Geldanlage Was die besten Vermögensverwalter kaufen

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Tim Schmiel Quelle: Frank Beer für WirtschaftsWoche

Diversifizieren, Geld über den Globus streuen, Anleihen kaufen, das ist ihre Sache nicht. „Ich halte starke Kursschwankungen aus, warum soll ich also auf Performance verzichten, um mich gegen sie abzusichern?“ fragt Wirth. „Weltweite Streuung nutzt nichts, wenn Sie überall zu teuer kaufen“, sagt Piontke. „ Mit dem Dax kaufen Sie die Welt. Ein durchschnittlicher deutscher Konzern verkauft doch heute auf drei bis vier Kontinenten“.

Billig einkaufen kann man immer und überall. Nur kennen muss man seine Unternehmen, auch die in der Provinz, damit man merkt, wann sie billig sind. Das fällt vor der eigenen Haustür leichter. „Ich fühle mich wohler mit einem Unternehmen, das ich in zwei Stunden Zugfahrt erreiche anstatt nach acht Stunden Flug“, sagt Wirth. Ergebnis der Ochsentouren zwischen Göttingen und Stühlingen: „Die Stimmung in den Unternehmen ist klasse“, sagt Piontke, „niemand beobachtet ein Abflauen des Booms“, ergänzt Wirth – und beide singen das Loblied des deutschen Modells von Sozialpartnerschaft und flexiblem Arbeitsmarkt.

Angesichts dieser Erfolge sei der Dax immer noch zu billig, besonders die Nachzügler: Allianz, Münchener Rück, Deutsche Bank. Ebenfalls billig, sagt Wirth, erscheinen einige US-Giganten. Bei einer Microsoft, die für den zehnfachen Jahresgewinn zu haben ist, kann auch ein beinharter Deutschland-Investor schwach werden.

Tim Schmiel

Deutlich vorsichtiger an das Thema Geldanlage heran geht Tim Schmiel. Das mag auch etwas mit Reife zu tun haben: Die Düsseldorfer VM Gruppe ist seit 1986 am Markt. 2,4 Milliarden Euro managt sie für ihre rund 1100 Kunden. „Die meisten sind Unternehmer, die sich ihr Vermögen hart erarbeitet haben“, sagt Schmiel, „die hatten in ihrem Leben schon genügend Risiken.“ Auch seine Kunden wollen natürlich Gewinn machen, niemand bezahle einen Vermögensverwalter für zwei Prozent Rendite vor Steuern und Inflationsausgleich, sagt der 49-Jährige. Vor allem aber geht es ihm um „weitestgehende Verlustvermeidung“.

Das siegreiche Depot im WirtschaftsWoche-Ranking der Kategorie „Dynamisch“, in der neben der Wertentwicklung auch das dafür eingegangene Risiko in die Wertung einfloss, betreut Schmiel seit 1997. Anders als die meisten Geldmanager setzt er zur Risikobegrenzung weniger auf Anleihen, sondern ausgerechnet auf Aktien. Paradox? Keineswegs, sagt er.

Seit dem Lehman-Crash im Herbst 2008 müssten Anleger umdenken. Anleihen und Bankschuldverschreibungen, jahrzehntelang renditearm, aber bombensicher, seien heute teils gefährlicher als Aktien. Die Finanz- und Schuldenkrise habe gezeigt, dass auch Staatsanleihen drastisch im Wert fallen können. „Das Chance-Risiko-Profil der meisten Staatsanleihen ist nicht mehr optimal, vorsichtig ausgedrückt“, sagt Schmiel.

Dahinter steckt nicht nur die Sorge vor einer neuen Eskalation der Krise in Südeuropa. Schmiel rechnet in den kommenden Jahren auch mit höherer Inflation. Darunter würden vor allem die Kurse lang laufender Anleihen leiden, weil ihre fixen Zinsgutschriften durch den Preisauftrieb real entwertet werden.

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