
Auf derartige Liebhaberpapiere setzt nicht nur Schumacher. Für die WalderBräu AG aus Königseggwald nahe dem Bodensee waren die Bürger-Aktien sogar der einzige Weg, um zu überleben. Als der oberschwäbischen Brauerei die Schließung drohte, tat sich eine Gruppe von Bürgern zusammen, die Brauerei wurde als Aktiengesellschaft weitergeführt. Bierfreunde können Aktien zu einem Nennwert von 500 Euro zeichnen. Um zu verhindern, dass einzelne Großaktionäre die Geschicke des Unternehmens steuern, wurde die Zahl der Aktien pro Person begrenzt. Mittlerweile gibt es sogar eine Warteliste für Interessenten, erst wenn ein Aktionär seine Papiere verkauft, kann wieder gezeichnet werden. Auch die WalderBräu AG setzt auf die flüssige Dividende. So wollen die Brauereien sicherstellen, dass es sich bei den Aktionären eher um Freunde regionaler Biere als um renditehungrige Anleger handelt.
Das derartige Bürger-Aktien auch dauerhaft eine gute Sache sein können, zeigt das Beispiel der Bürgerbräu Wolnzach AG. Die Bayerische Brauerei wurde 1999 als Aktiengesellschaft mit Bürgerbeteiligung gegründet. Selbst im Ausland fanden sich Aktionäre, die die Aktien zeichnen wollten. Auch eine Kapitalerhöhung hat die Bürgerbräu Wolnzach AG erfolgreich gemeistert. Heute haben rund 1180 Aktionäre die Papiere gezeichnet.
Zwischenfazit: Bier-Aktien mit flüssiger Dividende sind eindeutige Liebhaberpapiere. Anleger müssen sich darüber im Klaren sein, dass sie oft in kleine, junge Unternehmen investieren – das birgt ein gewisses Ausfallrisiko. Ein Blick in die Geschäftszahlen kann also nicht schaden. Dennoch: Wer seine lokale Brauerei unterstützen will und seine Dividende lieber zum Anfassen im Keller hat als auf dem Depotkonto, für den lohnt sich die Bier-Aktie. Ein Ende des Booms um regionale Produkte ist nicht absehbar, und davon dürften auch die regionalen Biere weiter profitieren. Während große Brauereien zur Zeit versuchen, über den Preis Marktanteile zu gewinnen, können sie auf regionale Inhaltsstoffe und Spezialitäten setzen. Und: Welcher Dax-Konzern kann schließlich eine so leckere Dividende zahlen wie die Brauereien? Auch auf den Hauptversammlungen von E.On und Co. gibt es nichts anderes als Bier und Suppe.